Tallinn: Irgendwo zwischen Skandinavien und dem Baltikum

Möchtest du eine Backpack-Tour in die Hauptstadt Estlands machen? Gehörst du vielleicht zu den Glücklichen, die ortsunabhängig arbeiten können? Tallin, die eher kleine, aber wunderschöne Stadt mit mittelalterlichem Flair könnte genau der Ort sein, nach dem du gesucht hast.

Tallinn- die Geschichte und Gegenwart

Tallin, bis zum Jahre 1918 offiziell noch Reval genannt, ist die Hauptstadt Estlands. Das Land liegt in Nordeuropa und ist neben Lettland und Litauen ein Teil der Baltischen Staaten. Die Geschichte Tallinns präsentiert sich ebenso interessant wie abwechslungsreich.

Die Stadt existiert laut Aufzeichnungen seit dem Jahre 1219. Während des 13. und bis Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte sie dem Dänischen Königreich an. 1346 fiel sie an den Deutschen Orden, in dessen Besitz sie bis zum 16. Jahrhundert blieb.

Es folgten eine schwedische Herrschaft des damaligen Revals und Streitigkeiten mit Russland, das durch den Großen Nordischen Krieg an die Macht kam und diese bis 1918 auch behielt. Ab diesem Jahr hieß die Hauptstadt des nun unabhängigen Estlands Tallinn.

Doch das Land blieb nicht unabhängig, denn es stand für nunmehr für mehr als fünf Jahrzehnte unter sowjetischer Besatzung. Erst danach, 1991, erlangte Estland seine Unabhängigkeit zurück.

Obwohl Tallinn nicht so groß ist, wie viele andere Metropolen, besteht die Stadt heute aus den insgesamt acht Stadtteilen Haabersti, Kesklinn, Kristiine, Lasnamäe, Mustamäe, Nõmme, Pirita und Põhja-Tallinn. Diese wiederum gliedern sich in 84 einzelne Distrikte.

Außerdem handelt es sich hierbei um die größte Stadt Estlands, die wirtschaftlich und kulturell betrachtet sehr wichtig für das Land ist. Sie liegt nur 82 km von Helsinki, der Hauptstadt von Finnland, entfernt und zählt etwas mehr als 441.00 Einwohner.

Tallinn_geschichte

Welche Sehenswürdigkeiten sollte man besucht haben?

Bist du ein Schnäppchenjäger? Falls ja, kannst du dem Kreativzentrum Telliskivi einen Besuch abstatten. Dort findet nämlich wöchentlich ein Flohmarkt statt, von dem ich sehr begeistert war.

Selbst, wenn du nichts kaufen möchtest, lohnt es sich, vorbeizuschauen und das Treiben zu beobachten. Das Zentrum liegt am Rande der Altstadt und hat zusätzlich noch vielseitige Restaurants und Geschäfte zu bieten.

Möchtest du jedoch die Einflüsse des russischen Kaiserreichs heute noch spüren, solltest du dich zum Schloss Katharinental aufmachen. Das prächtige Schloss im Barockstil, in dem sich auch ein Kunstmuseum befindet, und der dazugehörige Park haben mich fasziniert.

Wandelst du gerne auf den Spuren des UNESCO Weltkulturerbes, wäre die mittelalterliche Altstadt Tallinns vielleicht etwas für dich. Die vielen Gassen, Häuser, Cafés und teuren Läden strahlen auf eine besondere Art und Weise etwas Magisches aus.

Altstadt Tallinns

Altstadt Tallinns

Auf keinen Fall verpassen solltest du den Domberg, von dem du einen wunderschönen Blick auf die Unterstadt hast. Er gilt als Wahrzeichen der Stadt und im Hintergrund des Panoramas kannst du sogar das Meer sehen.

Für Blumenliebhaber wie mich ist auch der Botanische Garten Tallinns ein Muss. Hier kannst du auf 123 Hektar Fläche verschiedenste Pflanzenarten, die unterschiedlichen Themengebieten zugeordnet sind, bewundern. Im Sommer bietet es sich auch an, sich dort für ein Picknick niederzulassen.

Auch das höchste Gebäude Tallinns, nämlich der Fernsehturm, hat so einiges zu bieten. Die einzigartige Aussicht von dem 312 Meter hohen Turm auf die Altstadt und das Meer sind atemberaubend.

Essen und Getränke

Estland steht für sehr bodenständige und eher einfache Küche. Sehr wichtig ist für die Esten ist etwa Fisch, der aufgrund der Nähe zum Meer leicht verfügbar ist. Salzhering mit gekochten Kartoffeln ist beispielsweise sehr beliebt.

Wichtig ist für die Einwohner Estlands auch Kama, eine Mischung aus geröstetem Gersten-, Roggen-, Hafer-, Erbsen- und Bohnenmehl, deren Zusammensetzung je nach Region variieren kann. Es wird oft dazu verwendet, um Desserts zuzubereiten und auch mit jeglichen Milchsorten als Brei verzehrt.

Hoch im Kurs steht auch Blutwurst, Verivorst genannt, mit Sauerkraut. Generell lässt sich sagen, dass Grundnahrungsmittel wie Sauerkraut, Kartoffeln und Milch häufig in verschiedenen Formen verzehrt werden. In Estland beliebte alkoholische Getränke sind Bier, Viru Valge und Saaremaa, zwei Vodkasorten und der Kräuterschnaps Vana Tallinn.

Blutwurst, Verivorst

Blutwurst, Verivorst

Restaurants: Auswärts essen

Ein besonderer Ort, an dem man essen kann, ist das One Sixty Estland. Dort haben mich die verschiedenen Sorten gegrilltes Fleisch, das zuvor geräuchert wird, begeistert. Im selben Gebäude befindet sich eine Motorrad-Werkstatt, die das urige Flair abrundet.

Ist dir eher nach italienischer Küche, könntest du das Rucola besuchen. Besonders toll finde ich den Pizzaofen und die Tatsache, dass man zusehen kann, während das Essen zubereitet wird.

Das Grenka ist ein weiterer Tipp von mir. Hier bekommst du vom Frühstück über das Mittagessen bis hin zum Abendessen viel geboten. Mich hat es sehr gefreut, dass auch vegane Gerichte wie beispielsweise Grenkas (eine Art Bruschetta) mit Auberginen, Zucchini und Tomaten angeboten werden.

Unterkünfte

Möchtest du dir als Backpacker oder digitaler Nomade einmal Luxus gönnen und ein, zwei Nächte in schönen Hotels verbringen? Ideal zum Ausruhen und Entspannen zwischendurch sind beispielsweise das Metropol Spa Hotel oder das Radisson Blu Sky Hotel.

Möchtest du allerdings als Backpacker Geld sparen und eine günstige Unterkunft buchen, sind das Imaginary Hostel oder das United Backpackers Hostel zu empfehlen, wo man für unglaubliche 8 bzw. 10 € übernachten kann.

Als digitaler Nomade ist man oft Selbstversorger, weshalb ich dir das Rotermanni Guest Apartments und auch das TOUR-GROUP Apartment-2 nur ans Herz legen kann. Dort findest du alle nötigen Dinge inklusive Wifi vor.

Hotels

Transport

Solltest du gerne Spaziergänge machen, kannst du im Zentrum Tallinns viel zu Fuß erledigen. Ansonsten bieten sich natürlich die öffentlichen Verkehrsmittel an. Mit Bussen und Straßenbahnen erreichst du bequem auch Ziele, die weiter weg liegen.

Eine tolle Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Hop-on Hop-off Bussen zu fahren sowie viele Sehenswürdigkeiten zu einem Pauschalpreis zu besichtigen, ist die Tallinn Card. All das ist im Preis inbegriffen.

Außerdem werden Ermäßigungen für Shops und Restaurants geboten. Meiner Meinung nach ist das ein Angebot, welches alle Backpacker und digitalen Nomaden nutzen sollten, da man sehr günstig verschiedenste Dinge erleben kann. Es zahlt sich wirklich aus.

Direktflüge nach Tallinn existieren, wenn auch selten. Häufig muss man mit Zwischenstopps in Helsinki oder Riga rechnen, ehe man an sein Ziel kommt.

Transport innerhalb des Landes

Innerhalb Estlands kannst du mit dem Bus oder mit dem Zug reisen. Für etwas mehr Flexibilität empfiehlt es sich, ein Auto zu mieten. Das ist beispielsweise praktisch, falls du in abgelegeneren Gegenden fahren möchtest, um Inspiration oder die nötige Ruhe für deine Arbeit zu finden.

Menschen in Tallinn

Ich habe die Menschen in Tallinn als sehr hilfsbereit empfunden. Solltest du einmal nach dem Weg fragen wollen, brauchst du keine Angst davor haben, jemanden in der Stadt anzusprechen. Da viele Personen eher still sind, wirken sie nur manchmal unfreundlich, was ich aber überhaupt nicht bestätigen kann.

Arbeitsplatz für Digitale Nomaden

Tallinn ist ein idealer Arbeitsplatz für digitale Nomaden, wie auch ich es bin. Was mich unglaublich überrascht hat, aber ein großer Vorteil ist: Fast überall, also an den meisten öffentlichen Plätzen ist kostenloses Wifi verfügbar. Auch von vielen Coworking-Spaces, wie etwa UMA Maakri, kannst du profitieren.

Die besten Unterkünfte für digitale Nomaden habe ich dir ja bereits vorgestellt. Weitere Vorteile sind die gute und schnelle Erreichbarkeit vieler Orte und die moderaten Preise in der Stadt.

Tallinn_Nacht

Tallinn bei der Nacht

Estland für Backpacker – mehr vom Land sehen

Unweit der Hauptstadt liegt die Insel Prangli, die in etwa einer Stunde vom Hafen Leppneeme aus mit der Fähre zu erreichen ist. Sie ist ein echtes Highlight. In den drei Dörfern Kelnase, Idaotsa und Lääneotsa herrscht eine ländliche Atmosphäre und die Welt scheint noch in Ordnung.

Generell zahlen sich Roadtrips durch Estland immer aus, falls du ein Tier- und Naturliebhaber bist. Man kann unglaublich viele Tiere wie beispielsweise Wölfe, Elche oder Luchse in freier Wildbahn sehen.

Ein wahres Paradies ist auch Kallaste, eine kleine und schöne Stadt, die am Peipussee liegt. Dort findet man Ruhe, wenn man sie braucht. Eine sehr charmante Atmosphäre bietet auch der Kurort Haapsalu, wo Häuser zu finden sind, die aussehen, als wären sie den Büchern von Astrid Lindgren direkt entsprungen.

Sprache

Die Amtssprache in Estland ist Estnisch. Du sprichst diese Sprache aber nicht? Das macht gar nichts, denn auch Englisch und Deutsch werden in vielen Teilen des Landes verstanden und sogar von einigen Einwohnern gesprochen.

Zusätzlich kannst du dich auch mit Russisch und Finnisch verständigen. Es gibt also genügend Möglichkeiten, mit den Esten zu kommunizieren.

Esten_Kommunikation

Sicherheit

Generell gelten Estland – beziehungsweise Tallinn – als sehr sicher. Trotzdem können natürlich Taschendiebstähle nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Diese ereignen sich meist an Orten, an denen viele Menschen sind.

Achte daher immer darauf, dass du deine Wertgegenstände nicht unbeaufsichtigt lässt und nicht mehr Bargeld mit dir führst, als nötig. Falls du mit dem Rucksack unterwegs bist, solltest du wertvolle Dinge gut verstauen oder direkt am Körper tragen.

Solltest du dich unmittelbar vor deiner Reise über die aktuelle Situation informieren wollen, kannst du die jeweilige Botschaft deines Landes in Tallinn kontaktieren.

Wann reise ich am besten nach Tallinn?

Das kommt ganz auf dein eigenes Temperaturempfinden an. Magst du den Sommer gerne, solltest du im Juli oder August nach Tallinn kommen. Zu dieser Zeit ist es verhältnismäßig noch am wärmsten.

Allerdings sind die Sommer mit bis zu 25 °C dort auch nicht übermäßig heiß. Überhaupt ist das Klima eher auf der kälteren Seite. Im Januar, Februar und Dezember erreichen die Temperaturen in Tallinn ihren Tiefpunkt.

Tallinn_Winter

Tallinn im Winter

Dabei können es gut und gerne auch mal -13 °C werden. Bist du also kälteresistent, kannst du Tallinn auch im Winter einen Besuch abstatten. Wenn du besonders großes Glück hast, kannst du sogar das Naturschauspiel der Polarlichter erleben.

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Author Zur Autorin: Toni arbeitet seit einigen Jahren ortsunabhängig und ist als digitale Nomadin an den schönsten und aufregendsten Orten der Welt unterwegs. Nach ihrem Studium und einer längeren Berufstätigkeit entdeckte Sie das reisen für sich. Seitdem hat Toni Ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. „Es gefällt mir, individuell und nachhaltig zu reisen, dabei Abenteuer zu erleben und vor allem auch sportlichen Aktivitäten nachzugehen!“

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