Slow Travel – Wie du nachhaltiger und wertschätzender reisen kannst

Anja von Umweltgedanken Anja ist Umweltingenieurin und schreibt auf Umweltgedanken über Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Sie möchte mit ihren Texten Menschen zum Nachdenken anregen und Tipps für ein bewusstes und nachhaltiges Leben geben. Dabei behandelt sie umweltrelevante Themen objektiv mit einem Hauch persönlicher Erfahrung. Für Anja ist Nachhaltigkeit kein Dogma, sondern das Engagement muss von Herzen kommen – dann fällt es auch leicht nachhaltig zu leben.
Weitere Beiträge zum Thema „Nachhaltig Reisen“ findest du auf Anjas Blog Umweltgedanken. 

Mit dem Individualisierungstrend stieg das Interesse nachhaltig und langsam zu reisen, fernab von massentouristischen Erlebnissen und Sightseeing. In diesem Beitrag erfährst du wertvolle Tipps, um nachhaltiger und bewusster zu reisen.

Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Tourismusverbandes soll der Urlaub für 44 % der Deutschen möglichst ökologisch und sozialverträglich sein. Ein Ausflug ins Grüne hat noch lange nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Ich helfe dir Naturtourismus von Ökotourismus und Nachhaltigem Tourismus zu unterscheiden.

Von Naturtourismus über Ökotourismus zu Nachhaltigem Tourismus

Naturtourismus

Naturbezogenen Reisen werden unter dem Begriff Naturtourismus zusammengefasst. Naturtourismus ist eine Form des Reisens in naturnahe Gebiete, bei der das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht. Diese Tourismusform kann aber auch zu Umweltschäden führen, wenn beispielsweise Meeresküsten intensiv genutzt werden oder Korallenriffe, Gebirgslandschaften und Nationalparks unter den Besucherströmen leiden.

Ökotourismus

„Ökotourismus ist eine Form verantwortungsbewussten Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht. Darüber hinaus minimiert Ökotourismus negative ökologische und soziokulturelle Auswirkungen, trägt zur Finanzierung von Schutzgebieten oder Naturschutzmaßnahmen bei und schafft Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung. […].“ (Strasdas, 2001)

Ökotourismus soll nicht nur umwelt- und sozialverträglich sein, sondern auch Ziele des Naturschutzes aktiv unterstützen. Einnahmen des Tourismus fließen auch häufig in Naturschutzprojekte.

Nachhaltiger Tourismus

Nachhaltiger Tourismus ist noch weiter gefasst als Ökotourismus. Hier spielen auch ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte eine Rolle.

Das deutsche Forum Umwelt und Entwicklung legte 1999 bei einer UN-Konferenz in New York folgende Definition für Nachhaltigen Tourismus fest: „Nachhaltiger Tourismus muss soziale, kulturelle, ökologische und wirtschaftliche Verträglichkeitskriterien erfüllen. Nachhaltiger Tourismus ist langfristig, in Bezug auf heutige wie zukünftige Generationen, ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst, ökologisch tragfähig sowie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.“

Reisen im Einklang mit der Natur

Naturtourismus oder Ökotourismus? Fish-River-Canyon in Namibia / © Pete911 – Fotolia.com

Die eigenen Routinen brechen

Kennst du das auch? Du reist mit einem Reiseführer und hakst die „Muss ich gesehen haben Sehenswürdigkeiten“ ab, hast aber danach das Gefühl, trotzdem nur an der Oberfläche zu bleiben?

Dan Kieran, der englische Journalist und Autor des Buches Slow Travel: Die Kunst des Reisens, schlägt vor, am besten ohne Reiseführer reisen und zu Fuß zu gehen (auch weil er vor dem Fliegen Angst hatte…). Flug- und Fernreisen schädigen auf jeden Fall das Erdklima. Wenn du deine Reise trotzdem mit dem Flugzeug machst, kannst du deine Flugreise über die Plattform Atmosfair kompensieren. Die Einnahmen fließen in Klimaschutzprojekte.

Sei dein eigener Reiseführer und breche ab und zu deine Routinen. Wir suchen das Exotische und Unbekannte, wollen es aber immer nur aus einem bekannten Blickwinkel erleben. Ein gutes Beispiel wie nachhaltiges Reisen mit einem Einblick in die Kultur des Landes aussehen kann, findest du in diesem Beitrag über Peru.

Nachhaltigkeit der Eindrücke

Wenn ich an Nachhaltigkeit denke, dann nicht nur an die ökologische. Ich denke auch an die Nachhaltigkeit der Eindrücke. Das heißt, reise nicht nur um anzukommen. Es ist nicht wichtig alle Sehenswürdigkeiten auf einer Liste abzuhaken. Ob deine Reise für dich tiefgründig war, entscheidet eher die Qualität deiner Erlebnisse als die Quantität.

In lokal geführten Unterkünften wohnen

Neben den tiefen Kultur- und Naturerfahrungen ist Slow Travel immer mit einem Engagement für Nachhaltigkeit und einem ökologisch geringen Fußabdruck verbunden. Bei der Wahl deiner Unterkunft kannst du schon darauf achten, ob in dieser nachhaltig gehandelt wird.

Du kannst deine Unterkunft beispielsweise über die Portale Airbnb oder Couchsurfing buchen. Der Vorteil von Airbnb und Couchsurfing ist, dass du Einheimische kennenlernst und so einen authentischen Einblick in die Kultur des Landes bekommst.

Ob es ökologisch nachhaltiger ist, wenn ich ein Privatzimmer oder eine Wohnung über Airbnb oder Couchsurfing miete, ist nach meinem Empfinden nicht ausreichend nachgewiesen. Auf jeden Fall gibt es Fälle wo das Vermieten von Ferienwohnungen in Städten mit zum Wohnungsmangel beiträgt wie zum Beispiel in Berlin oder Paris. Mehr zum Thema Airbnb und Nachhaltigkeit erfährst du auch hier.

Du kannst auch mal in einem Zelt übernachten. Das wäre am ökologischsten und du verbrauchst kaum Ressourcen.

Regionale Gerichte essen

Unterstütze einheimische Restaurants und esse regionale Gerichte. Am besten du gehst in vegane oder vegetarische Restaurants, so hältst du deinen ökologischen Fußabdruck gering. Mit dem Happy Cow Travel Guide findest du weltweit vegane und vegetarische Restaurants. Um in Deutschland vegane und vegetarische Restaurants zu finden, ist auch die Vebu-App vom Vegetarierbund (beziehungsweise ProVeg Deutschland) empfehlenswert. Auf dem Portal EatWith kannst du Einheimische finden und mit ihnen gemeinsam essen.

Regionale Kulinarik

Sambal ist eine indonesische Würzsauce auf Chili-Basis / © sewu – Fotolia.com

Kurz und knapp: 7 Tipps für deine nachhaltige und bewusste Reise

 

  1. Vermeide Flugreisen und nutze öffentliche Verkehrsmittel. Flugreisen kannst du über die Plattform Atmosfair kompensieren und damit Klimaschutzprojekte unterstützen.
  2. Wohne und esse möglichst bei Einheimischen. Nutze dazu Portale wie Airbnb, Couchsurfing (außer in Ballungsgebieten mit Wohnungsmangel) und EatWith. Oder miete ein Zimmer in lokal geführten Hotels und Pensionen.
  3. Esse regional und am besten vegan oder vegetarisch. Vegane oder vegetarische Restaurants findest du zum Beispiel auf Happy Cow oder beim Vegetarierbund.
  4. Kaufe Souvenirs von den Einheimischen und zahle einen fairen Preis. Hier noch ein paar Ideen für nachhaltige Mitbringsel, die dich ein Leben lang begleiten.
  5. Nicht die Quantität, sondern die Qualität deiner Erlebnisse zählt. Reise nicht nur um anzukommen!
  6. Kaufe keinen Reiseführer, sondern informiere dich über Reiseblogs oder frag Einheimische. Lass dich auf deiner Reise überraschen.
  7. Vermeide Tourismusattraktionen wie inszenierte Tierschauen (Delfinarien, Walbeobachtungen) und integriere stattdessen Schutzprojekt-Besuche in deinen Urlaub und beobachte die Tiere in Ruhe
Mit den Locals sprechen

Einheimische fragen statt Reiseführer lesen/ © Rawpixel.com – Fotolia.com

Achte bei Unterkünften und Reisezielen auch auf Nachhaltigkeitssiegel wie TourCert, Travelife Gold, GreenSign, EU Ecolabel, Viabono, Blue flag und Green Key. Bei den meisten der Organisationen kannst du nach nachhaltigen Unterkünften oder Reisezielen suchen.

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