Zwischen Genua und La Spezia, an der schmalen ligurischen Küste Norditaliens, liegt eine der faszinierendsten Regionen Europas: die Cinque Terre. Fünf farbenfrohe Dörfer, eingeklemmt zwischen Felsen und Meer, erzählen Geschichten von Fischern, Weinbauern und einem Leben im Rhythmus der Wellen.
Ich war mehrfach dort – zuletzt im Frühjahr 2024 – und verstehe, warum dieser Küstenstreifen längst zum Sehnsuchtsziel geworden ist.
Warum die Cinque Terre so besonders sind
Die Cinque Terre – auf Deutsch „Fünf Länder“ – gehören seit 1997 zum UNESCO-Welterbe und sind Teil eines Nationalparks, der Natur, Architektur und Kultur gleichermaßen schützt.
Die Dörfer Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore schmiegen sich wie bunte Mosaikstücke an steile Klippen, verbunden durch alte Wanderpfade, Zugstrecken und spektakuläre Aussichten.
Was die Region so besonders macht:
- Du hast Berge und Meer direkt nebeneinander.
- Du kannst wandern, baden, Boot fahren oder einfach genießen.
- Und du erlebst ein Stück Italien, das trotz des Tourismus seinen ursprünglichen Charme bewahrt hat – vor allem, wenn du außerhalb der Hochsaison kommst.
Die fünf Dörfer der Cinque Terre im Überblick
Riomaggiore

Riomaggiore ist meist der erste Stopp vieler Besucher – und der vielleicht fotogenste. Die bunten Häuser stapeln sich über dem kleinen Hafen wie Bauklötze. Abends sitzt man hier mit einem Glas Weißwein auf den Felsen, während Fischerboote im Sonnenuntergang schaukeln.
Manarola
Nur wenige Minuten mit dem Zug entfernt, gilt Manarola als das Postkartenmotiv der Cinque Terre. Besonders bei Sonnenuntergang, wenn das Licht die pastellfarbenen Häuser in Gold taucht. Hier beginnt auch der berühmte Via dell’Amore, ein leichter Panoramaweg entlang der Küste (Stand 2025 teilweise wieder geöffnet).
Corniglia

Das kleinste und ruhigste Dorf liegt 100 Meter über dem Meer. Du erreichst es über 377 Stufen – oder bequem mit dem Shuttlebus vom Bahnhof. Corniglia ist ideal für alle, die Ruhe suchen, einen Espresso mit Meerblick lieben und durch enge Gassen ohne Touristenmassen schlendern wollen.
Vernazza
Vernazza ist für viele das schönste Dorf der Cinque Terre – und ich verstehe warum. Der Blick vom Wanderweg nach Monterosso hinunter auf den Hafen von Vernazza gehört zu den ikonischsten Panoramen Italiens. Hier trifft italienische Leichtigkeit auf Naturdramatik.
Monterosso al Mare
Das nördlichste Dorf ist das größte – und das einzige mit einem richtigen Sandstrand. Monterosso hat zwei Teile: den historischen Ortskern und das neuere Viertel Fegina. Ideal, wenn du nach Tagen auf den Wanderwegen einfach mal baden willst.
Wandern in den Cinque Terre
Die Dörfer sind über ein Netz aus alten Küsten- und Höhenwegen miteinander verbunden. Die bekanntesten Routen sind Teil des Sentiero Azzurro (Blauen Wegs), der atemberaubende Ausblicke auf das Mittelmeer bietet.
Meine Empfehlungen:
- Via dell’Amore: Romantischer Spazierweg zwischen Riomaggiore und Manarola (leicht, 20–30 Minuten, teils geschlossen – Stand 2025 wieder abschnittsweise geöffnet).
- Monterosso → Vernazza: Anspruchsvoll, aber mit spektakulären Aussichtspunkten. Dauer ca. 2 Stunden.
- Corniglia → Manarola: Durch Weinberge und Olivenhaine, ca. 2 Stunden.
💡 Tipp: In der Hochsaison kann es auf beliebten Wegen voll werden. Starte früh morgens oder wandere in der Nebensaison (April–Juni, September–Oktober).
Kulinarik: Sardellen, Zitronen & Ligurischer Wein
Die Cinque Terre schmecken nach Meer, Sonne und mediterranen Kräutern.
Unbedingt probieren solltest du:
- Acciughe di Monterosso – gesalzene Sardellen, die nachts traditionell mit Lampen gefangen werden.
- Trofi al Pesto – handgedrehte Pasta mit dem berühmten ligurischen Basilikum-Pesto.
- Sciacchetrà – ein süßer Dessertwein aus den steilen Rebhängen oberhalb von Manarola und Corniglia.
Für ein authentisches Erlebnis: Iss dort, wo Einheimische sitzen – kleine Trattorien in den Seitengassen bieten oft das Beste.
Praktische Tipps für deine Reise
Cinque Terre Card
Die Cinque Terre Card ist dein Schlüssel zum Nationalpark. Sie beinhaltet die Nutzung der Züge zwischen Levanto und La Spezia, Zugang zu den Wanderwegen sowie WLAN und Busse innerhalb der Orte.
👉 Preise 2025: ab ca. 19 € pro Tag (Zug & Wanderwege inklusive).
Erhältlich an jedem Bahnhof und online über parconazionale5terre.it.
Übernachten
In den Dörfern selbst sind Unterkünfte teuer und oft früh ausgebucht.
Alternativen:
- Levanto (nördlich): ruhiger, mit Strand und guten Zugverbindungen.
- La Spezia (südlich): idealer Ausgangspunkt für Tagesausflüge.
- Moneglia oder Sestri Levante: etwas weiter, aber günstiger – ich habe dort in einem kleinen Apartment gewohnt und die Mischung aus italienischem Alltag und Meerblick geliebt.
Anreise
- Nächster Flughafen: Pisa (ca. 1,5 Stunden mit dem Zug nach La Spezia).
- Von Deutschland: günstige Flüge mit Eurowings oder Lufthansa nach Pisa oder Genua.
- Zwischen den Dörfern verkehrt ein Regionalzug, der alle paar Minuten hält. Auto brauchst du keines – Parkplätze sind rar und teuer.
Weitere Highlights in Ligurien
Portofino & der Naturpark
Portofino ist der Inbegriff des Dolce Vita – aber auch Natur pur. Der Portofino Natural Park bietet über 60 km Wanderwege mit Meerblick. Besonders sehenswert sind Camogli, San Fruttuoso (mit der Abtei am Strand!) und Santa Margherita Ligure.
Sestri Levante
Nur 50 km westlich der Cinque Terre liegt Sestri Levante – ein Geheimtipp für alle, die ein authentisches italienisches Küstenstädtchen suchen.
Hier findest du die Baia del Silenzio (Bucht der Stille), einen der schönsten Strände Liguriens, und gemütliche Weinbars in den engen Altstadtgassen.
Mein Highlight: Der Wanderweg zur Punta Manara – 1,5 Stunden durch Pinienwälder mit spektakulärem Blick auf den Golf.
Portovenere & Insel Palmaria
Südlich der Cinque Terre liegt Portovenere, eine mittelalterliche Hafenstadt mit bunten Häusern und einer romanischen Kirche über dem Meer.
Von hier aus kannst du mit dem Boot auf die Insel Palmaria fahren – perfekt für eine halbtägige Wanderung durch mediterrane Wälder und entlang alter Festungen.
Ich habe dort auf einer Terrasse mit Blick auf Portovenere gesessen, Espresso in der Hand, Meeresrauschen im Ohr – purer Ligurien-Moment.
Beste Reisezeit & Nachhaltige Tipps
- Beste Reisezeit: April bis Juni oder September bis Oktober. Angenehme Temperaturen, weniger Touristen, gute Lichtverhältnisse.
- Vermeide Hochsommer (Juli/August): überfüllt und heiß.
- Nachhaltig reisen:
- Wandere früh oder spät, um Überlastung zu vermeiden.
- Übernachte in kleineren Nachbarorten.
- Nutze Zug statt Auto.
- Unterstütze lokale Restaurants & Winzer.
Fazit: Zwischen Felsen, Meer und Magie
Die Cinque Terre sind kein Geheimtipp mehr – aber sie sind ein Ort, der trotz Millionen von Fotos immer wieder neu berührt.
Vielleicht ist es das Zusammenspiel aus Licht, Farben, Salz und Stein. Vielleicht die Einfachheit des Lebens dort, die dich sofort entschleunigt.
Ich komme immer wieder zurück. Und jedes Mal entdecke ich ein anderes Detail – eine neue Aussicht, ein kleineres Restaurant, ein freundlicheres Lächeln.
Wenn du das wahre Italien spüren willst, abseits der Großstädte, dann nimm dir Zeit für Ligurien.
Es lohnt sich – zu jeder Jahreszeit.
Artikelbild von Mike L auf Unsplash