Reisen und Gutes tun: 6 Reisende zeigen wie es geht!

Früher wollte ich unbedingt bei einem Hilfsprojekt im Ausland mitmachen für Menschen, Umwelt oder Tiere. In meinen Gedanken habe ich mich auf einem Greenpeace Boot über die Weltmeere schippern sehen. Seitdem stand dieser Wunsch auf meiner Bucketlist: Reisen und etwas sinnvolles tun zu verbinden!

Bis ich mein erstes Charity Projekt gestartet habe ist allerdings ein wenig Zeit vergangen. Meine Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich bis dahin zu dem Thema gesammelt habe, kannst du hier lesen.

Heute will ich dir nicht nur erzählen wie es dann zu meiner eigenen Charity Aktion gekommen ist, sondern dir auch noch die Projekte von 5 anderen Reisenden vorstellen und dir zeigen, wie sie Reisen und Gutes tun miteinander verbunden haben. Vielleicht inspiriert dich das ja deine eigene Idee umzusetzen!

Los geht es mit meiner eigenen Charity Aktion: Streetkids Brazil: 

Im September letzten Jahres war es soweit und ich habe mir meinen langersehnten Wunsch erfüllt und eine eigene Charity Aktion auf betterplace.org, Deutschlands größter Online Spendenplattform, gestartet. So was wollte ich schon immer mal machen und ich bin einfach mega happy, dass ich es im letzten Jahr endlich angegangen bin.

Wie du weisst bereise ich mit meinem Freund Marcus seit einigen Jahren die Welt und wir arbeiten ortsunabhängig von den schönsten Plätzen der Welt aus. Neben der DNX Digitale Nomaden Konferenz veranstalten wir auch die DNX Coworking & Coliving CAMPS für digitale Nomaden und Online Unternehmer.

Im Dezember 2015 haben wir ein DNX CAMP in Jericoacoara in Brasilien veranstaltet. Dafür hatten bereits geplant am 17. November mit einem Relocation Schiff von Gran Canaria nach Salvador de Bahia in Brasilien zu fahren, um von dort aus dann weiter nach Jeri zu ziehen.

Das hat mich auf die Idee gebracht ein soziales Projekt in Salvador de Bahia zu unterstützen nachdem wir mit dem Schiff dort ankommen. Salvador ist eine der kriminellsten und ärmsten Städte der Welt, dort sind besonders viele Kinder von Armut betroffen und rutschen in den Drogenhandel ab. Wir wollten aber nicht irgendein Projekt auswählen, sondern jemand fragen, der sich vor Ort auskennt. Daher habe ich die Freundin eines Freundes von mir gefragt, die Brasilianerin ist und aus Salvador kommt. Sie hat uns das Projekt von Viva a Vida empfohlen.

Die Organisation kümmert sich um die Streetkids und bietet ihnen eine Perspektive. Wir hatten direkt ein gutes Gefühl mit dem Projekt. Es gab nur ein kleines Problem: Viva a Vida darf in Deutschland keine Spendenbescheinigungen ausstellen. Ungünstig falls jemand seine Spende steuerlich absetzen will.

Trotzdem sind wir bei dem Projekt geblieben. Wer uns unterstützen will, wird das auch ohne Spendenbescheinigung tun.

#streetkidsbrazil was born!

Zusammen mit Natalie von betterplace.org setzen wir also unsere Spendenaktion für das brasilianische Hilfsprojekt auf. Ich kannte betterplace schon länger.

Und als wir im Juli letzten Jahres in unserer DNX Community auf Facebook gepostet haben, dass wir ein Charity Projekt starten wollen und um Tipps und Empfehlungen gebeten haben, hat uns Natalie angeschrieben. Sie kannte uns von unserem allerersten DNX Event und arbeitet bei betterplace.org im Marketing. Nebenbei: Inzwischen unterstützt sie uns auch als Virtuelle Assistentin – so schließt sich der Kreis.

Unsere Spendenaktion streetkidsbrazil.betterplace.org ging dann im September an den Start. Wir trommelten ordentlich für die Spendenaktion: über unsere Social Media Kanäle, auf der DNX, ich schickte einen Geburtstags-Newsletter raus, in dem ich mir Unterstützung wünschte und Marcus machte in seinem LIFE HACKZ Podcast immer wieder auf unsere Spendenaktion aufmerksam.

So sammelten wir über 1.500 € und waren sehr zufrieden damit, da wir die Spendenaktion nur wenige Wochen vorher, also sehr kurzfristig, aufgesetzt hatten.

Einblicke in die Arbeit von Viva a Vida vor Ort

Ende November kamen wir dann mit dem Schiff in Salvador de Bahia an und haben die Organisation Viva a Vida in Vila de Abrantes besucht. Die Busfahrt zu der Organisation war erstmal echt krass. Wir sind eine gefühlte Ewigkeit mit einem alten Linienbus von Salvador bis nach Vila de Abrantes gefahren. Glaub mir, so sieht man wirklich was von dem echten Brasilien!

Endlich angekommen, war es echt ein besonderer Moment, die Menschen kennenzulernen, die sich so herzlich und liebevoll um die Kinder kümmern. Viele der Kids hier sind schon im Alter zwischen 8 und 12 Jahren stark gefährdet in den Drogenkonsum und Drogenhandel abzurutschen. Das Projekt bietet kreative Aktivitäten wie Kunstworkshops oder Theaterkurse an und sorgt dafür, dass die Kids ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln und bietet auch Unterstützung, um Familienbeziehungen zu verbessern.

Vor Ort hatten wir wirklich das Gefühl, die richtige Wahl für unser Projekt getroffen zu haben, denn wie wir leider feststellen mussten, bekamen die Projektverantwortlichen sonst nicht viel Unterstützung und waren uns super dankbar. Kleinere Orte werden von der Regierung bei der Bekämpfung des Drogenhandels so gut wie gar nicht beachtet. Wenn überhaupt, wird der Drogenhandel nur in Touristengebieten bekämpft.

Wir sind den ganzen Tag mit Cressina, der Projektverantwortlichen, durch den Ort geschlendert und sie hat uns super viel erzählt. Tagsüber wirkt der Ort wie ein normaler verschlafener brasilianischer Vorort aber der Schein trügt. Gerade abends und nachts geht der Drogenhandel los und Tote auf der Straße sind für Kids nichts ungewöhnliches.

Der Höhepunkt war natürlich die Kids selbst zu treffen, die uns herzlich empfangen haben, und natürlich Big B – einen crazy brasilianischen Rapper, den wir unterwegs auf der Straße getroffen haben. Das ganze Projekt hat mir mega Spaß gemacht und ich will mehr davon machen!

Lust auf weitere Beispiele wie du Reisen und Gutes Tun verbinden kannst? Los geht’s:

#1 Stella Romana Airoldi: Fashion that gives back

2009 war ich in Uganda um über Kindersoldatinnen in der Lord Resistance Army zu schreiben. Ich hatte dort Frauen für meine Masterthesis interviewt, die im Acholi Quarter in Kampala, ein Internally Displaced Center für Kriegsopfer aus Nord-Uganda,leben. Die Frauen dort fertigten einfachen Schmuck aus Papier an. Um Sie zu unterstützen habe ich ihnen natürlich Schmuck abgekauft. Den Kontakt habe ich gehalten und jedes Jahr Schmuck bestellt. Irgendwann wurde der Schmuck meinen Freunden zu langweilig.

Sie fragten mich, ob die Frauen nicht mal was anderes machen könnten – zum Beispiel, eine lange blau-grüne Kette mit unterschiedlich großen Perlen, eine kurze schwarz-rote Kette und so weiter. Ich habe gesagt: “ Na klar, die können alles machen was du willst.” Als der gewünschte Schmuck ankam, waren meine Freunde unglaublich begeistert davon, dass alles mit der Hand hergestellt wurde. Sie schlugen mir vor, einen Laden zu eröffnen und den Schmuck zu verkaufen.

Die Schmuckherstellung gibt Kriegsflüchtlingen aus Nord-Uganda eine Perspektive

Ende 2012 habe ich den Entschluss gefasst, die Idee umzusetzen. Ich ging zurück nach Uganda und interviewte und fotografierte ein paar Frauen, die den Schmuck herstellten. Ende 2013 habe ich dann endlich die ersten Schmuckstücke über meinen Webshop verkauft.
In Uganda gibt es so viel Talent! Wirklich unglaublich. Leider haben viele Menschen wegen dem Krieg keine Chance bekommen sich weiterzuentwickeln. Ich arbeite mit Frauen zusammen, die Aids haben, die keine Ausbildung haben, also nicht lesen und schreiben können und so weiter. Die Frauen haben wirklich 0 % Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ich wollte sie unbedingt unterstützen. Meine Frauen sind Kriegsflüchtlinge aus dem Norden von Uganda und wohnen jetzt in Kampala (der Hauptstad).

In Kampala sprechen die Leute aber eine ganze andere Sprache, daher wurden meine Acholi-Frauen zusätzlich diskriminiert. Trotz ihrer schlimmen Vergangenheit, habe ich gespürt, dass sie eine Zukunft haben, das sie eine Zukunft verdienen! Die Frauen wollten unbedingt arbeiten und Neues lernen. Es war ein langer Lernprozess und es war echt eine Menge Geduld nötig. Aber das Ergebniss macht so glücklich: Es ist unglaublich schön zu sehen, wie die Frauen sich weiterentwickelt haben und inzwischen großartigen Schmuck anfertigen. Ich zeige ihnen auch , wie sie in ihren eigenen Gemeinden ein kleines Business gründen können, damit sie von dem westlichen Markt nicht so stark abhängig sind.

Gegenwind konnte meine Mission nicht stoppen

Ich möchte euch aber nicht verschweigen, dass nicht immer alles einfach war. Am Anfang habe ich viel Kritik von meinem Umfeld bekommen. Was ich denn da machen würde und wieso und warum ich mich nicht in einer Anwaltskanzlei (ich habe Jura studiert) bewerbe und so weiter. Das hat mich manchmal ein bisschen demotiviert.
Es gab auch häufig Schwierigkeiten bei den Lieferungen. Wenn ich in Uganda Sachen bestellt habe, wurden die nicht pünktlich verschickt oder die Farben oder Längen der Ketten stimmten nicht.

Das hat mir gezeigt ,dass ich häufiger in Uganda vor Ort sein muss, um die Qualität besser kontrollieren zu können. Also bin ich Ende 2014 wieder zurückgegangen nach Uganda und seitdem bin ich regelmäßig dort. Ich habe gelernt, dass viele Dinge Zeit brauchen und ich mich deshalb nicht von meinem Ziel ablenken lassen darf. Mein größer Wunsch und mein Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die Frauen mit dem Schmuck genügend Geld verdienen, um ihre Kinder in die Schule schicken zu können und durch einen lokalen Beruf unabhängiger werden können.

“What you do for yourself dies with you, what you do for others stays forever.”

Ich hoffe, dass jeder, der auch ein Business starten möchte, sich dieses Zitat zu Herzen nimmt. Was einen glücklich macht ist sehr subjektiv – aber mich macht es glücklich, wenn ich meiner eigenen Passion folgen und gleichzeitig anderen Menschen helfen kann.

Mit 22STARS habe ich bisher einen tollen Impact erzielt und ich bekomme auch häufig “Fan”-E-Mails von Leuten, die mir schon länger auf Facebook und Instagram folgen und von meiner Story sehr inspiriert sind. Sie haben nicht nur meinen Schmuck gekauft, sondern haben auch ein besseres Bewusstsein für die Herkunft der Produkte entwickelt. Wenn sie jetzt Klamotten kaufen oder essen gehen, spielt auch der Nachhaltigkeitsfaktor eine große Rolle.

Es kann so einfach sein, ärmeren Menschen zu helfen. Achtet auf Reisen in lokalen Restaurants zu essen und eure Ausflüge bei lokalen Veranstaltern zu buchen.In Uganda organisiert zum Beispiel VAYANDO Tagesausflüge zu meinen Designer im Acholi Quarter. Dort kann man sich ansehen wie mein Schmuck gemacht wird und welche große Bedeutung diese Arbeit für die Frauen hat.

Ich komme immer wieder zurück nach Uganda

Seit ich Ende 2014 beschlossen habe zurück nach Uganda zu gehen, lebe ich als digitale Nomadin. Anfang 2015 habe ich in Kapstadt andere Digital Nomaden kennengelernt. Das war das erste Mal, das ich Leute mit meinem Lifestyle und meinem Mindset getroffen habe. Wenn ich in Afrika bin, reise und wohne ich oft alleine. In Amsterdam haben alle meine Freunde einen 9 to 5 Job. Deshalb war es wirklich cool Menschen zu treffen, die auch ortsunanhängig arbeiten.

Nach meiner Zeit in Uganda und nach meiner Reise durch Afrika, habe ich Tarifa besucht und im Anschluss die DNX GLOBAL in Berlin. Im Herbst war ich wieder in Uganda und am Ende des Jahres bin ich mit der Nomad Cruise von Gran Canaria nach Brasilien gefahren. In 2016 hab ich das neue Jahr in Brasilien angefangen mit meinen digital nomad friends.

Danach war ich kurz in Europa Freunde und Familie besuchen und bin ich wieder nach Afrika gereist. Dieses mal bin ich durch Tansania gereist und danach war ich ein paar Monate wieder in Uganda. Nach einem Kundenbesuch in den USA und einem Abstecher nach Kolumbien, bin ich mit der Nomad Cruise wieder zurück nach Portugal gereist. An Board habe ich Workshops über Social Media und Afrika gegeben. Gerade bin ich wieder in Europa und Ende des Sommers wird es für mich dann zurück zu meinen Frauen nach Uganda gehen und dieses Mal werde ich auch noch Äthiopien und Kenia bereisen.

Stella Romana Airoldi, 22STARS

#2 Ben Strasser: Ben for Nepal

Sommer 2015 – die Entscheidung war gefallen! Der Job war gekündigt und das One-Way Ticket nach Nepal gekauft – die Aufregung stieg von Tag zu Tag.

Aber warum ausgerechnet Nepal? Das Land, das im April und Mai vergangenen Jahres von schweren Erdbeben getroffen wurde und 2015 auch monatelang unter einer indischen Grenzblockade litt.

Schon immer war ich von diesem kleinen Land zwischen China und Indien – hoch oben im Himalaya – fasziniert. Als ich mich für Nepal entschieden hatte, war mir sofort klar, dass ich hier mehr wollte, als nur meine Zeit zu genießen. Ich wollte anpacken, wollte etwas Sinnvolles tun.Durch Helga und Jürgen, den Orangetrottern, kam ich mit Michi von Hope for Nepal in Kontakt. Sie engagiert sich dort schon seit Jahren mit unheimlich viel Herzblut. Also genau die richtige Ansprechpartnerin für mich!

Nach ein paar Telefonaten und Mails folgte dann das erste Treffen in Kathmandu. Michi holte mich auf ihrem Scooty am Flughafen ab, ein herzlicheres willkommen kann man sich in einem fremden Land kaum vorstellen.

Willkommenstanz in Budhanilkantha

In den kommenden Tagen unterhielten wir uns intensiv über die derzeitige Lage im Land und meine bevorstehende Zeit im Srijana Kinderhaus in Budhanilkantha.

Dann war es soweit! Wir fuhren noch in diversen Geschäften vorbei, um den Kindern unter anderem frisches Obst und Fruchtsäfte mitzubringen, ehe wir vor dem Haus oberhalb von Kathmandu hielten.
Dort warteten 20 Kids und das Elternpaar auf uns. Wir wurden mit einheimischem Tanz und einer Zeremonie begrüßt und ich wurde sofort im Kreise der Familie aufgenommen.

Ich muss zugeben, die ersten Tage ging es auf und ab. Es war nicht ganz so einfach sich in eine 22-köpfige Gemeinschaft einzufügen, die wenig bis kein Englisch sprach. Und mein Nepali war leider nicht besser als deren Englisch, eher schlechter. Ich war in dieser ersten Zeit sehr froh, dass Michi als kleiner Anker unten in Kathmandu war, da konnte man sich auch mal auskotzen oder ausheulen – je nach Gefühlslage!

Doch nach ein paar Tagen war der „Brother“ dann fest im Boot und ich war im Tagesablauf der Kids drin. Wir sind zusammen aufgestanden, haben Frühsport gemacht, gelernt, eingekauft, gespielt und vieles mehr.

Verbesserung der Hygieneverhätnisse im Kinderhaus

Etwas später sollte Kathie noch im Kinderhaus aufschlagen – eine wunderbar herzliche Australierin, die ebenso wie ich, ihrem Nepalaufenthalt etwas Besonderes verleihen wollte.
Wir verstanden uns prächtig, saßen lange zusammen und brainstormten, was man hier noch alles erreichen könnte.
Unser wichtigster gemeinsamer Punkt war das Thema Hygiene!

In Deutschland sind wir es gewohnt immer eine frische und vor allem eigene Zahnbürste in unserem Becher stehen zu haben. Schon mal dran gedacht wie es ist, wenn sich mehrere Leute die Zahnbürste teilen und diese nicht in einem Becher sauber aufbewahrt, sondern tagsüber auch als Spielzeug im ganzen Haus genutzt wird? Nein?

Genau das war unser Ansatzpunkt – so etwas darf und kann nicht sein. Beim Srijana Haus handelt es sich um ein ganz einfaches Kinderhaus, das ohne staatliche Förderung oder Unterstützung durch eine NGO oder andere Agenturen auskommen muss.

So haben sich „Brother” und „Sister” eines Tages, nachdem sie die Kids zur Schule gebracht hatten, in eine Schreinerei aufgemacht! Wir haben ein großes Holzbrett und Nägel gekauft, um einen Aufbewahrungsort für die Zahnbürsten zu schaffen. Außerdem besorgten wir ausreichend Bürsten, Zahnpasta, Seife und andere Hygienemittel.

Als das Brett fertig war und jedes Kind seine eigene Zahnbürste samt Name vorfand lag eine ganz besondere Stimmung im Raum. Wir erklärten und zeigten den Kindern wie man was und wann verwendet – voller Hoffnung etwas Nachhaltiges zu erklären! Für uns eine unscheinbare simple Sache – aber in diesem Moment war etwas so Kleines so groß und unglaublich viel wert!

Abendteuertage für die Kids

Die Kids haben hier extrem lange und auch anstrengende Tage – und das sechs Tage die Woche, denn nur Samstags bleibt die Schule geschlossen.Samstags ist Waschtag – jeder wird geduscht oder gebadet und bekommt frische Klamotten an. Ja, das passiert nur samstags!
Wir haben versucht den Samstag aber auch zu einem Abenteuertag zu machen, indem wir nach dem Waschen mit den Kindern Wandertouren unternommen haben.
Herumtoben, Verstecken spielen, Naschen, wildes Obst pflücken – einfach mal Kind sein! Es waren mit die tollsten Tage, denn auf diesen kleinen Ausflügen sind die Kinder förmlich explodiert und aus sich heraus gekommen!

Ja – und irgendwann waren meine drei Wochen dann auch vorbei und ich bin nach Pokhara weitergezogen.

Was nimmt man aus drei solch intensiven Wochen mit?

Ich habe für mich wieder einmal wahrgenommen, wie verdammt gut es uns in Deutschland doch geht. Wir leben in einem unglaublichen Überfluss und verlieren viel zu oft den Blick für’s Wesentliche. Wir sollten zufriedener mit dem sein was wir haben, welche Chancen sich uns bieten und wie strukturiert hier doch alles abläuft (auch wenn ich nicht zu 100 % Fan dieser kompletten Strukturen bin).

Ich wollte nicht einfach die Türe hinter mir schließen und den Kids Tschüss sagen.

Somit kam mir die Idee eine Spendenaktion für die Kinder ins Leben zu rufen. Nach ein paar Absprachen und Planungen konnte ich dann Ende März das Projekt „Trampen für Nepal“ live schalten. Ich habe mein Trampabenteuer vom Iran nach Deutschland zurück dazu genutzt, Aufmerksamkeit für das Projekt zu bekommen.

Und ich muss sagen, ich hätte nie gedacht, dass hier so viel Geld zusammen kommt. Mittlerweile konnte ich auf „benfornepal.betterplace.de“ bereits so viel Spenden sammeln, dass Schuluniformen, Schulmaterialien und Schulgebühren für 20 Kinder für ein Jahr abgedeckt sind. Gerade läuft die wohl letzte Spendenrunde, in der es noch um ein paar warme Klamotten für den Winter geht!

Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, diese drei Wochen zu erleben, die Kinder ins Herz zu schließen und nachhaltig mit der Spendenaktion etwas bewirken bzw. helfen zu können!

Ben Strasser, Ben um die Welt

#3 Lena Reckeweg: Statt Medizin die Welt studiert

Eigentlich wollte ich Kinderärztin werden. Einen Beruf lernen, mit dem ich Menschen helfen kann. Da mein NC aber an einem Medizinstudium knapp vorbei ging, brauchte ich einen Plan B, um die Welt zu retten. Aber dann lief das Praktikum in der Werbeagentur so gut, dass ich plötzlich mit 21 durchs Hamsterrad flitze.

Also wurde ich Werbetexterin und jetzt verkaufe ich den Leuten Autos, Marmelade und Lampen, die in mehr Farben leuchten können als der Regenbogen persönlich. Ein Plan C musste her.

Ich wurde Mutmacherin zum Reis`aus nehmen

Das Schreiben ist zwar genau mein Ding, die Art des Arbeitens aber nicht so sehr. Also kündigte ich schon nach 1,5 Jahren das konsumsteigernde Floskeldreschen und ging reisen. Arbeitete wieder 1,5 Jahre. Kündigte und ging reisen. Der Wunsch die Welt zu verbessern blieb, er wuchs mit jedem Land, das ich entdeckte. Wie unfassbar wunderschön ist diese Erde auf der wir leben? Ich beschloss also meinen Blog nicht mehr nur für Familie und Freunde zu schreiben, sondern alle vom Fernweh Geplagten damit zu verarzten.

Ich machte meinen Beruf zum Hobby und schrieb außerdem ein Reisehandbuch, das junge Menschen ermutigen soll selbst „Reis’ aus“ zu nehmen. Ich lernte Unterwegs so viel für mich, dass ich es unbedingt teilen wollte. Ich begriff wie stark und schwach zugleich die Welt ist, in der wir leben. Dass es höchste Zeit wird, sie zu schützen. Wildfremde Menschen erweiterten meinen Horizont, zeigten mir, dass man nichts besitzen muss, um schenken zu können.

Toleranz, Akzeptanz, Dankbarkeit für unsere privilegierte Situation. Das Gefühl nicht nur nehmen, sondern auch etwas geben zu wollen. Ich glaube zum Beispiel, man muss die gewohnten Gefilde verlassen, um seine Sicht der Dinge verändern zu können. Und ich finde auch, es kommt nicht nur darauf an was Arbeitgeber als den perfekten Lebenslauf bewerten, sondern auch darauf, welchen Verlauf man sich selbst für sein Leben wünscht.

Meine ersten Crowdfunding Erfahrungen

Jedenfalls war das Reisebuch nun prall gefüllt mit dem „A und O des Reisens“ und bereit selbst auf die Reise zu gehen. Aber wie? Ich wollte mehr, als ich auf dem gewöhnlichen Weg erreichen würde. Ich wollte nicht nur Inspiration schenken, sondern der Welt, die ich so lieben lernte, auch etwas damit zurückgeben. Ich beschloss den gesamten Erlös des Buches einer Foundation zu spenden, die sich gegen die Vermüllung unserer Meere einsetzt. Zwei befreundete Designerinnen fanden diese Idee so gut, dass sie mir das Buch kostenlos gestalteten.

Gemeinsam starteten wir eine Crowdfunding Kampagne, um den Buchdruck zu finanzieren. Leider ohne Erfolg. Die Summe zu hoch, das Netzwerk zu klein, die Zeit zu kurz, das Konstrukt zu kompliziert? Macht nix, Umwege erweitern die Ortskenntnisse. Und auf ungewohnten Wegen kenne ich mich schließlich aus, das beweist mein lückenhafter Lebenslauf. Irgendwie erreicht man ja immer das Ziel. Ich habe auch schon ein paar Ideen, wie ich dort ankomme.

Unterwegs immer wieder Gutes tun

Währenddessen tue ich weiter auf meinen Reisen Gutes. Unterwegs versuche ich immer ein paar positive Spuren zu hinterlassen, wie zum Beispiel Müll am Strand zu sammeln oder stets die kleinen lokalen Restaurants und Unterkünfte zu supporten (auf meinem Blog schreibe ich mehr dazu). Gerade habe ich außerdem einen Shop auf meinem Blog eröffnet, in dem ich Handarbeiten von Einheimischen verkaufe, um sie mit ihrem Business zu unterstützen und ihnen eine größere Käuferschaft zu ermöglichen.

Noch ist er sehr klein, aber ich plane ihn bald mit festen Partnern größer aufzuziehen. Es gibt so viele Möglichkeiten etwas Gutes zu tun, wie die Welt groß ist. Ich wünsche mir, dass jeder Reisende zumindest die grundlegenden Dinge (Respekt vor Mensch, Tier und Natur) berücksichtigt. Wir Reisenden wollen die Welt sehen, also sollten wir auch etwas dazu beitragen, dass sie ansehnlich bleibt. Ich freue mich über jeden Weggefährten, der das genau so sieht. Toll also, dass es diesen Round Up Post gibt.

Lena Reckeweg, Reis‘ aus!

#4 Tanja Ney: Verrücktes tun und die Welt ein kleines bisschen besser machen

So kann man es zusammenfassen, denke ich. Ich bin am 2.7. One-Way, gemeinsam mit meinem Reisebuddy, einem Rennrad, nach Island geflogen und werde dort die folgenden Wochen allein mit „buddy“,mir und Zelt unterwegs sein. Geplant ist, dass ich die Insel solo einmal umrunde.

Etwa 1.400 km Wind, Wetter, Abenteuer. Ich bin zwar ein Outdoormädchen, aber werde sicherlich dennoch das ein oder andere Mal meiner Komfortzone die Hand schütteln um zu fragen: „Entschuldigung, darf ich mal kurz eben ein bisschen übertreten?“

Island mit dem Rad umrunden und dabei ein Herzensprojekt unterstützen

Zufällig, also wenn man wirklich an Zufälle glaubt, bin ich zu Beginn meiner Idee über betterplace.org gestolpert und wurde von einer Freundin gefragt, ob ich nicht Lust habe eine Spendenaktion zu starten. „Hey, coole Idee! Was muss ich tun?“ Tja, und eigentlich musste ich tatsächlich gar nicht viel tun. Die größte Herausforderung war wohl für mich als Perfektionistin, das für mich „richtige Projekt“ zu finden, das ich unterstützen möchte.

Dieses habe ich dann aber tatsächlich recht schnell gefunden, denn es gab nur zwei Optionen: Ich unterstütze ein regionales Projekt oder: Ich unterstütze ein Projekt, das mir inhaltlich am Herzen liegt. Nicht zuletzt deshalb, weil ich in allem was ich tue authentisch bin und mein Blog und meine Arbeit gerade davon leben, dass ich einfach nur ich selbst bin.

Die Geschichte ist schnell erzählt: ich habe mich für das Herzensprojekt entschieden und sammle mit meiner Tour durch Island nun Spenden für das Haus Leben e.V. in Leipzig. Der Verein leistet wertvolle und liebevolle Arbeit für krebskranke Menschen – und deren Kinder, die im so genannten „Friesennest“ dort ihren eigenen und besonderen Raum haben.

Für dieses Angebot läuft nun meine Spendenaktion abenteuerherz.betterplace.org, da ich selbst aus eigener Erfahrung weiß, wie es sich anfühlt durch den Verlust eines lieben Menschen plötzlich aus der Bahn geworfen zu werden und nichts tun zu können.

Somit war auch für mich die Verbindung zwischen all dem klar. Ich möchte gern mit meiner eigenen, freien Entscheidung meine Komfortzone zu verlassen die Menschen unterstützen, die ihre Komfortzone unfreiwillig und oft plötzlich verlassen mussten und jemanden wie das Haus Leben brauchen, um wieder zurück zu finden in ihren geschützten Lebensbereich.

Projektbesuch in Leipzig vor meiner Islandreise

Gesagt, getan. Via betterplace.org ist es ein einfaches, ein Tool auf der Webseite einzurichten. Der Verein war zudem auch schon dort gelistet und somit war die Kontaktaufnahme auch schnell und unkompliziert. Eine ganze Weile gab es lediglich Mailkontakt, anfang Mai konnte ich die Einrichtung aber dann endlich persönlich besuchen, was nochmal mehr Motivation für die Tour und auch meine Aktion gegeben hat.

Ich habe im Gespräch dort viel über die wichtige Arbeit erfahren und war sehr beeindruckt vom Engagement der Mitarbeiter, die vieles ehrenamtlich stemmen und auf den Weg bringen. Mich hat es sehr berührt dort zu sein und ich fand es schon ein sehr schräges aber auch schönes Gefühl zu wissen, dass ich mit meiner Reichweite die Möglichkeit habe, so etwas zu unterstützen und andere Menschen darauf aufmerksam zu machen. Insbesondere deshalb, weil es mir wirklich eine Herzensangelegenheit ist.

Innerhalb kürzester Zeit sind nun auch bereits 600 € eingegangen. Obwohl ich noch nichtmal
losgefahren bin. Das ist verrückt! Menschen können einfach so unglaublich toll sein. Das berührt mich sehr!

Scheitern gibt ́s einfach nicht

Einzig und allein der Gedanke, dass es sehr öffentlichkeitswirksam ist und es mich unter Druck setzen könnte bei meiner Aktion, war anfangs ein Thema, Nur ganz kurz, aber es war da. Viele fragen dann: “Was machst du, wenn du scheiterst?“. Und dann sagst du natürlich Sachen wie: „Scheitern gibt ́s einfach nicht!“.. Aber es bringt dich doch zum Nachdenken. Schnell aber habe ich für mich herausgefunden: Scheitern gibt es wirklich nicht. Ist keine Option in der Sache.

Und nicht, weil ich weiß dass ich es in jedem Fall schaffen werde die 1.400 km zu rocken. Nein. Scheitern ist deshalb keine Option, weil ich mich überhaupt auf den Weg mache. Weil ich etwas tue. Mir einen Traum verwirkliche und etwas bewege. Und das ist etwas, was viele Menschen überhaupt gar nicht erst angehen. Also lass uns doch „Scheitern“ erstmal definieren.

Ganz ehrlich: ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, wenn ich mal den Bus unterwegs nehme. Oder alles nicht so läuft wie geplant. So ist das im Leben. Und so ist das eben auch mit Abenteuern. Aber das wichtigste ist doch: Ich mache mich auf den Weg. Und ich kann die Welt mit meiner Öffentlichkeit wenigstens ein kleines bisschen besser machen. Denn die Welt braucht Ermöglicher und nicht die Bremser. So sieht ́s aus. Und ich freue mich jeden Tag aufs neue zu ersteren zu gehören.

Das ist auch sicherlich der Grund, warum ich denke, dass Reisen & Gutes tun zusammengehört: Wer reist fühlt sich als Weltbürger, ist neugierig, trifft andere Menschen und auf deren Lebensentwürfe. Nichts liegt näher, als dieses Miteinander zu stärken und dort zu helfen wo wir helfen können. Mit unseren eigenen Bordmitteln ist schon so vieles möglich, wenn wir nur wollen.

Ich möchte etwas verändern, bewegen, Ermöglicherin sein.

Als digitale Abenteurerin ist es umso wichtiger und fast schon meine Verantwortung, meine Öffentlichkeit für solch ein Projekt auf Reisen zu unterstützen und die Menschen zu bedenken, die gerade nicht die Kraft und die Möglichkeiten haben, nach draußen zu gehen und zu sagen: “Hey, mir geht ́s grad nicht so gut!“

Für mich ist es auch deshalb ein Anliegen, weil mein roter Faden in meiner Arbeit nicht nur Authentizität sondern auch Nachhaltigkeit ist. Ich möchte etwas verändern, bewegen, Ermöglicherin sein. Und dank dem Leben, das ich habe, stehen mir außergewöhnlich viele „Bordmittel“ zur Verfügung. Der Moment wo du auf der Bühne stehst und über deine Abenteuer berichtest.

Von deinem Leben, deiner Art zu Arbeiten und deiner Sicht der Dinge. Warum du eben so bist wie du bist und warum du andere Menschen inspirieren möchtest ihr Leben und die viel zu oft bedauerten Umstände in die Hand und nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Der Moment, wo dir die Menschen zuhören und du erstmals begreifst, dass das ein großer Luxus ist, diese Bühne zu bekommen und so vielen Menschen von deiner Idee erzählen zu dürfen.

Das ist der Moment, wo du begreifst: „Hey, ich hab hier auch Verantwortung. Und das ist verdammt gut so. Mach was draus!“

Tanja Ney, Teilzeitnomanden

#5 Steven Hille: Die Welt sehen oder die Umwelt schützen? Es geht beides!

steven hille uganda

Photo: Hannes Schwessinger

Die Idee des grünen Reisens geisterte schon Jahre bevor ich meinen Blog startete in meinem Kopf herum. Der Tourismus hat einen großen Anteil an der Umweltverschmutzung und der globalen Erwärmung. Ich hatte das Gefühl, dass wir das Erbe der Natur mehr schützen sollten, wollte aber nicht darauf verzichten die Welt zu sehen.

Flug- und Transportemissionen, der Bau von riesigen Hotelkomplexen und All-inklusive-Angebote haben den Tourismus in den letzten zwanzig Jahren zu einem regelrechten Schmuddelkind gemacht. Also suchte ich nach nachhaltigeren Reiseformen.

Ich probierte Zugreisen statt Flugreisen aus, übernachtete in kleinen inhaberbetriebenen Unterkünften und bevorzugte saisonale Speisen statt Importwaren in Restaurants. Mein ökologischer Fußabdruck konnte mit Hilfe vieler kleiner Tipps und Tricks permanent reduziert werden. Irgendwann entschloss ich mich vor einer langen Asienreise dazu einen Blog zu gründen.

Im Blog „Funkloch“ wollte ich fortan die Themen Abschalten, Nachhaltigkeit und Reisen verbinden. Ich berichtete über nachhaltige Projekte und Initiativen und ökologische Formen des Reisens, denn selbst in klimaschädlichen Ländern wie in Japan, kann man seine Emissionen reduzieren. So buchte ich beispielsweise den Japan Rail Pass, mit dem ich drei Wochen lang Flatrate durch Japan mit dem Zug reisen konnte. Über meine Erlebnisse auf Reisen berichtete ich live und authentisch und bereiste diverse Länder in Asien und Europa.

Volunteering in Uganda

Doch im letzten Jahr kam die Zeit, da wollte ich mehr machen. Ich wollte mich stärker für Natur und Menschen engagieren. Über ein Facebook-Posting einer Freundin wurde ich auf ein Naturprojekt in Uganda aufmerksam. Die Volunteeringorganisation Karmalaya suchte damals Volontäre, die Lust hatten nach Uganda zu reisen und dort in der Natur zu helfen. Das klang geradezu ideal für mich. Ich fackelte nicht lange, buchte die Flüge und unterschrieb binnen weniger Tage die Volunteeringvereinbarung.

In Uganda lebte ich in einem kleinen Dorf, das die Heimat für etwa 500 Menschen bildet. Dort arbeitete ich im Kiefernwald, beschnitt die Bäume und half dabei einen Eukalpythus-Wald zu pflanzen. Es war eine unfassbar anstregende aber verdammt tolle Zeit. Dicht an dicht lebte ich mit den Einheimischen, feierte Geburtstage und Hochzeiten mit ihnen und hatte geniale Einblicke in die Kultur Ugandas. Den Zuruf „Mzungu“, der in Ostafrika überlicherweise für einen weißen verwendet wird, legte ich nach kurzer Zeit ab. Ab diesem Zeitpunkt nannten mich die Einwohner Nanderes Steven.

Vom Volunteer zum Wasserspender

Doch nicht alles war während dieser Zeit Friede Freude Eierkuchen. Ich erkannte während der Trockenzeit erhebliche Probleme in der Wasserversorgung des Dorfes. Die zwei defekten Brunnen und ein weiterer Brunnen, aus dem wenigstens ein bisschen Wasser plätscherte, waren nicht in der Lage die Trinkwasserversorung des Dorfes ausreichend zu decken. Also ergriff ich die Intitiative und setzte mich für den Bau eines neuen Brunnens ein.

Noch vor Ort machte ich mit dem Priester der Gemeinde einige Pläne und Skizzen und wir überlegten wie sich das Problem in den Griff bekommen lässt. Vor Ort trafen wir drei Ingenieure, die verschiedene geologische Untersuchungen anstellten. Zusammen kamen wir zu dem Entschluss am Fuße des Hügels, auf dem sich das Dorf befindet, eine neuen Brunnen zu graben. Doch dafür wurden über 9.000 € benötigt.

Kein Problem, dachte ich mir und rechnete kurz die Anzahl meiner Facebook-Freunde mal 10 Euro pro Person hoch. Kurz entschlossen richtete ich eine Spendenseite auf betterplace.org ein. Nach kurzer Zeit musste ich feststellen, dass meine Milchmädchenrechnung nicht auf geht. Die Reichweite meines Blogs und die Spendenbereitschaft von Freunden und Familienmitgliedern war nach einem Monat erschöpft. Also überlegte ich mir neue Wege und Mittel.

Zunächst konnte ich den Verein Technik ohne Grenzen für mein Projekt als Partner gewinnen. Im Anschluss organisierten wir diverse Spendenaktionen, wie die Versteigerung einer winterlichen Bootsfahrt über die Spree, ein Spendenevent oder eine Bloggeraktion. Acht Monate nach dem Launch der Kampagne war der Geldbetrag zusammen. Elf Tage später saß ich bereits im Flugzeug in Richtung Uganda.

Anpacken beim Brunnenbau

Ich traf im Dorf Nandere alte Bekannte und Freunde und musste feststellen, dass sich die Situation verschlechtert hatte. Unter anderem musste eine der beiden Grundschulen aus Wassermangel geschlossen werden. Ich war traurig darüber und widmete diesen Schülern in den folgenden Tagen all meine Kraft und meinen Fleiß.

Der Plan sah vor einen Brunnen in 420 Meter Entfernung vom Dorfkern zu graben. Über Leitungen und mit Hilfe einer elektrischen Pumpe sollte das Wasser in einen bestehenden Wassertank gepumpt und vorn dort weitere 50 Meter weitergeleitet werden. Um Kosten zu sparen, entschied ich mich dazu den Graben zusammen mit den Dorfbewohnern zu graben. 470 Meter Graben, 30 Zentimeter breit, 60 Zentimeter tief mussten ab diesem Tag geschaufelt werden.

Nach zwei Wochen hatten wir die Hälfte des Grabens geschafft, als mich meine neu gewonnen Freunde vom Verein Technik ohne Grenzen ablösten. Ich konnte keine fünf Wochen Zeit aufbringen, um das ganze Projekt vor Ort zu betreuen.

Zusammen beendeten wir, was ich in einer übereifrigen Überlegung begonnen hatte. Seit Gründonnerstag fließt ausreichend sauberes Trinkwasser in Nandere. Wir hatten es tatsächlich geschafft und konnten den 500 Einwohnern echte Lebensqualität spenden. Es war ein Projekt, das mich an meine Grenzen brachte, für das ich viel arbeitete, aber das sich in jedem Fall gelohnt hat.

So kam es dazu, dass ich von der Idee des nachhaltigen Reisenden zum Volontär und schließlich zum Initiator eines eigenen Projektes wurde. Dabei konnte ich gute Taten vollbringen und meinen Reisedurst stillen – Eine perfekte Kombination.

Und für die Zukunft?

Dem nachhaltigen Reisen werde ich auf jeden Fall treu bleiben und ich werde weiterhin über meinen Blog Denkanstöße liefern. Auch über ein neues Projekt haben Hannes, Steffen und ich schon spekuliert. Uganda hat nur ein einziges Recyclingunternehmen.

Überall im Land türmen sich Plastikmüll und andere Abfälle. In den Städten wird der Müll direkt vor der Haustür verbrannt. Giftige Gase brennen in den Augen und hüllen die Städte in undurchsichtigen Nebel. Es wäre doch eine schöne Idee ein Recyclingsystem in Uganda zu etablieren, oder?

Bisher hatten wir jedoch noch nicht die Zeit das Projekt ernsthaft anzugehen, denn wir sind immer noch mit einigen Nachbereitungen für den Brunnenbau beschäftigt.
Bürokratie wird eben in Deutschland ganz groß geschrieben. Und manchmal ist das vielleicht auch ganz gut. So hatten wir beispielsweise Probleme unser Brunnenprojekt für den Verein Technik ohne Grenzen genehmigen zu lassen und haben so mit Hilfe eines Professors aus der Uni Hohenheim ein besonders starkes Nachhaltigkeitskonzept realisiert.

Steven Hille, Funkloch

Hast du auch schon mal ein soziales Projekt auf Reisen unterstützt? Oder hast du gerade richtig Bock drauf bekommen? Was wäre dein Herzensding?

Übrigens: Als wir im letzten Jahr betterplace.org im Berliner Office an der Spree besucht haben, haben wir direkt eine Folge für unseren Podcast LIFE HACKZ aufgenommen. Wenn du spannend findest, wie es bei betterplace.org so ist, welche Projekte und Ziele sie verfolgen und wie auch DU auch kostenlos eine Spendenaktion starten kannst dann hör doch mal hier rein: Jetzt den Podcast anhören.

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