Interview aus unserer Serie „Aus dem Leben“ mit Christian aus Berlin.
PADI Master Instructor und Inhaber der Tauchschule Divecrew Berlin. Ich habe bei Christian einen Refresh Kurs gemacht und es hat sich als großer Glücksgriff erwiesen. Er ist wahnsinnig geduldig und Frisbee unter Wasser spielen macht Spaß!
Christian, seit wann tauchst Du und wie kam es dazu?
Meine erste Freitauchausrüstung schenkte mir mein Vater mit 8 Jahren. Auslösend waren sicherlich die Bilder die ich von Costeau und Hans Haas zu dieser Zeit im Fernsehen gesehen habe. Beeindruckend fand ich auch den Film „The Big Blue“ von Luc Besson, der 1988 ins Kino kam. Fortan war jede Pfütze meine. Urlaubsziele wurden nun auch dementsprechend gewählt. Im November 1990 durfte ich dann endlich meinen Junior Open Water Diver absolvieren.
Wie viele Tauchgänge hast Du mittlerweile?
Die genaue Anzahl kann ich leider nicht mehr wiedergeben. Ich schreibe schon lange nicht mehr jeden Tauchgang. Im Logbuch habe ich die 1.000 überschritten. Vielmehr nutze ich mein Logbuch bei Ausbildungstauchgängen als „Poesiealbum“. Es liegt bei Kursabschluß auf dem Tisch, die Tauchschüler können mir zu Ihren Tauchgängen etwas hinein schreiben. Wenn ich heute zurück blättere finde ich viele schöne Erinnerungen, Texte, einiges an gemalten und Fotos.
Wenn man als Tauchlehrer im Ausland arbeiten möchte, welchen Ausbildungsweg muss man gehen?
Wichtig ist eine Ausbildungsorganisation zu wählen, die möglichst weit verbreitet ist. So steigt auch die Zahl der erforderlichen Tauchlehrer. Ich würde jederzeit wieder die Ausbildung zum PADI Tauchlehrer beginnen. Derzeit können Tauchschüler in weltweit über 5000 PADI Dive Center und Resorts Ihre Tauchausbildung absolvieren.
Die „Eintrittskarte“ ist der PADI Open Water Diver. Dieser berechtigt Dich zum eigenständigen tauchen mit einem Tauchpartner. Im Anschluss folgen der fortgeschrittenen Tauchkurs Advanced Open Water Diver und der Rescue Diver. Der erste wichtige Meilenstein und Eintritt in die Pro Schiene ist der PADI Divemaster. Nun erfüllt man die Voraussetzung PADI Tauchlehrer zu werden. Natürlich ist auch ein Quereinstieg aus anderen Organisationen jederzeit möglich.
Welche Qualifikationen sollte ein Tauchlehrer noch mitbringen?
In erster Linie sollte es ein offener Typ sein der gut auf Menschen zugehen kann. In manchen Regionen ist es hilfreich über einen entsprechenden Bootsführerschein zu verfügen. Auch Technik Seminare der Hersteller für Atemreglerservice sowie Kenntnisse im Umgang mit Kompressoren sind eine gute Kombination.
Wieviele Tauchgänge sollte man haben bevor man wirklich als Tauchlehrer im Ausland arbeitet?
Die Mindestanzahl an Tauchgängen, um überhaupt Tauchlehrer werden zu können, liegt bei 100 geloggten Tauchgängen. Man wächst mit seinen Erfahrungen. Natürlich ist es immer besser erfahrener zu sein und mehr Tauchgänge nachweisen zu können.
Wie teuer ist eine Ausbildung zum Tauchlehrer?
Die Preise variieren etwas zwischen den verschiedenen Verbänden. Wenn man die entsprechenden Voraussetzungen für den Tauchlehrerkurs erfüllt, Divemaster mit Erster Hilfe, steht man immer noch vor Kursgebühren, Prüfungsgebühren und Kosten für Lehrmaterial. Um in Berlin den PADI Tauchlehrerkurs Open Water Scuba Instructor abzuschließen, muss man ca. 2500 € investieren.
Wird man das Tauchen nicht irgendwann leid wenn man es jeden Tag macht?
Diese Frage höre ich relativ häufig. Zum Glück bietet der Tauchsport ausreichend Facetten, um auch etwas für sich selbst zu tun und das Interesse am Tauchen nicht zu verlieren. Für mich ist dies der Einstieg in das technische Tauchen, sowie die Unterwasser Videografie gewesen. Wichtig ist nach wie vor privat tauchen zu gehen und es nicht als reinen Job zu betrachten. Durch die häufige Abwechslung kann hier keine Langeweile aufkommen. Allerdings habe ich heute noch viel Spaß an der regulären Tauchausbildung, wobei der „Open Water Diver Tauchgang“ für mich inzwischen alltäglich geworden ist. Die unterschiedlichen Schüler und Charaktere gestalten es jedoch immer noch spannend und interessant.
Was ist die beste Plattform um international einen Job als Tauchlehrer zu finden?
Bekannt sind sicherlich Plattformen wie Tauchernet oder für PADI Tauchlehrer auf der internen PADI Pro Seite. Hier inserieren verschiedene Dive Center, es ist aber auch möglich sich selber anzubieten.
Ich habe für meine Auslandsaufenthalte immer zuerst einen Ort ausgesucht und dann die Tauchbasen vor Ort kontaktiert. Zum Teil bieten die verschiedenen Tauchbasen auch Jobs auf Ihren Webseiten an.
Wie kam es dazu dass Du in Berlin eine Tauchschule eröffnet hast? War der Schritt in die Selbständigkeit schwer?
Ursprünglich hatte ich vor nebenberuflich als Tauchlehrer zu arbeiten. Tauchen war auch immer der Ausgleich zu meiner Arbeit bei der Berufsfeuerwehr in Berlin. Während andere Kollegen in Ihrer Freizeit Krankentransport gefahren sind, wusste ich so etwas kommt für mich nicht in Frage. 2001 besuchte ich den Tauchlehrerkurs in Berlin und habe mich in der ersten Zeit als Freelancer angeboten. Schnell hatte ich durch Mundpropaganda so viel zu tun, dass ich meine komplette Freizeit in den Tauchsport investieren musste.
Mein Betrieb ist somit stetig gewachsen. Ich mit den Aufgaben mit. Irgendwann musste ich mich dann entscheiden in welche Richtung ich gehe und vor allem, welchen Beruf ich machen möchte. Seit 2008 habe ich mich ausschließlich für das Tauchen entschieden. Derzeit führe ich ein PADI 5Star Dive Center, mit mehreren Angestellten. Diesen Entschluss habe ich bis heute nicht bereut.
Selbstständigkeit ist allerdings kein 9 to 5 Job, man trägt entsprechende Risiken. Auch wird man mit dem Tauchen nicht reich. Hürden gab es reichlich zu bewältigen, einige „Erfahrungen“ musste ich teuer bezahlen. Ob ich es noch Mal machen würde? Auf jeden Fall. Der mieseste Tag im Wasser ist deutlich besser wie nicht zu Tauchen. Heute lebe ich zufriedener und kann mir meine Tage anders einteilen.
Erzähl uns was über die Divecrew Berlin
Wir sind eine recht kleine Tauchschule, mit familiärem Umfeld, in Berlin Neukölln. Dennoch sind und erfüllen wir die Voraussetzungen eines autorisierten PADI 5 Star Dive Center. In unserem Dive Center decken wir alle erforderlichen Leistungsspektren ab. Wir sind Fachhändler verschiedener Hersteller wie: Oceanic, Hollis, Poseidon, Aeris, Atomic Aquatics und anderen. Natürlich kümmern wir uns auch um den dazu gehörigen Service. In unserer Werkstatt revidieren wir Atemregler jeglicher Hersteller. Flaschen TÜV und Neoprenarbeiten sind kein Problem für uns. Wir bieten alle PADI Tauchkurse vom Beginner bis zum Tauchlehrer, aber auch technische Tauchkurse bis zum Full Trimix Diver, an. Auf Wunsch kannst Du bei uns auch CMAS Tauchkurse absolvieren. Neben Tauchreisen bieten wir Ausflüge innerhalb Deutschlands an. Hier ist jeder gerne gesehen. Wir verfügen über eine eigene Füllanlage mit hochreiner, nach EN 12021 zertifizierter, Atemluft. Neben Atemluft füllen wir auch andere Gase. Argon, Trimix und Sauerstoffgemische bis 100% sind möglich.
Gerne kannst Du Dich auf unserer Webseite Divecrew Berlin über uns informieren. Wer es kleiner, familiärer und vor allem individueller möchte, ist bei uns genau an der richtigen Stelle.
Wo kann man in Berlin Tauchen?
Sicherlich reicht der Groß Glienicker See in Berlin für einen netten After Work Dive. Für die Top Tauchplätze muss man leider immer ein wenig fahren. Rund um Berlin gibt es einige wirklich gute Spots. Einer der bekanntesten, wir nutzen ihn auch zur Tauchausbildung, ist der Helene See. Wer eine etwas längere Anreise in Kauf nimmt erreicht Steinbrüche mit guten Sichtweiten und tollen Felsformationen. Oft findet man hier noch einiges an Resten aus der Abbauzeit.
Was sind Deiner Meinung nach die besten Tauchgebiete weltweit?
Das liegt im Auge des Betrachters. Für den einen wird das mit Sicherheit das Great Barrier Reef in Australien sein. Der andere schwört auf Höhlentauchgänge in den Cenoten. Für einen Dritten geht nichts über das Wrack der Thistlegorm in Ägypten.
Ich habe zurzeit einige must have Tauchplätze für mich festgelegt. Hier findet sich unter anderem Flusstauchen in der Verzasca (Tessin), Bergseetauchen im Smaragd See oder Wracktauchen an der Baron Gautsch in Kroatien.
Hast du schon im Ausland als Tauchlehrer gearbeitet? Wenn ja, wo?
1995 habe ich, während eines dreimonatigen Aufenthalts, meinen PADI Divemaster im Ausland absolviert. Der Weg ins „Pro Business“ war nun offen. Erste Erfahrungen sammelte ich im Dive Center Strand Diving Services Malta. Die folgenden Urlaube finanzierte ich als Dive Guide in verschiedenen Tauchbasen auf Malta und in Ägypten.
Seit meiner Tauchlehrerprüfung bin ich ausschließlich mit eigenen Tauchschülern und in den Wintermonaten zur Ausbildung im Ausland gewesen.
Traumberuf Tauchlehrer?
Meiner auf jeden Fall! Ich liebe das Element Wasser. Spätestens wenn ich die Füße im Wasser habe sind die negativen Aspekte wie: geringe Entlohnung, harte Arbeit, lange Arbeitszeiten und anderes vergessen. Zumindest darf ich dort arbeiten wo andere Ihre Freizeit gestalten und habe die Möglichkeit international tätig zu werden.
Taucht Ihr? Oder überlegt Ihr den Tauchschein zu machen: Tauchschein ja oder nein?
Du hast einen Job im Ausland, arbeitest als Digitaler Nomade, bist Weltreisender oder Backpacker? Wenn Du bei unserer Interviewreihe „Aus dem Leben“ mitmachen möchtest schreib an feli@travelicia.de.
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