
Einleitung
El Salvador war lange Zeit ein blinder Fleck auf der Landkarte vieler Reisender. Zu gefährlich, hieß es. Doch in den letzten Jahren hat sich das Bild dramatisch gewandelt: Präsident Nayib Bukele hat mit harter Hand gegen Bandenkriminalität durchgegriffen – und plötzlich sprechen Backpacker und digitale Nomaden über das „kleine große“ Land in Mittelamerika. Hinzu kommt ein globales Alleinstellungsmerkmal: El Salvador ist das erste Land der Welt, in dem Bitcoin offizielles Zahlungsmittel ist. Wer hier reist, spürt den Aufbruch – zwischen Vulkanlandschaften, schwarzen Sandstränden und einer Bevölkerung, die neugierig nach vorne blickt.
Überblick
El Salvador ist das kleinste Land Zentralamerikas, aber es überrascht mit Vielfalt. Von der Hauptstadt San Salvador ist man in weniger als zwei Stunden sowohl am Pazifik als auch im Hochland. Rund 6,5 Millionen Menschen leben hier, die Mehrheit spricht Spanisch. US-Dollar ist die offizielle Währung – ein Vorteil für Reisende, die nicht ständig Geld wechseln wollen. Gleichzeitig kann man vielerorts auch mit Bitcoin bezahlen. Cafés in San Salvador, Hostels in El Tunco oder kleine Restaurants an der Ruta de las Flores – überall findet man die BTC-Logos. Das macht das Land einzigartig in der Welt.
Beste Reisezeit
Die Trockenzeit von November bis April ist die angenehmste Zeit, um El Salvador zu bereisen. Sonnenschein, trockene Straßen und bestes Surf-Wetter machen diese Monate besonders beliebt. In der Regenzeit von Mai bis Oktober sind die Nachmittage von Schauern geprägt, die Landschaft zeigt sich dann aber in sattem Grün. Für Surfer gilt: Die Hauptsaison für größere Wellen liegt zwischen November und März, während die Sommermonate eher sanftere Bedingungen bieten. Wer den Touristenmassen entgehen will, findet gerade im Juni oder September ruhige Strände und günstigere Unterkünfte.
Backpacking-Routen
Backpacker beginnen meist in San Salvador oder gleich an der Küste in El Tunco. Von dort geht es weiter zum Santa-Ana-Vulkan, der mit seinem türkisfarbenen Kratersee beeindruckt. Die Ruta de las Flores führt durch Kaffeeplantagen, Kolonialstädtchen und bunte Märkte. Im Norden locken die Bergregionen um Suchitoto mit Kultur und Geschichte, während die Strände von El Cuco bei Surfern und Aussteigern beliebt sind. Drei Wochen reichen, um das Land in Ruhe kennenzulernen – und dabei immer wieder spontan an Orten hängen zu bleiben, die man gar nicht auf dem Radar hatte.
Kosten & Budget
El Salvador ist günstig, auch wenn die Preise in den letzten Jahren leicht gestiegen sind. Hostels kosten selten mehr als 10–15 Euro pro Nacht, einfache Mahlzeiten am Straßenrand nur zwei bis drei Dollar. Ein Kaffee im Straßencafé schlägt mit weniger als einem Euro zu Buche, eine Busfahrt quer durchs Land mit ein bis zwei Dollar. Shuttles zwischen den großen Backpacker-Orten kosten zehn bis zwanzig Dollar, sind dafür aber deutlich bequemer. Insgesamt ist ein Tagesbudget von 25 bis 40 Euro für Backpacker realistisch – wer sich etwas mehr Komfort gönnen möchte, landet bei 50 bis 70 Euro. Der Vorteil: Mit US-Dollar und Bitcoin haben Reisende moderne Zahlungsmöglichkeiten, die im restlichen Mittelamerika kaum zu finden sind.
Unterkünfte
Die Hostelszene konzentriert sich auf El Tunco, El Zonte und Santa Ana. Hier findet man Dorms, Gemeinschaftsküchen und Dachterrassen mit Blick auf den Pazifik. Wer es ruhiger mag, quartiert sich in kleinen Familienpensionen entlang der Ruta de las Flores ein oder probiert Coliving-Spaces in San Salvador. Überraschend: Viele Unterkünfte akzeptieren mittlerweile Bitcoin – und machen damit ernst mit dem Image des Landes als Krypto-Pionier.
Transport
Busse sind das Rückgrat des Landes. Die bunten „camionetas“ fahren fast überallhin, sind billig, aber langsam und manchmal chaotisch. Für längere Strecken oder mehr Komfort bieten Hostels und Reiseagenturen Shuttles an, die auch direkt in Nachbarländer wie Guatemala, Honduras oder Nicaragua fahren. Wer flexibel sein will, kann einen Mietwagen nehmen – die Straßen sind im Vergleich zu anderen Ländern Mittelamerikas in erstaunlich gutem Zustand. Grenzübergänge sind unkompliziert: Besonders beliebt ist die Route von El Tunco nach Antigua (Guatemala), von Santa Ana nach Copán (Honduras) oder von San Miguel nach León (Nicaragua).
Sehenswürdigkeiten
El Salvador überrascht mit einer Dichte an Highlights, die man so nicht erwartet. An erster Stelle steht die Küste: In Orten wie El Tunco oder El Zonte trifft sich die internationale Surfszene. Schwarzer Vulkansand, perfekte Wellen und eine entspannte Atmosphäre prägen den Alltag.
Im Landesinneren thront der Santa-Ana-Vulkan. Der Aufstieg dauert nur wenige Stunden, der Blick in den Krater mit seinem smaragdgrünen See ist unvergesslich. Nicht weit entfernt liegt der Coatepeque-See, ein Kratersee, der zu den schönsten in Mittelamerika zählt.
Die Ruta de las Flores verbindet kleine Kolonialstädte, Kaffeeplantagen und bunte Wochenmärkte. Hier lässt sich das traditionelle Leben abseits der Touristenströme beobachten. Weiter nördlich lockt Suchitoto mit kolonialem Charme und einem wachsenden Kulturangebot.
Geschichte und Archäologie kommen in Joya de Cerén zum Vorschein – einer Maya-Stätte, die oft als „Pompeji Mittelamerikas“ bezeichnet wird. Hier sieht man, wie Menschen vor mehr als tausend Jahren gelebt haben, bevor ein Vulkanausbruch alles konservierte.
Naturliebhaber sollten auch den Cerro Verde Nationalpark und den Imposible Nationalpark auf ihre Liste setzen. Hier locken Wanderungen durch Nebelwälder, mit Ausblicken auf die Pazifikküste und einer vielfältigen Flora und Fauna.
Kultur & Alltag
El Salvador ist stolz auf seinen Kaffee. Hochlandregionen wie Apaneca sind bekannt für Plantagen, die zu den besten Bohnen der Welt beitragen. Wer möchte, kann Farmen besuchen und den gesamten Prozess vom Pflücken bis zur Tasse miterleben. Kulinarisch spielen Pupusas – dicke Maisfladen mit Käse, Bohnen oder Fleischfüllung – die Hauptrolle. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass man dieses Nationalgericht probiert.
Das Leben in den Städten und Dörfern ist geprägt von einer Mischung aus Tradition und Aufbruch. In San Salvador finden sich moderne Cafés, Galerien und Coworking-Spaces, während auf den Märkten das bunte Chaos Mittelamerikas regiert. Und immer wieder stößt man auf Bitcoin-Logos – auf Straßenschildern, in Geschäften, selbst in Taxis.
Feste und Feiertage spielen eine große Rolle. Besonders eindrucksvoll sind die farbenfrohen Teppiche aus Sägemehl, die während der Semana Santa in vielen Städten ausgelegt werden. In Suchitoto begeistert das „Día de los Farolitos“-Festival im September, wenn Tausende Laternen die Kolonialstadt in warmes Licht tauchen.
SIM-Karten & eSIMs
Mobiles Internet ist für viele Reisende entscheidend – und in El Salvador überraschend zuverlässig. Die größten Anbieter sind Claro und Tigo, Prepaid-SIMs mit einigen Gigabyte Daten gibt es ab rund fünf US-Dollar. Am einfachsten kauft man sie direkt in einem Shop in San Salvador oder in größeren Städten. In ländlichen Regionen kann das Netz schwächeln, doch für digitale Nomaden in Hotspots wie El Tunco oder San Salvador ist die Abdeckung meist ausreichend. Wer es unkompliziert mag, greift zu eSIM-Lösungen wie Airalo, Holafly oder hat sein Smartphone mit aktivierter eSIM von Pangia Pass in der Tasche.
Sicherheit
El Salvador war einst das Synonym für Gewalt in Mittelamerika. Doch die aktuelle Regierung hat die Sicherheitslage grundlegend verändert. Für Reisende bedeutet das: Viele Regionen, die früher tabu waren, sind heute wieder zugänglich. Dennoch bleibt das Thema komplex. Kritiker werfen Präsident Bukele vor, Menschenrechte zu missachten und den Rechtsstaat auszuhöhlen. Die Bevölkerung erlebt dagegen zum ersten Mal seit Jahrzehnten ein Gefühl von Sicherheit im Alltag. Für Backpacker heißt das: Das Land ist heute deutlich sicherer als früher, dennoch sollte man nachts auf Fahrten mit dem Bus verzichten und in San Salvador bestimmte Viertel meiden. Insgesamt berichten viele Reisende von positiven Erfahrungen und einer überraschend entspannten Atmosphäre.
Gesundheit & Vorbereitung
Wie überall in Mittelamerika gilt: Eine Auslandskrankenversicherung ist Pflicht. Standardimpfungen sollten aktuell sein, zusätzlich werden Hepatitis A und Typhus empfohlen. Malaria spielt in El Salvador kaum eine Rolle, Dengue kommt allerdings vor – Mückenschutz ist wichtig. Die medizinische Versorgung ist in San Salvador vergleichsweise gut, auf dem Land eingeschränkt.
Einreise & Visa
Für Reisende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ist die Einreise unkompliziert. Bis zu 90 Tage darf man visumfrei im Land bleiben. El Salvador ist Teil der CA-4-Vereinbarung: Mit einem Aufenthaltstitel für Guatemala, Honduras oder Nicaragua kann man ebenfalls problemlos einreisen. Praktisch: Die Grenzen sind offen und Backpacker nutzen die Regelung gerne für Rundreisen durch die Region.
Leben & Arbeiten als Nomade
El Salvador positioniert sich zunehmend als Spielwiese für digitale Nomaden. In El Tunco findet man Cafés mit Blick auf die Wellen, in denen die Laptops fast genauso präsent sind wie die Surfboards. San Salvador bietet Coworking-Spaces, Start-up-Atmosphäre und eine junge Szene, die sich stark mit Kryptowährungen auseinandersetzt. Das Land wirbt gezielt um Unternehmer, Freiberufler und Krypto-Enthusiasten – auch wenn ein offizielles Nomaden-Visum bislang fehlt. Für viele ist genau diese Mischung aus Surfen, Sonne und Bitcoin der Reiz.
Tipps für unterwegs
Ein paar Spanischkenntnisse erleichtern das Reisen enorm. Mit US-Dollar im Portemonnaie ist man auf der sicheren Seite, Bitcoin funktioniert nicht überall reibungslos. Wer surfen will, sollte eigene Ausrüstung mitbringen oder rechtzeitig reservieren, denn die Nachfrage ist hoch. Für Vulkantouren ist eine leichte Jacke Pflicht – auf 2.000 Metern Höhe wird es kühl. Wer Märkte besucht, sollte früh aufstehen: Dann ist die Atmosphäre authentisch und die Auswahl am größten.
FAQ
Ist El Salvador teuer? Nein, es ist günstiger als Costa Rica oder Panama.
Kann man mit Bitcoin wirklich zahlen? Ja, vor allem in touristischen Orten – aber nicht überall.
Ist das Land jetzt sicher? Deutlich sicherer als noch vor ein paar Jahren, dennoch sollte man aufmerksam bleiben.
Braucht man Spanisch? Sehr empfehlenswert, denn Englisch wird nur in Touristenorten gesprochen.
Welche Festivals lohnen sich? Semana Santa in ganz El Salvador und das Lichterfest in Suchitoto sind Höhepunkte.
Fazit
El Salvador erlebt einen Imagewandel, wie ihn kaum ein anderes Land in so kurzer Zeit geschafft hat. Vom gefährlichsten Ort der Welt zum Geheimtipp für Backpacker, Surfer und digitale Nomaden. Vulkanlandschaften, koloniale Kleinstädte, schwarze Sandstrände und die Bitcoin-Experimente machen es zu einem Reiseziel, das gleichzeitig herausfordert und inspiriert. Wer bereit ist, sich auf diesen Mix einzulassen, wird El Salvador mit anderen Augen sehen – und vielleicht ein Stück Zukunft des Reisens erleben.