Cancún – kaum ein Ort in Mexiko weckt so starke Bilder wie dieser. Für viele steht die Stadt für All-Inclusive-Ressorts, endlose Strände und ausschweifende Partynächte. Doch Cancún ist weit mehr als die Hochglanzfassade der Hotelzone. Wer den Blick hinter die Kulisse wagt, entdeckt ein zweites Gesicht: das authentische Downtown mit Märkten, Streetfood-Ständen und günstigen Unterkünften. Für Backpacker und digitale Nomaden ist Cancún nicht nur ein Einstiegspunkt in die Riviera Maya, sondern auch ein Ort voller Kontraste – zwischen Massentourismus und echtem mexikanischem Leben.
Ein bisschen Hintergrund
Cancún ist keine gewachsene Stadt wie Mérida oder Valladolid, sondern ein Retortenprojekt der mexikanischen Regierung. Erst in den 1970er Jahren wurde sie als Tourismusdestination aufgebaut – mit klarer Trennung zwischen Hotelzone und Centro. Das erklärt, warum Cancún so anders wirkt als viele andere Orte in Mexiko: hier wurde nichts dem Zufall überlassen, sondern alles auf den internationalen Tourismus ausgerichtet.
Beste Reisezeit & Klima
Das Klima in Cancún ist tropisch und warm. Von Dezember bis April lockt die Trockenzeit mit Sonne satt – die perfekte Zeit für Strandtage, aber auch die teuerste. Ab Mai wird es heißer und feuchter, gelegentliche Regenschauer sorgen für Abkühlung, und die Preise sinken. Zwischen Juni und November herrscht offiziell Hurrikan-Saison, mit den meisten Stürmen im September und Oktober. Ein weiteres Thema ist das Sargassum-Seegras, das je nach Jahr ganze Strände überzieht – vor allem im Sommer. Wer flexibel ist, informiert sich am besten kurz vor der Reise über die aktuelle Lage.
Anreise & Mobilität
Der internationale Flughafen Cancún ist einer der größten Lateinamerikas und bestens angebunden. Von hier aus gelangt man bequem mit ADO-Bussen oder Shuttles ins Zentrum. Taxis sind teuer und oft intransparent, deshalb vorher Preise abklären oder direkt auf den Bus setzen. Innerhalb der Stadt nutzen Einheimische die Buslinien R1 und R2, die zuverlässig durch die Hotelzone pendeln – eine günstige Alternative zu Taxis. Für Ausflüge in die Umgebung gibt es Collectivos, die Playa del Carmen, Puerto Morelos oder Tulum anfahren. Wer auf Inselzeit umschalten möchte, nimmt die Fähre von Puerto Juárez nach Isla Mujeres – ein Katzensprung von 20 Minuten.
Unterkunft
Backpacker fühlen sich im Centro wohl, wo Hostels wie das Nomads Hotel oder Mezcal Hostel mit Rooftop und Social Events locken. Hier schläft man günstig und mitten im mexikanischen Alltag. Airbnb und Apartments sind eine gute Wahl für längere Aufenthalte – meist günstiger als die Hotelzone. In der Zona Hotelera dominieren All-Inclusive-Ressorts: komfortabel, aber teuer und wenig authentisch. Wer Coworking und Community sucht, findet im Selina Cancún Laguna eine Mischung aus Schlafplätzen, Arbeitsplätzen und Party.
Essen & Trinken
Während man in der Hotelzone internationales Standardprogramm serviert bekommt, lebt im Centro die mexikanische Küche. Märkte wie Mercado 23 oder Mercado 28 sind ein Fest für Streetfood-Fans: Tacos al Pastor, frische Mariscos oder süße Marquesitas gehören hier zum Pflichtprogramm. Auch kleine Handwerksstände und Souvenirläden sind hier zu finden – ein guter Ort, um zwischen Touristenware echte lokale Produkte zu entdecken. Für digitale Nomaden gibt es Cafés wie Café Nader oder Sirena Morena, die mit solidem Kaffee und WLAN punkten. Wer abends Lust auf gehobene Küche hat, findet in der Hotelzone internationale Restaurants – allerdings zu Preisen, die schnell an Europa erinnern.
Arbeiten in Cancún
Für digitale Nomaden ist Cancún nicht die erste Adresse in Mexiko – dafür sind Playa del Carmen und Tulum zu stark etabliert. Dennoch gibt es funktionale Coworking-Spaces wie Workósfera oder Selina Coworking. Viele Apartments verfügen über 50 bis 100 Mbps Internetgeschwindigkeit, was für Remote Work völlig ausreicht. Die Community ist kleiner, aber Cancún punktet mit hervorragender Infrastruktur und einem Flughafen, der perfekte Verbindungen in alle Richtungen bietet. Für Nomaden, die viel reisen, kann Cancún daher ein praktischer Hub sein.
Highlights & Aktivitäten
Cancún hat zwei Gesichter: die glitzernde Hotelzone und das lebendige Centro. Wer nur in Resorts bleibt, verpasst viel.
Strände
Am Strand lohnt sich ein Abstecher nach Playa Delfines, einem der wenigen frei zugänglichen Abschnitte ohne Hotelbebauung. Hier trifft man eher Locals als Pauschalurlauber. Playa Tortugas und Playa Langosta sind weitere Strände, die bei Einheimischen beliebt sind.
Inseln
Die umliegenden Inseln sind Cancúns größter Trumpf. Isla Mujeres ist in 20 Minuten erreicht und bietet eine entspannte Alternative – ob für einen Tagesausflug oder als Base. Noch unberührter ist Isla Contoy, ein streng geschütztes Naturparadies, das nur im Rahmen geführter Touren besucht werden darf. Wer Cancún zu intensiv findet, kann auf Isla Mujeres übernachten und von dort aus die Karibik genießen.
Kultur & Natur
Mitten in der Hotelzone liegen die Maya-Ruinen El Rey – klein, aber atmosphärisch. Richtig außergewöhnlich ist das Unterwassermuseum MUSA, in dem man zwischen Skulpturen schnorcheln und tauchen kann. Für Abenteuerlustige lohnt sich die Ruta de los Cenotes bei Puerto Morelos. Besonders lohnend: Cenote Verde Lucero und Kin Ha.
Märkte & Alltag
Mercado 28 ist zwar touristisch, bietet aber trotzdem bunte Eindrücke. Wer authentischer unterwegs sein will, geht auf den Mercado 23: ein Ort voller lokaler Stände, Essen und Alltagsleben.
Nachtleben & Szene
Cancún ist berühmt-berüchtigt für seine Partyszene. Clubs wie Coco Bongo, The City oder Mandala ziehen mit Shows und internationalen DJs Gäste aus aller Welt an. Die Tickets kosten allerdings oft 80 bis 100 Euro – eine Investition, die nicht jeder Abend wert ist. Wer es günstiger und authentischer mag, findet in Downtown kleine Bars und Clubs, in denen man mit Locals feiern kann. Cancún kann also sowohl Glamour als auch Bodenständigkeit – die Frage ist nur, was man sucht.
Kosten & Budget
Cancún ist oft teurer, als man denkt. In der Hotelzone zahlt man schnell europäische Preise, auch für einfache Dinge. Downtown sieht es anders aus: ein Hostelbett gibt es ab 12 Euro, ein Streetfood-Taco kostet zwei Euro, und ein Bier im Laden weniger als einen Euro. Apartments liegen zwischen 500 und 800 Euro im Monat. Für einen Clubabend in der Hotelzone sollte man allerdings tief in die Tasche greifen – Coco Bongo & Co. liegen schnell bei 80 Euro Eintritt. Spartipp: Im Centro wohnen, R1/R2-Busse statt Taxis nutzen und Streetfood essen.
Nachhaltigkeit & Schattenseiten
Cancún ist das Musterbeispiel für Massentourismus. Die Hotelzone verbraucht Unmengen an Energie und Wasser, Plastikmüll ist allgegenwärtig. Wer bewusst reist, unterstützt kleine lokale Unterkünfte im Centro, vermeidet Einwegplastik und nutzt reef-safe Sonnencreme. Auch ein Ausflug auf Isla Contoy zeigt eindrücklich, wie sensibel das Ökosystem hier ist.
Praktische Tipps
Cancún ist touristisch sicher, aber nicht frei von Problemen. Im Centro sollte man nachts auf großen, belebten Straßen bleiben. Taxis sind bekannt für überzogene Preise – besser auf Busse oder Collectivos ausweichen. Geldautomaten in der Hotelzone verlangen hohe Gebühren, deshalb lohnt es sich, eine Reisekreditkarte mit kostenlosen Abhebungen zu nutzen. Englisch wird in der Hotelzone problemlos gesprochen, im Centro helfen ein paar Brocken Spanisch. eSIMs wie Airalo sind schnell organisiert. Für viele Nationalitäten gilt: 180 Tage Aufenthalt sind problemlos möglich – ein Pluspunkt für Nomaden.
Cancún im Vergleich
Cancún ist praktisch, laut und manchmal oberflächlich – aber auch vielseitig. Wer Infrastruktur, Nachtleben und Strände sucht, kommt auf seine Kosten. Für Backpacker und Nomaden ist Cancún vor allem ein Ausgangspunkt: ideal, um anzukommen, sich zu orientieren und dann weiterzureisen – nach Playa del Carmen, Tulum oder auf eine Insel. Isla Mujeres ist eine entspannende Alternative, wenn Cancún selbst zu viel wird.
Fazit
Cancún polarisiert. Manche lieben die Energie, die Clubs, die perfekte Infrastruktur. Andere können mit der Hotelzone wenig anfangen. Für Backpacker und digitale Nomaden ist Cancún vor allem ein Hub: leicht zu erreichen, vielseitig, ein guter Startpunkt für Yucatán. Wer sich ins Centro wagt, erlebt das echte Cancún – zwischen Märkten, Streetfood und günstigen Unterkünften. Cancún ist vielleicht kein Geheimtipp, aber ein Ort, der zeigt, wie spannend es sein kann, zwischen zwei Welten zu pendeln.
Foto von Dana Malave auf Unsplash
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