amazonas Archives - Reiseblog Travelicia Thu, 03 Nov 2022 21:04:23 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.2 Eine Kindheit im Amazonas: Interview mit Catharina Rust https://www.travelicia.de/kindheit-im-amazonas/ https://www.travelicia.de/kindheit-im-amazonas/#comments Thu, 15 Oct 2015 07:28:41 +0000 https://www.travelicia.de/?p=15117 Catherina Rust hat ihre Kindheit im brasilianischen Urwald verbracht. Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr wuchs sie bei den Aparai-Wajana-Indianern auf und lernte als erste Sprache Aparai. Heute lebt sie mit ihrer Familien in Berlin und arbeitet als Journalistin. Was hast Du nach deiner Rückkehr nach Deutschland empfunden? Zunächst spannend nach einer so weiten...

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Rust_© Studio Jim Rakete2Catherina Rust hat ihre Kindheit im brasilianischen Urwald verbracht. Bis zu ihrem sechsten Lebensjahr wuchs sie bei den Aparai-Wajana-Indianern auf und lernte als erste Sprache Aparai. Heute lebt sie mit ihrer Familien in Berlin und arbeitet als Journalistin.

Was hast Du nach deiner Rückkehr nach Deutschland empfunden?

Zunächst spannend nach einer so weiten Reise, in ein neues- mir fremd vorkommendes Land- zu kommen. Das ist natürlich aufregend, besonders für ein Kind. Erst als mir klar wurde, dass ich wohl in Deutschland bleiben würde und vielleicht nie mehr in den Urwald zurück kehren durfte, fiel ich in eine Art Trauer. Es hat gedauert, bis ich mich damit abgefunden habe.

Danach habe ich Deutschland kritischer betrachtet. Das Land kam mir ein wenig kühl vor, die Menschen schienen mir ernster und verschlossener. Vieles kam mir berechnend vor. Mir fiel auf, dass jeder so viel wie möglich für sich selbst haben wollte und nicht gerne teilte. Das hatte ich im Urwald anders erlebt. Mir fehlte die gewohnte Gemeinschaft und mein vertrautes Umfeld.

Was vermisst du heute noch?

Dieses Kindheitsgefühl vollkommener Unbekümmertheit. Eine Gemeinschaft, die so eng zusammen lebt, arbeitet und dennoch Zeit hat ihre Kultur zu leben. Die fast ohne Hierarchien und im Grunde genommen mit wenig Besitz auskommt. Diesen speziellen Humor, also die Fähigkeit, über fast alles lachen zu können, auch wenn das eigentliche Leben mitunter recht beschwerlich ist. Ich vermisse auch das Leben im Einklang mit der Natur. So etwas gibt es heute ja gar nicht mehr. Und dann noch: diese grandios schönen Sonnenaufgänge.

Gibt es bestimmte Auslöser, durch die du dich an die Zeit im Regenwald erinnerst?

Neulich war ich mit Freunden am See und wir saßen in der Abendsonne auf einem alten Holzsteg. Auf einmal stieg mir dieser Duft in die Nase: aufgewärmtes, brackiges Seewasser, vermodertes Holz, dazu das warme Licht des Spätsommers. Ein totales Deja-Vue-Gefühl. Plötzlich saß ich an meinem Kindheitsfluss. Bei einer Bekannten aus Afrika gab es mal Süßkartoffelauflauf. Der hat ganz ähnlich geschmeckt, wie die „Nappis“ damals, sehr ähnlich gewürzt. Eine geschmackliche Erinnerung.

Als ich vor rund einem Jahr meine alten Hängematten ausgepackt habe, kam mir auf einmal die ganze Geschichte in den Kopf, wie ich sie bekommen hatte und welche Empörung eine „Industriehängematte“ aus der Stadt bei Großmutter Antonia ausgelöst hatte. Die hat sie dann so lange umgeknüpft und Fäden heraus getrennt, bis sie indianischer aussah. Solche starken Erinnerungen kommen aber nur hoch, wenn es einen konkreten Auslöser gibt.

Was war Deine Lieblingsbeschäftigung als Kind?

Ich glaube ich habe mich am liebsten in Antonias Nähe aufgehalten und war dann froh, wenn sie mich Baumwolle spindeln ließ und mir dabei Geschichten erzählte. Dann natürlich das Baden im Fluss. Welches Kind badet nicht gerne? Und dann noch in dieser schönen Natur, umgeben von vielen anderen, die sich am Wasser aufhalten. Dann natürlich das gemeinsame Mahl mit meiner indianischen Großfamilie. Nie wieder hat das Essen so viel Freude gemacht.

Was erzählst Du deiner Tochter über deine Kindheit?

Als meine Tochter jeweils so alt war wie ich damals im Urwald, kam vieles zurück und da habe ich ihr natürlich einiges erzählt. Am meisten ging der Impuls von ihr aus. Sie löcherte mich mit Fragen und ich konnte dann relativ spontan antworten. Auch über Dinge, die mir nicht wichtig erschienen waren.

Inzwischen ist meine Tochter aber in einem Alter, wo sie im Urwald nicht mehr Kind wäre. Sie müsste bei den Haushaltspflichten helfen, vieles erlernen und könnte nicht mehr mit den anderen Kindern spielen. Vermutlich würden spätestens jetzt die Verhandlungen gemacht, welchem Ehemann sie zur Frau gegeben würde. Indigene Mädchen heiraten oftmals sehr früh. Nicht selten bekommen sie mit 13-14 Jahren ihr erstes Kind. Dieses frühe Erwachsen werden müssen, würde ich meiner Tochter wohl eher nicht wünschen.

Würdest du deiner Tochter eine ähnliche Erfahrung wünschen?

Ich war schon ein wenig traurig, darüber dass meine Tochter nicht in einem vergleichbar freien und natürlichen Umfeld aufwachsen konnte wie ich damals.

Oder so wie einige Freunde von mir, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind, das ist ja durchaus vergleichbar. Und ich habe mich so manches mal gefragt, ob es so etwas wie die ideale Kindheit überhaupt geben kann. Meine war schon nah dran, aber natürlich war auch im Urwald nicht alles nur ideal für ein Kind. Ich war einige Male sehr krank und ich hätte meine Tochter nicht den gleichen Risiken ausgesetzt, wie meine Eltern mich als Kind.

Aber klar, ich finde es schon schön, wenn Kindern nicht ständig ihren Helikopter-Eltern ausgesetzt sind und nicht diesen Druck aushalten müssen, den viele Kinder hierzulande von früh an ertragen müssen.

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Was war das ungewöhnlichste, das du im Dschungel gegessen hast?

Ich habe so ziemlich alles gegessen, was die Menschen um mich herum auch gegessen haben. Und ich hatte keinerlei Berührungsängste. Es gab kaum etwas, was ich nicht probiert hätte. Für mich war es also nicht ungewöhnlich, Affen, Tapiere, Tukanos, Eidechsen, Schildkröteneier, Krokodile, geröstete Ameisen, Kokos-Engerlinge, Kaulquappen oder Gürteltier zu essen. Nur Schlangen mochte ich nicht. Für hiesige Verhältnisse klingt das ungewöhnlich, aber es kam mir als Kind normal vor.

Erst als ich hier mal jemandem erzählte, dass ich als Kind besonders gerne Affenfleisch gegessen habe, erntete ich einen ziemlich entsetzten Blick. Möglicherweise findet man das hierzulande ekelhaft, weil es nicht zu unserem Umfeld passt. Aber Menschen finden es barbarisch, Affen zu essen, während es selbstverständlich erscheint, dass Affen (wie andere Tiere) in Tierversuchen für die Pharma- oder Kosmetikindustrie grausam gequält werden.

Und was ist ekelhaft daran, wenn Menschen in ihrem natürlichen Umfeld jene Tiere essen, die sie in freier Wildbahn jagen? Sie essen nichts in großen Mengen. Und es gibt schließlich auch nicht jeden Tag Fleisch. Heutzutage esse ich dafür kaum noch Fleisch. Indigene fänden es hingegen ungewöhnlich vegetarisch zu leben.

Ich finde es viel bedenklicher, dass wir hier in einer Gesellschaft leben, die sich an die Tatsache gewöhnt hat, eine Massentierhaltung unter schlimmsten Bedingungen zu betreiben. Dass Nahrung vor allem billig und immer verfübar sein muss. Ganz gleich, welche Konsequenzen das mit sich bringt. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen darauf achten, unter welchen Bedingungen Nahrung produziert wird.

Was ist das, was du am Leben außerhalb des Dschungels am meisten schätzt?

Fließendes Wasser aus dem Wasserhahn. Nichts ist anstrengender, als jeden Tag Kessel voller Fluss Wasser den Hang hoch zu schleppen. Besonders in der Trockenzeit. Die Tatsache der Medizinischen Betreuung, die einem zu jeder Tageszeit und in jeder Lebenslage ganz automatisch zur Verfügung steht. Immer Nahrung zu haben, nicht darum bangen zu müssen, ob auch morgen noch genug zum Essen da ist. Ich denke mal, dass wir das alles viel mehr schätzen sollten, weil es vielen Menschen auf der Welt nicht automatisch zuteil wird.

Hast du Gewohnheiten oder Gebräuche mit in deine heutigen Alltag genommen?

Ich esse besonders gerne scharf und ich sitze gerne am Feuer. Selbst wenn keine Feuerschale oder kein Kamin in der Nähe ist, zünde ich an jedem Abend viele Kerzen an. Vielleicht ist es ja nur ein Tick, vielleicht aber auch verbunden mit der Gewohnheit aus frühster Kindheit, jeden Abend am großen Lagerfeuer zu sitzen. Generell machen wir viel Kunsthandwerk zu Hause, auch so eine Sache: Dinge, die man schön findet, für sich oder für andere selber zu fertigen, so bald man Muße dazu hat. Ausserdem versuche ich so nachhaltig wie möglich zu leben, sofern es innerhalb meines Umfelds realisierbar ist.

Was können wir von den Aparai lernen?

Von der damaligen Lebensweise her betrachtet: das Leben im Einklang mit der Natur. Eine nachhaltige Lebensweise, beinahe ohne Abfälle, weil alles was verwendet wird, auch wieder in den Naturkreislauf einfliessen zu lassen. Ein Dorf niemals so groß werden zu lassen, dass es sich nicht mehr durch seine natürliche Umgebung ernähren kann.

Nach rund 6 Jahren weiter zu ziehen, damit sich die Natur dort, wo das Dorf einstmals seinen Sitz hatte, wieder erholen kann. Das alles hat sich natürlich verändert. Die Gemeinschaften werden notgedrungen immer sesshafter, immer größer, das natürlich Umfeld schwindet und damit verringern sich auch die Rückzugsmöglichkeiten. Von den alten Aparai konnte man durch die Geschichten über die Vergangenheit sehr viel lernen. Heute werden diese Geschichten nicht mehr erzählt. Jetzt müssen sich die Menschen neuen Herausforderungen stellen. Vielleicht könnten wir lernen, mit weniger Rohstoffen auszukommen? Das würde auch den Aparai , wie den anderen Völkern der Regenwälder enorm helfen.

Was ist deiner Ansicht nach wichtig, um sich auf fremde Kulturen einlassen zu können?

Nicht alles zu vergleichen und bewerten, sondern sich auch mal in Ruhe auf andere Sitten und Gebräuche einzulassen. Zu lernen und die Fähigkeit zu staunen und nicht den Gelehrten oder den Allwissenden zu miemen. Oder den Überlegenen. Freude, Neugier und Offenheit sind meines Erachtens wichtig. Die Fähigkeit, sich auf eine Lebensweise gänzlich einzulassen, ohne die Hintergedanken im Kopf: gleich twittere oder blogge ich darüber, bald schreibe ich einen wissenschaftlichen Aufsatz mit dem ich mich profilieren kann oder eine Reisereportage darüber.

Wer die ganze Zeit hinter der Kamera hängt, oder sich Notizen macht, hat den eigentlichen – den unmittelbaren- Augenblick total verpasst. Das ungefilterte Erlebnis ist durch nichts zu ersetzen. Auch ist es meiner Meinung nach wichtig, nicht immer nur für ein paar Wochen oder ein paar Monate an einem Ort zu sein. Manches benötigt unendlich viel Zeit und vor allem Geduld.

Reist du heute noch oft?

Ich reise für mein Leben gerne. Aber eben nicht im Sinne von typischen Urlaubsreisen mit Hotels und Ausflügen. Das ist auch mal schön, aber noch wertvoller sind für mich Reisen, auf denen man einen tieferen Einblick in eine andere Welt bekommt.

Bist du noch mal zu dem Aparai Stamm zurückgekehrt, bei dem du aufgewachsen bist?

Ja, mit Anfang zwanzig. Und ich hatte das einmalige Glück, auch noch meine indianischen Wahl-Großeltern sehen zu dürfen und bei ihnen wohnen zu können. Das war unglaublich bewegend. Ich habe so vieles wieder gesehen, so vieles gehört und erlebt und erzählt bekommen aus meiner Kindheit. Aber vieles von dem, was sich verändert hatte, hat mich auch sehr nachdenklich gestimmt.

Was würdest du sagen, ist das wichtigste dass du im Dschungel gelernt hast?

Demut vor dem Leben vielleicht? Mir wurde immer eingebläut, dass jederzeit etwas passieren kann.

Dass nichts um uns herum selbstverständlich ist.

Zur Not auch mal mit weniger auszukommen, ohne dabei unglücklich zu sein. Wie fragil unser Leben ist und wie sehr wir von der Natur abhängig sind. Dass hat die westliche Welt vollkommen vergessen und es wird hoffentlich eine Zeit kommen, wo wir uns darauf zurück besinnen.

Was würdest du Reisenden empfehlen, die den brasilianischen Regenwald besuchen wollen?

Sich zuvor ausreichend medizinisch beraten zu lassen, incl. Impfschutz, der die Einheimischen aber nicht gefährdet. Nicht in Gebiete zu gehen, wo Völker leben, die ansonsten wenig oder gar kein Kontakt zur Außenwelt haben. Ich kann die Faszination verstehen, aber sie gefährdet das Leben der Menschen vor Ort. Ausreichend Sonnen- und Mückenschutz. Nichts an Ausrüstung oder Proviant mit zu nehmen, was anschließend als Müll in der Natur zurück bleibt.

Generell habe ich ein Problem mit so genannten Menschensafaris. Auf der einen Seite ist es schön, wenn sich Menschen für den Regenwald begeistern und eine sanfte Form von Öko-Tourismus trägt möglicherweise auch dazu bei, den Regenwald zu erhalten, auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob wir es selber so schön finden würden, wenn Horden von fremden Touristen plötzlich durch unsere Vorgärten ziehen oder uns 50 Leute beim Capucchino trinken fotografieren wollen.

Danke an Catharina für das Interview. Den Hinweis auf die Ausrüstung und den Mückenschutz hätte ich vor meinem Tripp in den Amazonas brauchen können. Für’s nächste Mal weiss ich jetzt mehr!

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Amazonas Brasilien: Guide & Gefahren für Backpacker https://www.travelicia.de/amazonas-brasilien/ https://www.travelicia.de/amazonas-brasilien/#comments Mon, 16 Feb 2015 02:07:21 +0000 https://www.travelicia.de/?p=13656 Als Brasilien als mein nächstes Reiseziel feststand ist mir natürlich auch der Amazonas in den Sinn gekommen. Das wäre er dir doch bestimmt auch oder? Bisher war ich schon ein paar Mal im Regenwald zum Beispiel am Cape Tribulation in Australien, im Tortuguero Nationalpark in Costa Rica oder in Tikal in Guatemala und...

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Als Brasilien als mein nächstes Reiseziel feststand ist mir natürlich auch der Amazonas in den Sinn gekommen. Das wäre er dir doch bestimmt auch oder?

Bisher war ich schon ein paar Mal im Regenwald zum Beispiel am Cape Tribulation in Australien, im Tortuguero Nationalpark in Costa Rica oder in Tikal in Guatemala und es hat mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Ich mag Natur und auch exotische Tiere.

Amazonas Brasilien Backpacking Guide

Amazonien in Südamerika ist aber noch viel größer. Es gibt hier auf einer Fläche von über 7 Millionen km² die artenreichste Pflanzen- und Tierwelt auf der ganzen Erde. Der Online Versandhandel Amazon wurde übrigens nach dem Amazonas benannt. 

Ich weiß nicht wie es dir geht aber ich hatte eine ganz konkrete Vorstellung wie es dort aussehen würde.

Was ich allerdings nicht wusste, war, dass der tropische Amazonas Regenwald sich nicht nur über Brasilien sondern über ganze 9 Länder in Südamerika ausbreitet. 

Dazu musst du noch zwischen dem Amazonas Regenwald und dem Amazonas Fluss unterscheiden. Beides verläuft in Brasilien durch den riesigen Bundesstaat der auch „Amazonas“ heisst. Die große brasilianische Hafenstadt Manaus liegt mittendrin.

Daher ist Manaus zwar nicht der einzige Ausgangspunkt um dich in der Gegend zu erkunden aber ein sehr beliebter. 

Amazonas Brasilien

Übernachten in einer Lodge im Amazonas Dschungel

Ein bischen Respekt hatte ich ja schon. Wegen der Mücken und weil ich keinen Bock hatte irgendwo im Dschungel festzusitzen während es in Strömen schüttet. So einfach. Wir waren im November dort und da ging die Regenzeit so langsam los. 

Doch beides stellte sich gar nicht als Problem heraus. Es gab nicht einen Tropfen Regen und Mücken hab ich auch keine gesehen.

Stattdessen bestand unsere Herausforderung erstmal darin einen Guide zu finden. Dass es in Manaus nämlich es ein paar Gauner und Ganoven gibt die unseriöse Touren verkaufen hatten wir mehr als einmal gehört. Hat ein Guide eine gute Reputation geben sich die anderen einfach unter seinem Namen aus. Alles was für viele dann vom langersehnten Amazonas Abenteuer übrig bleibt ist Enttäuschung. 

Und nicht nur dass, es kann sogar richtig gefährlich werden. Woran denkst du jetzt als erstes? An Schlange, Piranhas, Spinnen und Krokodile? Weit gefehlt. Im Amazonas lauern andere Gefahren.

Wenn du mehrere Tage im Regenwald in einer Lodge übernachtest dann ist das Programm jedenfalls fast überall dasselbe. Tagsüber fährst du dann mit dem Boot auf einem der Seitenarme des Flusses raus um Piranhas zu fischen, pinke Flussdelphine zu sehen, durch den Regenwald zu wandern oder am Abend Kaimane zu spotten bzw. auch zu fangen.

Anders als gedacht!

Ok, das ist ja fast immer so. Es war irgendwie alles ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte.

Wir hatten uns 4 Tage / 3 Nächte bei Tarzan eingebucht. Er ist uns als Guide in Jerioacoara in Brasilien von zwei Mädels empfohlen worden. 

In Manaus hat er uns vom Flughafen abgeholt und uns erstmal 30 Minuten durch die Stadt vorbei an den Produktionsfabriken von Elektroherstellern bis zum Hafen gefahren.

Von dort aus mussten wir den breiten Amazonas Fluss in einem kleinen Schnellboot überqueren.

Amazonas Fluss

Kurz haben wir am „Meeting of the waters“ gehalten. Hier treffen zwei Nebenflüsse des Amazonas aufeinander die sich nicht vermischen, da der eine (Rio Solimones) schneller fliesst als der andere (Rio Negro). Doch nicht nur das. Der eine ist kalt und hellbraun der andere warm und schwarz.

Rio Solimones

Jetzt kommt aber das allerbeste: Die Säure im Wasser des dunklen Stroms verhindert Mücken. Da die kleine Lodge von Tarzan am dunklen Juma River liegt gab es auch hier keine Mücken. 

Puh, da war ich doch ein bischen erleichtert. So wie in den Everglades in Florida wollte ich nämlich nicht enden. Da bin ich einmal vor einem Mückenschwarm geflüchtet und hatte mich danach mit soviel Deed Mückenspray eingesprüht dass mir schlecht geworden ist.

Auf der anderen Seite des Flusses angekommen sind wir in einen coolen VW Bully umgestiegen und weitere 45 Minuten über eine asphaltierte Strasse gebraust bevor es dann weiter über Schotterstrassen ging.

Wenn du dir jetzt vorstellst, dass du im dichten Urwald bist dann muss ich dich enttäuschen. Die Landschaft ist geprägt von Wiesen, Palmen, Farmen und Kühe am Wegesrand.

Auto_Brazil

Amazon Brazil

Amazonas Brasilien Boot

Endlich angekommen? Nein, immer noch nicht. Wir steigen aus dem Bulli und es geht weiter ca. 45 Minuten mit einem kleinen Boot über einen Nebenarm vom Amazonas. Das Wasser ist spiegelglatt und die Stille um dich herum fast schon spooky.

Boot

Fluss_Wald

Angekommen. Wir legen an unserer Lodge im Amazonas an. Sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus als ein normaler Fluss und ein Wald.

Holzhütte

Unsere Holzhütte.

Telefon_Regenschutz

Hey, sogar ein Telefon mit Regenschutz!

Workout

Workout im Urwald – So geht’s!

Das Leben im Amazonas ist schon sehr einsam. Die meisten Häuser haben keine Nachbarn. Es dauert ewig bis das nächste Haus kommt. Wenn mal andere Kinder zu Besuch sind ist das ein absolutes Highlight. Für die Kids gibt es auch einen Bootshuttle zur Schule.

Amazon

Amazonas Boot

Die Boote auf dem Amazonas sind niedrig und dass wir eines Nachts Kaimane fangen gehen hab ich erst kapiert als wir mit dem Boot ein paar Mal auf das Schilf los düsten wo unser Guide die Augen eines Kaimans hatte leuchten sehen. Beim ersten Versuch hat er ihn nicht geschnappt und unser Boot schaukelte nur hin und her.

Ich malte mir die Kaimane um einiges größer aus und sah uns schon bei der nächsten Aktion mit dem Boot im Schilf umkippen.

Beim zweiten Mal hatte er das Kerlchen. Gefangen mit der Hand.

Kaiman in Schockstarre.

Feli

Nee war der süß. Erst dann habe ich gelernt dass die richtig fetten Krokodile auf dem Boden vom Flussbett leben. Und da bleiben sie auch weil es schön kühl ist.

Die Kaimane siehst du auch tagsüber immer wieder draussen. Sie sind schwer zu fotografieren da sie schneller ins Wasser huschen als du dich umsiehst.

Kaiman

Piranha angeln! Ja, da war ich motiviert. Bis zu dem Zeitpunkt wo ich feststellte, dass ich als einzige einfach keinen fing. Ganz klar ich bin zu ungeduldig. Die Piranhas haben sich sogar noch einen Spaß draus gemacht und meinen Köder (ein Stück Hähnchen) jedes Mal abgefressen.

Dafür fingen Marcus und ein Franzose der zur selben Zeit mit uns in der Lodge war einen Piranha nach dem anderen. Die gab es dann am Abend – meistens als Suppe.

Eigentlich sind wir ständig mit dem Boot gefahren. Klar, anders kamen wir von unserer Hütte ja auch nicht weg. Zum Fischen, zum Sonnenuntergang, zu den Kaimanen und Flussdelphine spotten. Die jumpen immer mal hier und da aus dem Wasser. Sie sind ganz klein und es gibt neben schwarzen und grauen auch pinke. Also ganz hell pink wie ein Ferkel.

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang am Amazonas.

Im Regenwald selbst haben wir einige Vogelspinnen gesehen, die aber auch erstmal mit einem Stöckchen aus ihrem Loch gelockt werden mussten, Termitenhaufen und einmal stand ich in einem Haufen Feuerameisen. Mit Flipflops. Na bravo.

Feuerameisen verursachen den schmerzhaftesten Insektenstich überhaupt. Sie sind sehr groß also schon gut zu sehen. Der Insektenstich verursacht hohes Fieber.

Neben Vögeln und ein paar Affen aus der Ferne war es aber auch schon fast mit der Tierwelt. In Costa Rica habe ich mehr tropische Tiere gesehen. Auch im Panantal in einem Sumpfgebiet im Süden von Brasilien soll man mehr Arten zu sehen bekommen als im Amazonas.

Und doch leben im Amazonas eine Menge gefährlicher Tiere. So gibt es zum Beispiel die Anaconda Riesenschlage die im Wasser lebt, Jaguare und Pumas (die man nachts mit Feuer von sich fernhalten kann), giftige Schlangen und kleine Pfeilgiftfrösche in knalligen Farben.

Das Gift des Frosches wird von den Indianervölkern benutzt. Sie bestreichen die Spitzen von Pfeilen damit und erlegen damit zum Beispiel Schweine zum Essen.

Die Tiere sind aber scheu – wir sind ja auch nicht im Zoo. Sie kommen ausserdem auch eher zum Vorschein wenn es geregnet hat. Der Wasserstand vom Amazonas Fluss unterscheidet sich übrigens um einige Meter in der Regen- und Trockenzeit. Da wir zum Ende der Trockenzeit da waren war er extrem niedrig.

Einen Tag waren wir im dichten Regenwald unterwegs. Dafür sind wir erstmal mit dem Boot lange gefahren. Weit und breit war wirklich niemand ausser uns. Hätte man uns hier ausgesetzt wir hätten im Leben nicht mehr zurückgefunden. Alles sieht gleich aus. Da ist mir so richtig klar geworden wie riesig und unbewohnt dieses Gebiet ist.

Unser Guide sprach genug Englisch zur Verständigung. Ich habe ihn die ganze Zeit mit Fragen gelöchert. Insbesondere auch über die im Amazonas lebenden Indigo-Stämme die teilweise noch nie auf andere Menschen gestossen sind (unkontaktierte Völker). Das fand ich spannend. Eine Begegnung mit ihnen kann sogar gefährlich werden.

Später in Manaus habe ich mir noch einige Videos und Artikel darüber reingezogen.

Unser Ausflug in den Dschungel war schon beeindruckend. Unser Guide hat mit einem Stock immer den Weg markiert damit wir wieder zurück finden.

Dschungel

Feli

Im Regenwald gibt es eigentlich alles was der Mensch zum Leben braucht. Für nahezu jedes Problem gibt es auch eine Lösung: Wenn du Termiten zwischen deinen Händen zerreibst, dann dient das zum Beispiel als Mückenschutz.

Feli_Dschungel

Amazonas Brasilien Feli

Boot_Feli

Amazonas Brasilien

Trotzdem der tollen Ausflüge hatte ich manchmal mit der Stille und Ruhe zu kämpfen. Teilweise hatte ich das Gefühl die Welt steht einfach still. Da wirst du dir erstmal so richtig bewusst wie busy dein Leben sonst so ist.

Ich bewunderte auch die Menschen und vor allem Kinder mit welcher Ruhe sie den Tag lebten. Nicht immer Strom. Kein Internet. Keine Ablenkungen.

Als ich im Amazonas war hat es mich doch nachdenklich gemacht wie sehr sich unser Leben und Verhalten von der Natur entfernt hat und wie raffgierige Unternehmen Paradiese wie den Amazonas zerstören. Der Amazonas ist schon eine sehr intensive Erfahrung und bringt einen wieder „Down to Earth“.

Die Alternative: Mit dem Schiff über den Amazonas

Anstelle ein paar Tage in der Lodge zu verbringen kannst du auch mit dem Boot über den Hauptarm des Amazonas von Stadt zu Stadt fahren. Die Strecke beginnt in Belém im Nordosten von Brasilien an der Küste und du kannst einmal quer durch Südamerika über Manaus bis nach Peru fahren. Dafür solltest du dir dann aber mindestens einen Monat oder länger Zeit nehmen. Natürlich kannst du auch nur einen Teil der Strecke fahren.

Die Fahrt mit dem Boot ist aber nicht ohne und nicht für jeden etwas. Warum? Die Boote sind langsam, überfüllt, nicht sehr komfortabel und es gibt nur eine einfach Verpflegung. Als wenn das nicht schon genüg wäre sind die Tickets für die Boote die du in den Hafengebäuden bekommst gar nicht so günstig. So richtig begeistert war eigentlich niemand mit dem ich gesprochen habe.

Die günstigere Möglichkeit ist eine eigene Hängematte mitzubringen und sie möglichst auf dem Oberdeck weit weg von den Motoren anzubringen oder anbringen zu lassen. Auf dein Gepäck musst du natürlich aufpassen.

Der Amazonas Fluss selbst ist  sehr breit und eine einzige braune Brühe. Viel zu sehen gibt es also nicht da du oft vom Flussufer weit entfernt bist.

Da ich schon vorher wusste, dass das eher nix für mich ist, sind wir für knapp 100 € nach Jericoacoara direkt von Fortaleza in Brasilien nach Manaus geflogen. Nach Brasilien hin kommst du günstig mit den Angeboten von Condor nonstop von Frankfurt. 

Warum kann es im Amazonas gefährlich werden?

Neben dem Strassenverkehr in Manaus ist die größte Gefahr im Amazonas, dass du dich im Urwald verläufst. Nach einer Weile sieht einfach alles gleich aus und du hast absolut keine Orientierung mehr. Auch GPS Signale von Navigationsgeräte können nicht immer mehr Signale empfangen.

Aus diesem Grund ist es so wichtig nicht irgendeinen Guide zu nehmen, sondern jemanden der das Gebiet wie seine Westentasche kennt denn du bist völlig auf ihn angewiesen. Als ich dort war gab es gerade erst Berichte wie eine Backpacker-Gruppe inklusive Guide für drei Tage verschollen war.

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Daher hab ich mich auf eine aktuelle Empfehlung von anderen Backpackern verlassen die ich in Jericoacoara bekommen haben: Amazon Tarzan. In der Tat war das eine sehr gute Wahl und ein sehr angenehmer Guide.

Er hat uns direkt am Flughafen von Manaus aufgegabelt und erstmal dafür gesorgt, dass ich mir meinen noch fehlenden Regenponcho und das lokale Moskitospray kaufen konnte. Die Ausflüge haben wir entweder direkt mit ihm oder mit Fortunato gemacht der ebenfalls dort aufgewachsen ist. 

Moskitospray

Was brauchst du im Amazonas?

Ich muss gestehen, dass ich überhaupt nicht vorbereitet war. Noch nicht mal mehr eine lange Hose hatte ich. Ok, eine Jeans, die ist bei der hohen Luftfeuchtigkeit aber eher weniger geeignet. Marcus hatte immerhin eine Taschenlampe dabei und ein paar einfache Turnschuhe hatte ich auch. Aber eine geeignete Hose? Moskitospray, Regencape? Du kannst dir noch unsere Packliste Guide für Backpackers ansehen.

Daher bin ich vor dem Trip noch zu einem Klamottenmarkt in Manaus gefahren um mir eine leiche, lange Hose zu kaufen. Das hat hervorragend geklappt und die Hose sah vom Style her im Leopardenlook auch ganz nach Amazonas aus.

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Marcus und ich am Flughafen von Fortaleza.

Moskitospray und ein blaues Regencape das ich kein einziges Mal gebraucht habe, hab ich auch erst in Manaus erworben. Ach ja und einen Sonnenhut! Wenn du viel auf dem Wasser bist brauchst du nicht nur den sondern auch genügend Sonnencreme.

Also halten wir fest:

  • Leichte, lange Hose
  • Moskitospray
  • Sonnencreme
  • Sonnenhut
  • Regencape
  • Taschenlampe
  • Feste Schuhe

Und dann kann es auch schon losgehen. Auf ein unvergessliches Abenteuer dass wahrscheinlich ganz anders wird als du es dir jemals vorgestellt hast…..

So ist es eben: You will never never know, if you never never go!

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