Wer dauerhaft oder langfristig im Ausland lebt, reist oder arbeitet, braucht eine andere Art von Krankenversicherung als klassische Urlauber. Eine internationale Krankenversicherung ist nicht nur ein Extra für Vorsichtige, sondern in vielen Fällen Pflicht: für die Visa-Erteilung, für die Einreise oder schlicht als Basis für finanzielle Sicherheit im Ernstfall. Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland können diesen Schutz nicht leisten – und viele Auslandskrankenversicherungen enden dort, wo es wirklich kritisch wird.
In diesem Guide erklären wir die Unterschiede zwischen Reise- und Langzeitkrankenversicherung, zeigen dir, worauf du achten musst, geben dir eine ehrliche Einschätzung der Anbieter – und zeigen typische Fehler sowie Tipps aus der Praxis.
Inhaltsverzeichnis
- Reiseversicherung oder Auslandskrankenversicherung?
- Wer braucht eine internationale Krankenversicherung?
- Was sollte eine gute internationale Krankenversicherung leisten?
- Worauf du konkret achten solltest: Die wichtigsten Kriterien
- Anbieter im Vergleich: Welche Versicherung passt zu welchem Typ?
- Zonenmodelle & Preisgestaltung
- Was kostet eine internationale Krankenversicherung?
- Häufige Fehler bei der Versicherungsauswahl
- Häufige Fragen (FAQ)
- Begriffe kurz erklärt
- Fazit: Deine ideale Versicherung hängt von dir ab
1. Reiseversicherung oder Auslandskrankenversicherung?
Viele Reisende glauben, mit ihrer Reisekrankenversicherung oder einer Kreditkarten-Versicherung gut abgesichert zu sein. Doch diese Policen sind auf klassische Urlaube ausgelegt – nicht auf längerfristige Auslandsaufenthalte, Remote Work oder Weltreisen.
Typische Einschränkungen bei Reiseversicherungen:
- Gültigkeit meist auf 30 oder 56 Tage begrenzt
- Kein Schutz bei bestehenden Erkrankungen oder chronischen Leiden
- Keine oder sehr eingeschränkte Leistungen bei Schwangerschaft, Zahnproblemen, Reha oder Psychotherapie
- Oft nur gültig bei Reisebeginn aus dem Heimatland
- Keine Visa-Anerkennung bei Langzeitaufenthalten
Achtung bei Kreditkartenversicherungen:
- Häufig nur gültig, wenn die Reise mit der Karte bezahlt wurde
- Nur bei Wohnsitz in Deutschland oder Abreise aus Deutschland
- Oft auf 30–60 Tage begrenzt, teilweise mit Selbstbehalt
Internationale Krankenversicherungen hingegen bieten:
- Vollwertigen Schutz über Monate, Jahre oder ein Leben lang
- Gültigkeit auch bei Wohnsitzwechsel und Daueraufenthalt
- Freie Arztwahl weltweit, Zugang zu hochwertigen Kliniken
- Transparente Beitragsmodelle mit oder ohne Selbstbehalt
- Akzeptanz bei Visa-Behörden, teilweise sogar Pflichtbestandteil
2. Wer braucht eine internationale Krankenversicherung?
Die einfache Antwort: Alle, die nicht nur „auf Urlaub“ sind. Dazu gehören u. a.:
- Digitale Nomaden ohne festen Wohnsitz, mit wechselnden Aufenthaltsorten
- Expats, die beruflich ins Ausland gehen, oft mit Familie
- Remote Worker, die ortsunabhängig für Unternehmen arbeiten
- Langzeitreisende & Weltreisende, die über Monate/Jahre unterwegs sind
- Visa-Antragsteller, z. B. für Portugal (D7), Spanien (Non-Lucrative), Thailand (DTV)
- Frühverrentete & Frugalisten, die mit niedrigem Budget im Ausland leben
Für viele dieser Gruppen ist eine vollwertige Versicherung nicht nur sinnvoll, sondern Pflicht für den Aufenthaltstitel.
3. Was sollte eine gute internationale Krankenversicherung leisten?
Eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung ist mehr als ein Notfall-Paket. Je nach Tarif sollten folgende Leistungen abgedeckt sein:
Grundlegende Leistungen:
- Ambulante und stationäre Behandlungen (inkl. Operationen)
- Notfallversorgung weltweit inkl. medizinisch sinnvoller Rücktransport
- Diagnostik, Medikamente, Laborkosten, Facharztbehandlungen
Optional bzw. tarifabhängig:
- Zahnbehandlungen, Zahnersatz
- Schwangerschaft & Geburt
- Psychotherapie, alternative Heilmethoden
- Vorsorgeuntersuchungen & Impfungen
- Leistungen in den USA/Kanada (nicht immer automatisch enthalten)
4. Worauf du konkret achten solltest: Die wichtigsten Kriterien
Selbstbeteiligung
- Kein Selbstbehalt: z. B. bei Genki oder PassportCard (je nach Tarif)
- Fester Betrag pro Jahr oder Schadenfall: z. B. 250–500 €
- Prozentuale Beteiligung: selten bei Nomaden-Tarifen, aber in manchen Premiumplänen üblich
Laufzeit & Kündigung
- Monatlich kündbar: Genki, PassportCard, teilweise Insured Nomads
- Mindestvertragslaufzeit 12 Monate: z. B. Foyer, Allianz, Cigna, BDAE
Vorerkrankungen & Wartezeiten
- Nicht alle Anbieter decken bestehende Krankheiten ab
- Zahn, Psychotherapie und Schwangerschaft häufig mit Wartezeiten (z. B. 6–8 Monate)
Zahlungsabwicklung & Service
- Moderne Anbieter wie Genki, Insured Nomads, PassportCard: App-basierte Verwaltung, Live-Chat, digitale Schadenmeldung
- Klassische Versicherer (z. B. Allianz, BDAE): PDF-Formulare, E-Mail, teilweise Post
Rückkehr nach Deutschland
- GKV-Wiedereintritt nach längerer Abmeldung nicht garantiert
- Anwartschaftsversicherung kann helfen, Rückkehrrecht zu sichern
Kein fester Wohnsitz?
- Genki, PassportCard, Insured Nomads: spezialisiert auf Nomaden
- Virtuelle Zustelladressen (z. B. Clevver, Dropscan) meist ausreichend
5. Anbieter im Vergleich: Welche Versicherung passt zu welchem Typ?
- Genki: Modern, monatlich kündbar, keine Altersstaffelung, keine Zonenmodelle, App-basiert
- Foyer Global Health: Klassischer Anbieter, solide Leistungen, oft familienfreundlich
- April International: Französischer Anbieter mit starker Präsenz in Asien
- Cigna Global: Weltweit aktiv, viele Tarife, starke USA-Leistung
- Allianz Worldwide: Globales Netzwerk, eher klassisch, oft höherpreisig
- PassportCard: Zahlung mit Karte statt Rückerstattung, USA-Abdeckung möglich
- Insured Nomads: Speziell für Nomaden, App, digitale Prozesse, flexible Modelle
- SafetyWing: Budget-Variante für junge Reisende, beschränkt auf einfache Leistungen
- BDAE: Deutscher Anbieter, lange am Markt, macht in den letzten Jahren allerdings mit extrem langen Bearbeitungszeiten von sich Reden
6. Zonenmodelle & Preisgestaltung bei internationalen Krankenversicherungen
Viele Versicherer nutzen regionale Preiszonen – je nachdem, wo du dich hauptsächlich aufhältst. Die teuersten Regionen sind fast immer:
- USA & Kanada: deutlich höhere Behandlungskosten
- Hongkong, Singapur, Schweiz: ebenfalls hohe Gesundheitskosten
Was bedeutet das für dich?
- Du zahlst mehr, wenn du in einer dieser Regionen wohnst oder regelmäßig reist
- Bei Aufenthalten unter 30–60 Tagen ist in manchen Tarifen auch eine weltweite Notfallabdeckung inklusive
Besonderheit: Genki verzichtet auf Zonenmodelle – egal wo du wohnst, der Preis bleibt gleich (Stand 2025)
7. Was kostet eine internationale Krankenversicherung?
Die Preise hängen ab von:
- Alter
- Gesundheitszustand
- Leistungsumfang
- Aufenthaltsland
Faustregel:
- Junge, gesunde Nomaden: ab ca. 80 €/Monat
- Familien oder ältere Expats: 200–400 €/Monat
- Premium mit USA-Abdeckung: bis 600 €/Monat und mehr
8. Häufige Fehler bei der Versicherungsauswahl
- ❌ Nur nach dem günstigsten Beitrag entscheiden – ohne auf Leistungen zu achten
- ❌ Keine Anwartschaft abschließen – Rückkehr in GKV/PVK erschwert
- ❌ Vorerkrankungen verschweigen – kann zu Leistungsverlust führen
- ❌ USA nicht extra versichern – dort drohen extrem hohe Kosten
- ❌ Kreditkarten-Versicherung überschätzen – begrenzt, oft nutzlos im Ernstfall
9. Häufige Fragen (FAQ)
Brauche ich eine Krankenversicherung, wenn ich keinen Wohnsitz habe?
Ja – selbst wenn sie gesetzlich nicht verpflichtend ist, brauchst du sie für Einreisen, Visa, Arztbesuche und deinen eigenen Schutz.
Was kostet eine internationale PKV?
Abhängig von Alter, Gesundheitszustand, Leistungen & Wohnsitzland – realistischer Rahmen: 80 bis 400 € monatlich.
Sind Vorerkrankungen abgedeckt?
Nur in bestimmten Tarifen – oft mit Risikozuschlag oder Wartezeit. Genau prüfen!
Welche Versicherung ist für Südostasien (z. B. Thailand) empfehlenswert?
Genki (bis 55), PassportCard oder Foyer Global – je nach gewünschtem Leistungsumfang.
10. Begriffe kurz erklärt
- Selbstbehalt: Anteil der Kosten, den du selbst übernimmst
- Wartezeit: Zeitraum, bevor bestimmte Leistungen gelten (z. B. Zahnbehandlung nach 6 Monaten)
- Anwartschaft: Absicherung des Rückkehrrechts in GKV/PKV in Deutschland
- Preexisting Condition: Vorerkrankung, die bei vielen Tarifen vom Schutz ausgeschlossen ist
11. Fazit: Deine ideale Versicherung hängt von dir ab
- Willst du maximale Flexibilität? → Genki oder PassportCard
- Planst du familienfreundlichen Schutz? → Foyer oder April
- Suchst du Premiumleistungen & USA-Abdeckung? → Cigna oder Allianz