4 Tage in Porto: entspanntes Städtchen mit morbidem Charme

Ich bin schon etliche Male am Flughafen von Porto angekommen und von dort auch wieder losgeflogen. Doch bis auf den Airport hatte ich von Portugal bisher noch nichts gesehen, da ich immer nur auf Durchreise war. Dabei ist das LaInd ja schon länger in aller Munde. Und so verbrachte ich im Oktober vier Tage in diesem wirklich schönen Städtchen – bei bestem Sonnenschein und Temperaturen um die 25 Grad! Kurz zur geographischen Lage: Porto liegt im Nordwesten des Landes, da wo der Fluss Douro in den Atlantik mündet. Mit ungefähr 215.000 Einwohnern ist es von einer Großstadt weit entfernt. Das macht es aber erst recht entspannt, denn die interessanten Viertel sind fußläufig erreichbar. Ich würde dir vorschlagen, einfach ohne genauen Plan bergauf und bergab durch die Gassen zu laufen und dich treiben zu lassen. Denn so entdeckst du am meisten – angefangen von wunderschönen Kachel-Fassaden über kreative Street-Art (vor allem an den Stromkästen) bis hin zu originellen Läden und Stores.

Kennt ihr eigentlich die zu Portugal gehörende Insel Madeira? Die ist auch auf jeden fall einen Besuch wert.

Einfach der Nase nach, bergauf, bergab

Was ich so richtig entspannt an Porto fand, war die Tatsache, dass es dort keine Weltwunder gibt, also nichts, was du unbedingt sehen musst. Je nachdem, wofür du dich interessierst, gibt es natürlich etliche Sehenswürdigkeiten: viele Kirchen, Museen etc. Was ich ganz beeindruckend fand, war der alte Bahnhof Porto Sao Bento mit seinen vielen Azulejos, also Bildern aus quadratischen, bunt bemalten Keramikfliesen. An dem kommst du sowieso vorbei, denn er liegt mitten in der Stadt. Ich war auch in der Buchhandlung Livraria Lello, die Joanne K. Rowling in Sachen Harry Potter inspiriert haben soll. Es ist wirklich ein sehr, sehr schöner Buchladen. Aber: Du musst 4 Euro Eintritt zahlen und quetscht dich dann mit viel zu vielen Menschen durch die Gänge und die Treppe rauf und runter. Fand ich jetzt nicht so lohnenswert. Einen der besten Blicke über Stadt, Fluss und Brücke hast du vom Kloster Mosteiro da Serra do Pilar am oberen Brückenende. Ansonsten: einfach der Nase nach! Es gibt so viele Details zu entdecken. Während sich in den Erdgeschossen der alten Gebäude meistens liebevoll eingerichtete Bars und kleine Läden verbergen, wird dir auffallen, dass die oberen Stockwerke häufig leer stehen. Die Fassaden bröckeln überall, auf den kleinen Balkonen mit den kunstvollen Schmiedeeisengittern stehen keine Menschen, hinter den Fenstern: gähnende Leere. Verfallene Schönheiten …

die alten Gebäude in Porto

Ein Blick die alten Gebäude hoch lohnt sich – überall gibt es was zu entdecken.

Am, über und auf dem Fluss

Den Douro kannst du gar nicht übersehen. Er trennt Porto vom Nachbarstädtchen Vila Nova de Gaia, da wo auch die ganzen Portwein-Kellereien sind. Früher wurden auf ihm die Fässer aus dem Weinanbaugebiet verschifft. Alte Transportboote liegen noch heute auf dem Wasser, dienen jetzt aber als Werbefläche für die einzelnen Portwein-Kellereien. Über den Fluss führt die Bogenbrücke Ponte Dom Luis I. Auf zwei Ebenen kannst du sie überqueren und ich würde dir empfehlen, auch unbedingt ganz oben langzugehen, denn der Blick ist noch mal ein ganz anderer (und der Nervenkitzel auch). Auf der unteren Ebene war es zu der Zeit, als ich in Porto war, offensichtlich für einige einheimische Teenies Mode, vom Geländer ins Wasser zu springen – natürlich nicht ohne vorher die anwesenden Touristen heiß zu machen und nach Geld zu fragen. „No money, no jump!“ lautete das Motto, ich glaub, die haben ganz gut was zusammenbekommen. Da wo ein Fluss ist, ist ja auch bekanntlich eine Bootsfahrt nicht weit entfernt. Entlang des Douro gibt es auf beiden Seiten unzählige Anbieter. Ich habe mich zu einem „Six-Bridges-Cruise“ hinreißen lassen. Dauerte eine Stunde und kostete 15 Euro. Naja, es war ganz nett, paar schöne Aussichten dabei – aber vor allem war es total windig, denn es war bereits gegen Abend und es wurde langsam kühl.

Essen und Trinken

Restaurants und Bistros findest du in Porto an jeder Ecke. Oft gibt es mittags Menüangebote, schon ab 5 Euro inklusive Getränk und zwei Gängen. Richtig schön sitzt du am Ufer des Douro – aber hier sitzen natürlich auch die ganzen Touristen. Auf der Altstadtseite gibt es unzählige Läden, alle mit schönem Blick auf den Fluss. Hier findest du von der Shisha-Bar über die typischen Touri-Bars bis hin zum teuren Fischrestaurant alles. Ein Laden hat es mir direkt am ersten Tag angetan und ich bin – zumindest für einen Drink – jeden Nachmittag oder Abend da hin: Peter Café Sport. Es ist ziemlich am Ende der Promenade, kurz vor der Brücke: nette Bedienung, leckere Snacks, faire Preise, Live-Musik. Straßenmusiker scheinen in Porto sowieso in zu sein. Von irgendwoher wehte immer Musik rüber, mal ein Saxophonist, mal ein Gitarrenspieler. Mir hat’s gefallen! Viele nette Restaurants und Bistros gibt es auf der Rua das Flores, die sowieso eine der schönsten Straßen ist! Einen Drink mit Aussicht von oben gibt es in der Weinbar Esplanada, die liegt genau über der Bergstation der Seilbahn in Vila Nova da Gaia.

Fässer über Fässer, Portwein- Verkostung

Fässer über Fässer … nach der Führung durch die Kellerei winkt eine Portwein-Verkostung!

Lecker, Portwein!

Klar, wer an Porto denkt, denkt an Portwein. Immerhin kommt das leckere Tröpfchen auch daher. Auf der anderen Seite des Flusses Douro, in der Vila Nova de Gaia, reiht sich eine Portwein-Kellerei neben die andere. Sandemann und Cálem gehören sicher zu den bekanntesten, aber es gibt noch mindestens 30 weitere. Ich gab der etwas versteckt liegenden Taylor’s Kellerei meinen Zuschlag und machte dort für 12 Euro eine Führung. Was heißt Führung, es gab einen Audioguide, sogar auf Deutsch, und dann konnte ich allein losziehen: durch die Fasskeller, vorbei an vielen Schautafeln und Fotos und allerlei historischen Kellereigeräten. Das ewig lange Gewölbe mit hunderten von Fässern fand ich am besten. Wer will, erfährt bei diesem Rundgang tatsächlich alles über Portwein und seine Herstellung, nach einer Stunde ließ meine Konzentration jedoch rapide nach und ich wollte endlich zur Verkostung, die nebenan in einem wunderschönen englischen Garten stattfand. Es liefen sogar Pfauen herum. Im Preis inbegriffen waren zwei Gläser Portwein, ein weißer und ein roter und beide superlecker.

Shoppen, Bummeln, Souvenirs

In Porto gibt es an jeder Ecke Souvenir-Shops und fast überall gibt es dieselben Sachen zu kaufen, allem voran natürlich Azulejos, die kleinen Kacheln. Im Mercado do Bolhao shoppt es sich zumindest in einem besonderen Ambiente. Das neoklassizistische Gebäude hat seine besten Tage zwar hinter sich, aber ist trotzdem noch beeindruckend. Hier gibt es neben Andenken auch frischen Fisch, Gemüse, Käse, Fleisch und Hühner. Ein anderes Viertel, in dem es sich gut bummeln lässt, liegt nördlich und westlich der populären Buchhandlung Livraria Lello. Hier gibt es kleine Läden, Pop-Up-Stores und Geschäfte, in denen du zwar für Portugal typische, aber hochwertige Produkte erhältst. Einige von den Läden befinden sich in unglaublich schönen Gebäuden mit riesig hohen Wänden! Hier in der Ecke gibt es übrigens auch eine Menge Bars und Clubs für den Abend. Oder besser für die Nacht, die Portugiesen beginnen ja etwas später.

Tolle Aussichten in Porto

Tolle Aussichten: Ob du mittendrin steckst oder einen Blick von oben wirfst – Porto ist einfach ein schönes Städtchen!

Fazit: Lohnt sich ein Trip nach Porto?

Auf jeden Fall! Die Stadt ist von fast überall aus mit Ryan Air gut und günstig zu erreichen. Vom Flughafen bringt dich die Metro in 25 Minuten ins Zentrum. Das Preisniveau ist verglichen zu Deutschland niedrig. Perfekt, um hier also ein verlängertes Wochenende zu verbringen und südeuropäisches Flair zu genießen. Als kleinen Übernachtungstipp kann ich dir auch noch das Rivoli Cinema Hostel mit auf den Weg geben: Es liegt absolut zentral, hat eine tolle Dachterrasse und für ein Bett in einem Frauen-Vierer-Zimmer habe ich 17 Euro bezahlt, inklusive Frühstück. Ich werde auf jeden Fall noch einmal wiederkommen und dann auch meine richtige Kamera mitbringen, denn ich finde Porto unglaublich fotogen – gerade weil es so ein bisschen runtergerockt, verfallen und marode ist. Wahrscheinlich wird es nicht mehr lange so bleiben, denn als ich da war, wurde an jeder Ecke gebaut oder renoviert.

Warst du auch schon mal in Porto? Wie waren deine Erfahrungen?

 

Ulrike hat rund 15 Jahre Reiseerfahrungen, viele schöne Erinnerungen und immer neue Ideen im Gepäck. Nachdem ihr der Jakobsweg 2016 eine neue Richtung gewiesen hat, arbeitet sie seit Anfang 2017 als freiberufliche Redakteurin – hauptsächlich von Deutschland aus, aber immer auf der Suche nach interessanten Reisezielen und neuen Herausforderungen. Mehr unter www.ulrikekraenz.de.

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