Sumatra ist die sechstgrößte Insel der Welt und eine der spannendsten Destinationen Südostasiens. Anders als Bali oder Java ist Sumatra noch immer von Wildnis, Ursprünglichkeit und echter Abenteuerlust geprägt. Wer hierher reist, erlebt Regenwald voller Orang-Utans, aktive Vulkane, riesige Kraterseen, traumhafte Inseln – und trifft auf eine Vielfalt an Kulturen, die in Indonesien einzigartig ist. Gleichzeitig entstehen an einigen Orten erste Luxusresorts und Eco-Lodges, die Komfort mit Naturverbundenheit kombinieren. Sumatra ist ein Reiseziel zwischen Luxus und Wildnis, zwischen Tradition und Wandel.
Erste Eindrücke und Reisecharakter
Schon beim Anflug auf Medan, das Tor zu Nord-Sumatra, wird klar, dass man eine andere Welt betritt. Die Landschaft ist weit, grün und weniger besiedelt als die touristisch bekannten Regionen Indonesiens. Reisen auf Sumatra bedeutet längere Distanzen, unvorhersehbare Fahrzeiten und einfache Infrastruktur – aber eben auch die Chance, ein Land in seiner Ursprünglichkeit zu erleben. Wer hier unterwegs ist, sucht das Abenteuer, ohne auf jede Form von Komfort zu verzichten. Denn neben einfachen Homestays entstehen mittlerweile auch charmante Eco-Lodges und Boutique-Resorts, die das Bild abrunden.
Reisezeit und Klima
Die beste Zeit, Sumatra zu bereisen, liegt in der Trockenzeit von Mai bis September. Dann sind Trekkingrouten im Dschungel gut begehbar, Flüsse führen nicht zu viel Wasser, und die Wege zu Vulkanen oder abgelegenen Dörfern sind besser passierbar. In der Regenzeit von Oktober bis April zeigt sich die Insel von einer anderen Seite: sattgrün, aber auch anstrengender, mit häufigen Schauern, aufgeweichten Straßen und mehr Moskitos. Es lohnt sich, die regionalen Unterschiede zu beachten. Während Aceh im Norden oft trockener ist, kann es im Hochland rund um Berastagi oder Bukittinggi auch während der Trockenzeit frisch und feucht sein.

Nord-Sumatra: Dschungel, Vulkane und der größte Kratersee der Welt
Die meisten Reisenden starten in Medan. Die Stadt selbst ist kein Höhepunkt, bietet aber eine lebendige Food-Szene. Von hier zieht es die meisten nach Bukit Lawang, wo der Gunung-Leuser-Nationalpark beginnt. Dschungeltouren mit Übernachtung im Wald sind unvergesslich – nicht nur wegen der Orang-Utans, sondern auch wegen Gibbons, Nashornvögeln und der schieren Fülle tropischer Pflanzen. Entscheidend ist, einen seriösen Guide zu wählen, um die Tiere nicht zu stören.
Im Hochland rund um Berastagi dominiert der Vulkan Mount Sibayak. Der Aufstieg ist in wenigen Stunden machbar und belohnt mit einem spektakulären Sonnenaufgang über Schwefelfumarolen. In der Ferne sieht man den Sinabung, der immer wieder aktiv ist. Die Gegend ist kühler, die Märkte sind voll von Gemüse und Früchten, die auf den fruchtbaren Vulkanböden wachsen.
Ein Kontrast dazu ist der Lake Toba, ein riesiger Kratersee, dessen Dimensionen man erst aus der Vogelperspektive begreift. Auf der Insel Samosir verbringt man entspannte Tage in Tuk Tuk, erkundet die Batak-Kultur in Ambarita und Tomok und fährt mit dem Roller zu Wasserfällen und Aussichtspunkten. Hier spürt man, dass Reisen auf Sumatra nicht nur Abenteuer, sondern auch Erholung sein kann.
West-Sumatra: Kulinarik und Kultur der Minangkabau
Im Westen der Insel liegt Padang, die Stadt, die kulinarisch ganz Indonesien geprägt hat. Nasi Padang, das berühmte Gericht, wird hier auf langen Tischen präsentiert – man nimmt, was man möchte, und bezahlt nur, was man isst. Von hier aus geht es ins Hochland nach Bukittinggi, kulturelles Zentrum der Minangkabau. Die traditionelle Architektur mit den spitzen Dächern der Rumah Gadang fällt sofort ins Auge. Im nahegelegenen Harau Valley wandert oder radelt man zwischen Reisterrassen und Granitwänden, springt in Wasserfälle und begegnet Menschen, die Gäste mit herzlicher Neugier empfangen.
Noch abgelegener liegen die Mentawai-Inseln, für Surfer ein Sehnsuchtsziel. Hier rollen einige der besten Wellen der Welt an die Strände. Wer nicht surft, interessiert sich vielleicht für die Stammeskultur oder sucht die Ruhe abgelegener Buchten. Inzwischen haben sich hier auch einige hochwertige Surf-Lodges etabliert – luxuriös, aber stark in die Natur eingebettet.
Aceh und Pulau Weh: Strenge Kultur und entspannte Strände
Ganz im Norden liegt Aceh, eine Region, die von ihrer konservativen Prägung lebt. Reisende sollten sich respektvoll kleiden, Alkohol ist tabu. Gleichzeitig hat Aceh durch seine Geschichte und Kultur eine starke Identität. Vor der Küste liegt Pulau Weh, eine kleine Insel, die zu den schönsten Tauch- und Schnorchelgebieten Indonesiens gehört. In Iboih und Gapang herrscht eine entspannte Stimmung, kleine Warungs säumen die Strände, und im Wasser warten Wracks, Steilwände und bunte Korallenriffe.
Zentrales und Süd-Sumatra: Vulkane, Teefelder und alte Städte
In der Mitte der Insel erhebt sich der Gunung Kerinci, mit 3.805 Metern der höchste Vulkan Indonesiens. Wer ihn besteigt, braucht zwei bis drei Tage, Kondition und gute Ausrüstung. Die Region ist geprägt von Teefeldern, kühlen Temperaturen und einer besonderen Ruhe. Hier liegt auch der Kerinci-Seblat-Nationalpark, Heimat seltener Arten wie dem Sumatra-Tiger oder dem Nashorn – Sichtungen sind extrem selten, aber das Wissen um ihre Existenz gibt den Wanderungen eine besondere Atmosphäre.
Im Süden wartet Palembang, eine der ältesten Städte Indonesiens, bekannt für die Ampera-Brücke und den Musi-Fluss. Hier erlebt man urbanes Leben abseits touristischer Pfade, isst Tempoyak (Durian-Gericht) und sieht traditionelles Textilhandwerk.
Nordwesten: Abgelegene Inselwelten
Wer noch weiter hinaus will, findet mit den Banyak-Inseln und Simeulue Orte, die kaum erschlossen sind. Hier gibt es Strände, wie man sie sich im Bilderbuch vorstellt: weiß, endlos, menschenleer. Infrastruktur ist kaum vorhanden, dafür umso mehr Abenteuer. Für Surfer sind die Wellen auf Simeulue legendär, für Ruhesuchende sind die Banyak-Inseln ein Paradies.
Natur und Wildlife
Sumatra ist ein Schatzkästchen der Biodiversität. Orang-Utans, Elefanten, Nashörner, Tiger, Tapire und unzählige Vogelarten leben hier – wenn auch stark bedroht. Reisen in den Nationalparks bedeutet immer auch Verantwortung: Tiere nicht bedrängen, keinen Müll hinterlassen, nur mit ausgebildeten Guides unterwegs sein. Nachhaltiger Tourismus kann helfen, die letzten Regenwälder zu schützen, die sonst zunehmend der Palmöl-Industrie weichen.
Strände und Inseln
Obwohl Sumatra nicht für klassische Strandferien bekannt ist, gibt es spektakuläre Küsten. Pulau Weh überzeugt mit türkisblauem Wasser und Hausriffen direkt vor der Unterkunft. Die Mentawai-Inseln bieten perfekte Wellen und gleichzeitig charmante Resorts. Die Banyak-Inseln und Simeulue sind Abenteuer für Fortgeschrittene, die Abgeschiedenheit und Einfachheit schätzen. Und die lange Westküste Sumatras ist eine wilde Linie aus Sand und Brandung, meist menschenleer.
Kultur und Menschen
Kaum eine andere Insel Indonesiens ist kulturell so vielfältig. Die Batak am Lake Toba sind oft christlich geprägt und bekannt für Musik und Gastfreundschaft. Die Minangkabau im Westen leben in einer matrilinearen Gesellschaft – eine Seltenheit in Südostasien. In Aceh wiederum herrscht eine streng islamische Kultur. Für Reisende bedeutet das, sensibel und respektvoll aufzutreten. Schuhe ausziehen, die rechte Hand zum Geben benutzen, in Aceh konservativ kleiden – kleine Gesten, die viel bewirken.
Luxus und Wildnis – Sumatra im Wandel
Auch wenn Sumatra oft als raues Abenteuerziel gilt, wächst langsam ein anderes Segment: Boutique-Resorts am Lake Toba, Surf-Lodges auf den Mentawais, Eco-Retreats auf Pulau Weh. Sie bieten Komfort und Nachhaltigkeit, ohne Massentourismus. Im Unterschied zu Bali bleibt Luxus hier exklusiv und naturverbunden. Die große Stärke Sumatras ist, dass trotz dieser Entwicklungen riesige Flächen unberührt bleiben. Hier hat man das Gefühl, ein Indonesien zu erleben, das noch ganz am Anfang seiner touristischen Geschichte steht.
Praktische Hinweise
Reisen auf Sumatra erfordert Geduld. Entfernungen sind groß, Straßen oft schlecht, und Inlandsflüge sparen Zeit. Bargeld ist in vielen Regionen unerlässlich, Geldautomaten gibt es fast nur in Städten. Internet funktioniert mit lokalen SIM-Karten überraschend gut, aber nicht überall. Mit eSIMs wie Saily oder Pangia Pass bleibt man angebunden. Gesundheitlich sollten Reisende an Mückenschutz, Impfungen und eine kleine Reiseapotheke denken. Eine Auslandskrankenversicherung ist Pflicht. Kleidung sollte leicht, atmungsaktiv und respektvoll gewählt werden – vor allem in konservativen Regionen wie Aceh.
Routen und Reisedauer
In zwei Wochen lässt sich Nord-Sumatra gut erkunden: Bukit Lawang, Berastagi, Lake Toba – mit Start und Ende in Medan. Wer drei bis vier Wochen hat, kann den Westen mit Padang, Bukittinggi und dem Harau Valley hinzufügen oder Pulau Weh einbauen. Für Langzeitreisende bietet sich eine Kombination aus Nord-Sumatra, West-Sumatra und einem Abstecher zu den Inseln oder in den Kerinci-Nationalpark an.
Fazit
Sumatra ist kein zweites Bali – und genau das macht die Insel einzigartig. Hier treffen Abenteuer und Ursprünglichkeit auf eine Kulturvielfalt, die ihresgleichen sucht. Die Insel belohnt alle, die bereit sind, sich auf längere Wege, einfachere Bedingungen und ein wenig Unberechenbarkeit einzulassen. Zwischen Dschungel und Vulkan, zwischen Orang-Utans und Surf-Lodges zeigt Sumatra, dass Indonesien weit mehr zu bieten hat als die bekannten Postkartenbilder. Wer heute kommt, erlebt ein Stück Indonesien, das sich noch immer seine Wildnis bewahrt hat – und gerade deshalb so faszinierend ist.
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