Wildes, grünes und sagenumwobenes Spanien: die Provinz La Coruña in Galicien

Im letzten Jahr habe ich viel Zeit in Nordspanien in Galicien, insbesondere in der Region La Coruña verbracht. Ohne den Jakobsweg hätte es mich wohl niemals in meinem Leben in diese Ecke verschlagen. Klar, Santiago de Compostela, das hatte ich auch vorher schon gehört, mehr aber auch nicht.

Galicien (Spanien)

Je häufiger ich dann da war, desto mehr habe ich diesen wilden und grünen Landstrich lieben gelernt. Hier am nordwestlichen Zipfel Spaniens gibt es mit Santiago de Compostela, La Coruña, der Provinzhauptstadt, und Ferrol zwar auch ein wenig urbanes Flair, doch die eigentlichen Gründe, warum du hierher kommen solltest, sind die unberührte Natur und die wilde Küste!

Pilgerluft schnuppern

Alle Jakobswege führen am Ende nach Santiago de Compostela. Sowohl Stadt als auch Kathedrale sind wirklich sehenswert, manchmal kann es aber auch zu viel werden, was die Pilger angeht. Wenn du im Sommer in die Stadt kommst, wirst du dich als Nichtpilger sicher wie ein Außenseiter fühlen. Sogar im Winter begegnest du den Wanderern mit der Jakobsmuschel am Rucksack noch vereinzelt. Von der Kathedrale aus gehen viele noch weiter nach Finisterre zum Ende der Welt und nach Muxía. Wenn du also auch Lust hast, ein wenig Pilgerluft zu schnuppern, kannst du dich ebenfalls auf den Weg machen. Bis Finisterre sind es nur vier Tage, 30 weitere Kilometer von da aus bis Muxía. Die Strecken sind wunderschön! Es ist kein Problem, in Santiago eine Credencial zu bekommen, denn nur mit diesem Stempelbüchlein darfst du in den offiziellen Herbergen übernachten. Es gibt aber auch genügend Hostels um die 10 Euro pro Nacht sowie Pensionen. Sowohl Finisterre als auch Muxía sind absolut sehenswerte Fischerdörfchen mit Stränden, einem Leuchtturm, einem Hafen, vielen Bars und Herbergen. Wenn du allerdings noch mal vorhast, den ganzen Jakobsweg zu gehen (was ich nur empfehlen kann!), solltest du dieses letzte Stück nicht vorwegnehmen.

Go North! Spaniens nördlichster Punkt liegt in der Region Galicien und ist ein wunderbarer Ort.

An der Todesküste

Wie gesagt, ein Faible fürs Wandern, die Natur und den wilden Atlantik kann nicht schaden, wenn du in der Region La Coruña unterwegs bist. Einen Weg, den ich bisher noch nicht gegangen bin, der aber auf jeden Fall noch auf meiner Bucket List steht, ist der „Camino dos Faros“ – der Weg der Leuchttürme. Er startet in Malpica und endet am Kap Finisterre (oder umgekehrt) und ist etwa 200 Kilometer lang. Es geht immer die Costa da Morte, die Todesküste, entlang und wie der Name vermuten lässt, kommst du an vielen Leuchttürmen vorbei. Die wurden alle nicht ohne Grund gebaut, denn der Atlantik zeigt sich hier mit seiner vollen Kraft. Die Wellen peitschen unaufhaltsam und kraftvoll an die Felsen, mit Sicherheit kein Ort zum Baden! Viele Schiffe sind in den letzten Jahrhunderten hier zu Bruch gegangen – daher auch der Name. Steilküsten, das wilde Meer, legendäre Geschichten dazu und kleine Fischerdörfchen haben mich schon immer angezogen, deshalb möchte ich die Strecke auch auf jeden Fall noch gehen. In Muxía und Finisterre, zwei der Stationen auf dem „Camino dos Faros“, war ich ja auch schon.

Zum nördlichsten Punkt

O Porto de Bares ist ein kleines Fischerdorf auf der Halbinsel Estaca de Bares im Norden Galiciens. Von hier aus kannst du das Kap weitestgehend zu Fuß erkunden. Es gibt Aussichtspunkte, Wege und Straßen die Küste entlang und natürlich solltest du unbedingt bis zum Punta Estaca de Bares gehen. Dort steht ein Leuchtturm und wenn du an ihm vorbei gehst, befindest du dich am nördlichsten Punkt Spaniens! Hier kannst du über die steilen Felsklippen klettern und dir ein schönes Aussichtsplätzchen suchen, während unter dir der Atlantik tobt und die Wellen mit voller Kraft an Land schlagen. Es ist wirklich ein beeindruckender Ort! Westlich vom Kap, an der Küste der Provinz Ortigueira wartet auch direkt das nächste Highlight auf dich: „el banco mas bonito del mundo“, also die schönste Bank der Welt! Ich musste darüber ein wenig lächeln. Die Bank selbst ist gar nichts Besonderes, aber es geht natürlich mehr um den einzigartigen Ausblick, den du hast, wenn du dich auf ihr niederlässt. Die Gegend im Norden ist sehr ländlich, ohne Auto wird es hier bestimmt schwierig. Übernachtet habe ich übrigens in der Albergue O Abeiro de Mañon – eine tolle und sehr günstige Unterkunft im Nirgendwo mit einer äußerst geselligen Herbergsmutter.

„Die schönste Bank der Welt“ lautet der Name dieser Sitzgelegenheit.

Keltische Musik statt Latino-Rhythmen

Galicien erinnert mehr an Irland oder Schottland als an Spanien. Das Klima ist rau und es regnet viel. Deshalb ist alles schön grün. Mehrfach fielen die Kelten ab dem 7. Jahrhundert vor Christus in die Region ein und haben bis heute ihre Spuren hinterlassen. Es gibt viele keltische Riten, Geschichten um Hexen und Geister und steinzeitliche Megalithen. Einmal im Jahr findet im Ort Ortigueira das kostenlose Keltische Musikfestival in traumhafter Kulisse am Meer statt, zu dem inzwischen weit mehr als 100.000 Leute aus der ganzen Welt kommen. Da wird vor allem musiziert, unter anderem mit Gaitas, den spanischen Dudelsäcken, Harfen und Flöten. Das ganze Jahr über hast du aber in allen Städten und Dörfern die Möglichkeit, die traditionelle Musik zu erleben. Was die Dudelei auf den Gaitas angeht – ich brauche die nicht andauernd …

Ein paar praktische Infos

Egal wohin du nach Galicien gehst, überall ist es vergleichsweise erschwinglich. Ob Unterkunft oder Essen, hier musst du nicht viel Geld ausgeben, um gut zu schlafen und fantastisch zu essen. Vielleicht solltest du nicht unbedingt im Sommer kommen, da ist nämlich auch die Hochsaison der Pilger. Dann kann es zum einen recht voll werden und zum anderen könnte es sein, dass sie dir irgendwann auf den Keks gehen (so ging es mir zumindest manchmal und ich bin selbst ein Pilger!). Vor allem in Santiago wird es schwierig, ihnen zu entkommen, denn alle Shops, Unterkünfte und Restaurants sind ebenfalls auf die Wandersleute ausgerichtet. Außerdem musst du ewig anstehen, um einen Blick in die Kathedrale werfen zu können, das ist in der Nebensaison deutlich entspannter. Wenn du Meeresfrüchte magst, gehört Pulpo (Tintenfisch) auf jeden Fall mal auf deinen Teller. Überall in der Region findest du außerdem mittags, und manchmal auch abends, das „Menú del dia“: Für etwa 8 bis 10 Euro bekommst du sowohl eine Vorspeise, ein Hauptgericht und ein Dessert als auch Brot und ein Getränk, oft sogar eine Flasche Wein. Das beste Bier ist meiner Meinung nach Estrella Galicia, einer der leckersten Weißweine der Albariño. Am besten kannst du dir unseren Artikel über die besten Apps für Reisende anschauen.

Der „Camino dos Faros“ führt an den vielen Leuchttürmen der Küste Galiciens vorbei.

Galicien – wie kommst du am besten hin?

Ja, das ist in der Tat nicht so einfach. Santiago de Compostela, Hauptstadt von Galicien, hat zwar einen Flughafen, wird aber von Deutschland aus nicht besonders oft oder günstig angeflogen. Ryanair startet von Frankfurt Hahn aus zweimal die Woche da hin – ich habe nicht selten einen Flug für unter 20 Euro ergattert! Ansonsten besteht auch die Möglichkeit, nach Porto zu fliegen, und von da aus mit dem Bus nach Galicien zu fahren. Das ist zwar schon ein wenig umständlich, aber naja, der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Und solltest du noch nicht in Porto gewesen sein, kannst du das prima mit einem Kurzurlaub in dem schönen portugiesischen Städtchen verbinden! In Galicien selbst kommst du natürlich am bequemsten mit einem Mietwagen von A nach B. Es fahren aber auch Züge und Busse. Im Prinzip besitzen selbst kleine Dörfchen eine Haltestelle, jedoch kommt der Bus nicht besonders oft vorbei. Da musst du dann schon ein wenig planen. Meine Erfahrung war aber, dass die öffentlichen Verkehrsmittel zumindest pünktlich waren!

An welche Region Spaniens hast du dein Herz verloren?

 

Ulrike hat rund 15 Jahre Reiseerfahrungen, viele schöne Erinnerungen und immer neue Ideen im Gepäck. Nachdem ihr der Jakobsweg 2016 eine neue Richtung gewiesen hat, arbeitet sie seit Anfang 2017 als freiberufliche Redakteurin – hauptsächlich von Deutschland aus, aber immer auf der Suche nach interessanten Reisezielen und neuen Herausforderungen. Mehr unter www.ulrikekraenz.de.

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