Immer mehr Menschen suchen heute nach einem juristischen „Plan B“ – einem zweiten Standbein außerhalb ihres Heimatlandes. Für digitale Nomaden, Unternehmer und freiheitsliebende Reisende ist Paraguay dabei seit Jahren ein Geheimtipp. Das südamerikanische Land bietet eine erstaunlich unkomplizierte Möglichkeit, einen dauerhaften Aufenthaltstitel zu erhalten. Man muss dafür nicht auswandern, sondern kann ihn auch als sogenannte Paper Residency nutzen: eine rechtliche Absicherung ohne Lebensmittelpunkt in Asunción.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Hintergründe, erklären den Ablauf der Beantragung, beleuchten Chancen und Grenzen und stellen die Frage, für wen Paraguay tatsächlich ein sinnvoller Baustein im internationalen Lebensmodell ist.
Was bedeutet Residency in Paraguay?
Die Daueraufenthaltsgenehmigung in Paraguay ist ein offizieller Status, der das unbegrenzte Leben und Arbeiten im Land erlaubt. Herzstück dieser Residency ist die Cedula, der paraguayische Personalausweis. Sie dient im Alltag als Nachweis und muss alle paar Jahre erneuert werden. Wer die Formalitäten erledigt, behält die Aufenthaltsgenehmigung – auch wenn er nicht dauerhaft im Land lebt. Genau das macht Paraguay für viele interessant, die lediglich eine rechtliche Absicherung wollen.
Warum Paraguay für einen Plan B interessant ist
Paraguay ist eines der wenigen Länder, in denen ein Aufenthaltsstatus mit vergleichsweise geringem Aufwand erlangt werden kann. Anders als in vielen Staaten verlangt man keine Sprachtests oder hohen Investitionen. Zudem gilt in Paraguay das Territorialprinzip: Einkommen aus dem Ausland wird nicht besteuert. Wer also international arbeitet, profitiert von steuerlicher Neutralität.
Hinzu kommt, dass das Verfahren überschaubar schnell abläuft. Viele Anträge sind innerhalb weniger Monate abgeschlossen. Für Menschen, die sich international absichern möchten, ist Paraguay damit ein flexibler und vergleichsweise kostengünstiger Ankerpunkt.
Auf dem Papier zur Staatsbürgerschaft?
Oft wird Paraguay mit der Aussicht beworben, nach drei Jahren Residency eine Staatsbürgerschaft beantragen zu können. Theoretisch stimmt das – praktisch ist der Weg jedoch länger und steiniger. Behörden erwarten in der Regel eine reale Verbindung zum Land, etwa durch Familie, Wohnsitz oder geschäftliche Aktivitäten. Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann tatsächlich zu einem paraguayischen Pass gelangen, der rund 145 Länder visafrei erschließt. Für die meisten Antragsteller ist die Residency allerdings ein praktischer Backup-Status, weniger ein schneller Weg zur zweiten Staatsangehörigkeit.
Voraussetzungen und Ablauf
Für die Beantragung sind einige Dokumente nötig, darunter Reisepass, Geburtsurkunde und Führungszeugnis – jeweils mit Apostille. Zusätzlich verlangt die Einwanderungsbehörde eine Bankeinlage von rund 4.500 bis 5.000 US-Dollar als Nachweis finanzieller Stabilität. Vor Ort in Asunción erfolgt eine medizinische Untersuchung sowie die persönliche Antragstellung. Ohne Anwalt oder spezialisierte Agentur ist das Verfahren für Ausländer nur schwer zu bewältigen, da Formalitäten und Sprache Hürden darstellen.
Kostenrahmen
Insgesamt sollte man für die Residency zwischen 5.000 und 7.000 US-Dollar einplanen. Darin enthalten sind die Bankeinlage, staatliche Gebühren, die Begleitung durch Anwälte und die Legalisierung von Dokumenten. Damit zählt Paraguay zu den günstigeren Residency-Optionen weltweit.
Paper Residency im Alltag
Wer die Residency einmal hat, muss nicht dauerhaft in Paraguay leben. Wichtig ist jedoch, die Cedula regelmäßig zu erneuern und grundlegende Verbindungen wie ein Bankkonto oder eine Adresse aufrechtzuerhalten. Auf diese Weise bleibt die Aufenthaltsgenehmigung aktiv. Viele nutzen diesen Status als Absicherung für unvorhersehbare Entwicklungen im Heimatland – etwa, wenn steuerliche oder politische Rahmenbedingungen kippen.
Risiken und Grenzen
So unkompliziert Paraguay wirkt, auch hier gibt es Schattenseiten. Die Bürokratie ist langsam und wenig digitalisiert, Korruption bleibt ein Thema. Versprechen, die Staatsbürgerschaft nach exakt drei Jahren zu erhalten, sind irreführend – realistisch ist ein deutlich längerer Prozess. Zudem besteht immer die Möglichkeit, dass sich Regeln ändern und ein tatsächlicher Aufenthalt im Land stärker eingefordert wird. Auch der paraguayische Pass ist solide, reicht aber in Sachen Reisefreiheit nicht an EU-Pässe oder Dokumente aus Kanada und Singapur heran.
Einordnung im internationalen Vergleich
Im Vergleich zu Panama oder den Vereinigten Arabischen Emiraten ist Paraguay günstiger und weniger aufwendig. Georgien ist ebenfalls unkompliziert, verlangt jedoch eine tatsächliche Präsenz im Land. Wer also eine „Residency light“ sucht, ist in Paraguay gut aufgehoben. Für Menschen, die Südamerika mögen oder langfristig eine Alternative zu ihrem Heimatland aufbauen wollen, kann Paraguay sogar noch mehr sein: ein ruhiger Rückzugsort mit freundlicher Bevölkerung und niedrigen Lebenshaltungskosten.
Fazit
Paraguay ist kein Allheilmittel, aber ein interessantes Mosaiksteinchen für internationale Lebensstrategien. Die Residency eignet sich besonders als juristischer Backup, als Paper Residency für den Notfall. Wer hingegen schnell und unkompliziert eine zweite Staatsbürgerschaft sucht, sollte seine Erwartungen zügeln. Am Ende bleibt Paraguay vor allem eines: ein flexibler Plan B in einer unsicheren Welt.
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