Isla Holbox – schon der Name klingt nach einem Ort, an dem die Zeit anders vergeht. Keine Autos, stattdessen Golfcarts und Fahrräder, bunte Street-Art im Dorf, Sonnenuntergänge, die den Himmel in Orange und Pink tauchen. Lange galt Holbox als Geheimtipp. Heute ist die Insel kein Geheimnis mehr, sondern ein Magnet für Reisende aus aller Welt. Das hat Vorteile: eine lebendige Szene, gute Unterkünfte, spannende Gastronomie. Aber auch Nachteile: steigende Preise, Infrastrukturprobleme und der Druck des Massentourismus. Wer hierher kommt, sollte sich darauf einstellen, beides zu erleben – das Paradies und seine Schattenseiten.

Anreise

Der Weg nach Holbox führt über Chiquilá, ein unscheinbarer Hafenort, der fast ausschließlich vom Fährverkehr lebt. Von Cancún, Playa oder Tulum braucht man mit Bus oder Collectivo rund zwei bis drei Stunden. In Chiquilá wartet die Fähre, die dich in zwanzig Minuten über das türkisfarbene Wasser bringt. Schon bei der Überfahrt spürt man den Wechsel: das Rauschen des Motors, Möwen am Himmel und schließlich der Anblick des kleinen Ortes mit seinen bunten Häusern. Auf der Insel selbst gibt es keine Autos. Man läuft, leiht sich ein Fahrrad oder steigt in ein Golfcart. Alles ist nah genug, um das Tempo rauszunehmen.

Strände & Natur

Holbox ist berühmt für seine Sandbänke. An Playa Holbox beginnt der Strand direkt am Dorf, gesäumt von Bars und Hängematten. Gehst du weiter Richtung Osten, erreichst du Punta Mosquito. Bei Ebbe kann man dort stundenlang durchs seichte Wasser laufen, während am Horizont Flamingos im Licht stehen. Ganz anders wirkt Punta Cocos am anderen Ende der Insel. Tagsüber ein ruhiger Strand, nachts Bühne für ein Naturwunder: Biolumineszenz. Wenn das Meer in der Dunkelheit plötzlich zu glitzern beginnt, wirkt es wie ein Sternenhimmel unter deinen Füßen. Es sind diese Momente, die Holbox so besonders machen.

Aktivitäten & Highlights

Die meisten Besucher starten mit der klassischen „3-Islands-Tour“: Isla Pájaros, Isla Pasión und die Yalahau-Cenote. Ein netter Ausflug, aber oft überlaufen. Spannender sind eigene Entdeckungen: eine Kajaktour durch die Mangroven, Vogelbeobachtungen im Morgengrauen oder eine Fahrradtour zu entlegenen Stränden. Und dann gibt es natürlich das Schwimmen mit Walhaien. Zwischen Juni und September tummeln sich die Giganten vor Holbox. Viele Anbieter locken mit dem Versprechen, neben ihnen ins Wasser zu springen. Ein Erlebnis, das beeindruckt – aber auch Fragen aufwirft. Dutzende Boote, viele Touristen, Stress für die Tiere. Wer sich dafür entscheidet, sollte kritisch auswählen und auf nachhaltige Anbieter achten.

Im Dorf selbst sind es die Kleinigkeiten, die den Charme ausmachen: bunte Murals an fast jeder Wand, kleine Cafés mit Hängematten im Sand, spontane Fußballspiele auf der Straße. Holbox hat sich trotz aller Veränderungen etwas Ursprüngliches bewahrt.

Backpacker & Nomaden

Für Backpacker gibt es Hostels in allen Preisklassen. Manche setzen auf Party, andere auf Ruhe und Gemeinschaft. Ein Bett im Schlafsaal kostet zwischen 15 und 25 Euro. Wer mehr Komfort will, findet Boutique-Hotels oder Airbnbs – allerdings zu Preisen, die deutlich über dem mexikanischen Durchschnitt liegen. 800 bis 1.000 Euro im Monat sind keine Seltenheit. Für digitale Nomaden ist Holbox eine zweischneidige Sache. Ja, es gibt Cafés mit WiFi und Unterkünfte mit Internet. Aber Stromausfälle sind Teil des Alltags, und die Verbindung kann wacklig sein. Für eine kurze Workation mit Strandblick reicht es, als Base für ernsthaftes Arbeiten eher nicht.

Essen & Trinken

Kulinarisch hat Holbox mehr zu bieten, als man auf einer kleinen Insel erwarten würde. Im Dorfzentrum gibt es einfache Taquerías, in denen man für ein paar Euro satt wird. Abends ziehen Essensstände durch die Straßen – Tacos, Marquesitas, frische Fruchtsäfte. Auf der anderen Seite stehen Restaurants, die Lobster-Pizza als Inselspezialität anpreisen. Klingt verführerisch, ist aber nicht unproblematisch: Hummer wird hier stark befischt. Wer nachhaltig reisen will, findet viele Alternativen: vegetarische Bowls, Fisch aus lokaler, kleiner Fischerei, vegane Cafés. Zwischen Streetfood und gehobener Küche findet man auf Holbox fast alles.

Nachhaltigkeit & Schattenseiten

Die Kehrseite des Booms ist sichtbar. Müllberge am Stadtrand, Abwasserprobleme, Wasserknappheit – Themen, über die auf der Insel leise, aber zunehmend offen gesprochen wird. Die Nachfrage treibt die Preise hoch, viele Einheimische können es sich kaum leisten, in ihrem eigenen Ort zu wohnen. Für Reisende heißt das: bewusst handeln. Plastik vermeiden, refill stations nutzen, reef-safe Sonnencreme einpacken. Und sich fragen, ob jede Tour wirklich nötig ist. Holbox ist ein Paradies – aber nur, wenn es nicht zu sehr ausgebeutet wird.

Kosten & Budget

Reisen auf Holbox ist teurer geworden. Ein Tagesbudget von 30 bis 45 Euro ist für Backpacker realistisch, digitale Nomaden kalkulieren schnell 1.200 bis 1.800 Euro im Monat. Wer sparsam lebt, isst im Zentrum bei den Loncherías und verzichtet auf teure Strandbars. Wer bereit ist, mehr auszugeben, findet stylische Cafés, Yoga-Retreats und Boutique-Hotels. Holbox kann beides: günstig und bodenständig oder gehoben und teuer.

Praktische Tipps

Die beste Reisezeit liegt zwischen Dezember und April, wenn die Sonne verlässlich scheint. Juni bis September lockt die Walhai-Saison, bringt aber auch Regen und Mücken. Bargeld ist ein Muss – die wenigen ATMs sind oft leer oder verlangen hohe Gebühren. Internet ist Glückssache. Sicherheit dagegen ist kein Thema: Holbox ist entspannt und gilt als einer der sichersten Orte in der Region. Connected bleibt man mit einer eSim von Airalo, Saily oder Pangia Pass.

Vergleich mit anderen Inseln

Holbox unterscheidet sich von Isla Mujeres oder Cozumel. Während Isla Mujeres quirlig und karibisch ist, bleibt Holbox ruhiger und naturbelassener – wenn auch längst nicht mehr unentdeckt. Cozumel wiederum zieht Taucher an, hat aber weniger Backpacker-Flair. Wer Inselhopping plant, erlebt auf jeder Insel ein anderes Mexiko.

Fazit

Holbox ist ein Traumziel – keine Frage. Die Strände, die Biolumineszenz, das entspannte Inselleben sind unvergesslich. Aber Holbox ist kein Geheimtipp mehr, und das spürt man. Für Backpacker bleibt es ein Highlight, wenn auch nicht das günstigste. Für digitale Nomaden ist es eher ein Ort für eine Pause als für produktives Arbeiten. Wer kommt, sollte bewusst reisen, um die fragile Balance der Insel nicht zu zerstören. Dann kann Holbox noch lange das bleiben, was es ausmacht: ein Stück Karibik, das Herzen berührt und Erinnerungen schafft.

Foto von Audric Wonkam auf Unsplash

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