
Die Mongolei ist kein Reiseziel, das man nebenbei abhakt. Sie ist ein Land, das sich nicht in ein, zwei Bildern oder Sehenswürdigkeiten zusammenfassen lässt. Wer hierherkommt, taucht ein in eine Welt, in der die Natur noch das letzte Wort hat: endlose Steppen, Wüsten, in denen der Horizont verschwimmt, und Berge, die im Sommer grün und im Winter schneebedeckt wie ein Gemälde wirken. Über allem liegt der weite Himmel, dessen Klarheit und Tiefe fast surreal wirken. Reisen in die Mongolei heißt, sich auf Entschleunigung einzulassen, auf Abenteuer, auf das einfache Leben – und auf Begegnungen mit Menschen, die seit Jahrhunderten in dieser Landschaft zuhause sind.
Anreise & Visum
Die meisten Reisenden erreichen die Mongolei über den internationalen Flughafen von Ulaanbaatar. Direktflüge aus Europa gibt es selten, die meisten Verbindungen führen über Moskau, Istanbul, Seoul oder Peking. Abenteuerlicher – und bei vielen Reisenden sehr beliebt – ist die Anreise mit der Transmongolischen Eisenbahn, die Moskau mit Peking verbindet und über Ulaanbaatar führt. Tagelang rollt der Zug durch Wälder, Steppen und Wüsten – eine Reise in die Langsamkeit, die bereits ein eigenes Abenteuer ist.
Für die Einreise benötigen die meisten europäischen Staatsbürger ein Visum, das im Voraus beantragt werden muss. Die Bedingungen können sich ändern, daher sollte man sich rechtzeitig bei der mongolischen Botschaft oder online informieren. Touristenvisa sind in der Regel 30 Tage gültig und können vor Ort verlängert werden. Wichtig: Dein Reisepass muss noch mindestens sechs Monate gültig sein. Ohne gültiges Visum ist eine Einreise nicht möglich.
Regionen & Sehenswürdigkeiten
Ulaanbaatar – das Tor zur Steppe
Fast jede Reise beginnt in Ulaanbaatar, der Hauptstadt. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt laut und chaotisch: Sowjetarchitektur trifft auf Glasfassaden, buddhistische Klöster auf hippe Cafés. Doch gerade dieser Kontrast macht Ulaanbaatar spannend. Das Gandan-Kloster mit seinen goldglänzenden Stupas und der riesigen Buddha-Statue zeigt die spirituelle Seite der Mongolei, während in den modernen Vierteln Coworking-Spaces, Craft-Beer-Bars und Streetfood-Märkte zu finden sind. Von hier aus startet das Abenteuer in die unendlichen Weiten des Landes.
Die Gobi-Wüste – endlose Horizonte
Die Gobi ist mehr als nur Sand. Sie ist eine Landschaft der Extreme, geprägt von Wind, Felsen, Dünen und endloser Stille. Wer hier unterwegs ist, spürt schnell, wie klein der Mensch gegenüber der Natur ist. Höhepunkte sind die Flaming Cliffs bei Bayanzag, wo Dinosaurierknochen gefunden wurden, und die Khongoryn Els, riesige Dünen, die im Abendlicht golden leuchten. Die Nächte in der Gobi sind unvergleichlich: ein Sternenhimmel, so klar, dass man meint, die Milchstraße greifen zu können. Stell dir vor, du sitzt am Lagerfeuer, hörst das Knistern des Holzes, während weit entfernt ein Kamel ruft und der Wind über die Dünen streicht – das sind die Momente, die in Erinnerung bleiben.
Das Orkhon-Tal – Wiege der Nomadenkultur
Grün, weit und von Flüssen durchzogen: Das Orkhon-Tal im Zentrum der Mongolei gilt als Herzstück der Nomadenkultur. Hier grasen Pferde, Yaks und Ziegen frei auf den weiten Ebenen. Jurten (Gers) stehen verstreut in der Landschaft, Rauch steigt aus den Schornsteinen, Kinder reiten barfuß auf kleinen, zähen Pferden. Ein Aufenthalt hier bedeutet, das echte Nomadenleben kennenzulernen: auf dem Boden sitzen, Milchtee trinken, beim Melken helfen und die Geschichten der Familien hören, die seit Generationen mit ihren Herden durch die Steppe ziehen. Das Tal gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der Regionen, in denen die Verbindung von Natur und Kultur besonders spürbar ist.
Der Khovsgol-See – das blaue Juwel
Ganz im Norden, nahe der Grenze zu Sibirien, liegt der Khovsgol-See, einer der tiefsten und klarsten Seen der Welt. Das Wasser ist so rein, dass man es trinken kann. Wälder umgeben den See, und im Sommer verwandelt sich die Region in eine grüne Oase. Hier lässt es sich tagelang wandern, Kanu fahren oder einfach nur die Stille genießen. Morgens liegt Nebel über dem Wasser, mittags spiegeln sich die Wolken in der Oberfläche, und abends leuchten die Sterne so hell, dass man glaubt, der Himmel öffne sich. Für viele Reisende ist der Khovsgol-See ein spiritueller Ort, ein Platz, an dem die Natur überwältigend präsent ist.
Das Altai-Gebirge – Berge voller Geheimnisse
Im Westen der Mongolei erhebt sich das Altai-Gebirge. Hier leben kasachische Minderheiten, die bis heute die Tradition der Adlerjagd pflegen. Männer reiten auf kräftigen Pferden, mit einem goldenen Adler auf dem Arm, und ziehen über die kargen Hochebenen – ein Anblick, der archaisch wirkt und gleichzeitig tief bewegt. Für Trekking-Liebhaber bietet das Altai-Gebirge unberührte Routen, schneebedeckte Gipfel und Gletscherseen. Die Region ist abgelegen, schwer erreichbar – und gerade deshalb eine der eindrucksvollsten Ecken der Mongolei.
Routen und Erlebnisreisen
Eine Reise durch die Mongolei ist keine spontane Städtereise – sie ist ein Abenteuer, das Planung braucht. Viele entscheiden sich für eine Rundreise mit Fahrer und Jeep, da die Straßen oft nur Schotterpisten sind und Entfernungen gewaltig. Beliebt ist eine Route von Ulaanbaatar durch das Orkhon-Tal weiter in die Gobi-Wüste und zurück über den Khovsgol-See – eine Rundreise, die mehrere Wochen dauert. Backpacker schließen sich häufig organisierten Touren an, da es ohne Ortskenntnis schwierig ist, von A nach B zu kommen. Doch genau diese Herausforderung macht den Reiz aus: Wer die Mongolei bereist, erlebt eine ursprüngliche Form des Reisens.
Ein besonderes Erlebnis ist auch die Fahrt mit der Transmongolischen Eisenbahn, die Moskau mit Peking verbindet und über Ulaanbaatar führt. Tagelang rollt der Zug durch Wälder, Steppen und Wüsten – eine Reise in die Langsamkeit.
Outdoor & Abenteuer
Die Mongolei ist ein Traum für Outdoor-Enthusiasten. Mehrtägige Reittouren sind eine der intensivsten Möglichkeiten, das Land kennenzulernen. Auf den kleinen mongolischen Pferden reitest du über Ebenen, durch Flüsse und über Hügelketten. Auch Trekkingtouren, etwa durch das Altai-Gebirge, bieten unvergleichliche Erlebnisse. Abends schläfst du in Jurten oder Zelten, und nachts erlebst du einen Sternenhimmel, wie er in Europa kaum mehr existiert.
Auch die Begegnungen mit Nomadenfamilien sind ein Abenteuer für sich: Das gemeinsame Essen, die einfachen Routinen des Alltags, die Wärme der Gastfreundschaft – all das prägt eine Reise tiefgehend. Hier lernst du, dass Luxus in der Steppe eine Schale warmer Milch und ein wärmendes Feuer ist.
Mehr zu diesem einzigartigen Erlebnis findest du in unserem ausführlichen Artikel über Wanderreiten in der Mongolei.
Kultur & Festivals
Die Mongolei ist reich an Traditionen. Besonders eindrucksvoll ist das Naadam-Festival im Juli, das größte Fest des Landes. Drei Disziplinen stehen im Mittelpunkt: Ringkampf, Bogenschießen und Pferderennen. Die Atmosphäre ist elektrisierend – Familien in traditioneller Kleidung, Musik, Tanz und der Stolz einer Nation, die ihre Wurzeln feiert. Auch die Musik der Mongolei ist einzigartig: Kehlgesang (Khoomei) und traditionelle Instrumente wie die Pferdekopfgeige lassen dich eine fremde, archaische Klangwelt entdecken.
Viele Nomaden leben noch nach dem Rhythmus der Jahreszeiten. Der Winter ist hart und verlangt Überlebenstraining, der Sommer ist die Zeit der Fülle, wenn die Tiere genug Weide finden. Gäste sind fast immer willkommen, und die Begegnung mit dieser Lebensweise gehört zu den größten Schätzen einer Mongolei-Reise.
Beste Reisezeit
Die Mongolei ist ein Land der Extreme. Im Winter sinken die Temperaturen oft unter minus 30 Grad, während die Sommer kurz, aber intensiv sind. Die beste Reisezeit ist von Juni bis September, wenn die Steppe grün ist, Flüsse Wasser führen und die Temperaturen angenehm zwischen 20 und 30 Grad liegen. Der Juli ist besonders spannend, weil dann das Naadam-Festival stattfindet – ein traditionelles Fest mit Ringkämpfen, Bogenschießen und Pferderennen. Wer das Land im Winter bereist, erlebt eine völlig andere Mongolei: hart, archaisch und menschenleer.
Unterwegs im Land
Innerhalb der Mongolei sind Entfernungen gewaltig. Öffentliche Verkehrsmittel sind rar, weshalb die meisten Besucher entweder auf geführte Touren setzen oder sich einen Fahrer samt Jeep organisieren. Selbstfahren ist nur etwas für sehr erfahrene Offroad-Reisende. Flugverbindungen gibt es vereinzelt, etwa nach Murun am Khovsgol-See.
Budget & Unterkünfte
Reisen in der Mongolei ist günstiger als in Europa, aber aufgrund der Entfernungen und der Infrastruktur kein Low-Budget-Paradies. Ein Tagesbudget von 40–60 Euro ist realistisch, bei geführten Touren auch mehr. In Ulaanbaatar gibt es moderne Hotels und Hostels. Auf dem Land schläfst du meist in Jurten, sogenannten Ger-Camps, die einfachen Komfort bieten: ein Bett, ein Ofen, manchmal fließendes Wasser. Wer das Ursprüngliche sucht, kann auch direkt bei Nomadenfamilien übernachten – ein Erlebnis, das man nie vergisst.
Essen & Trinken
Die mongolische Küche ist deftig und einfach, geprägt von Fleisch und Milchprodukten. Khorkhog, ein in heißen Steinen gegartes Fleischgericht, gehört zu den Klassikern. Buuz, gedämpfte Teigtaschen, sind der Snack für unterwegs. Fast immer wird gesalzener Milchtee serviert, der zunächst ungewohnt schmeckt, aber Teil der Kultur ist. Vegetarier haben es nicht immer leicht, finden aber in Ulaanbaatar internationale Restaurants und in Jurtenfamilien oft auch Milchprodukte, Reis und Gemüse.
Internet & eSIM
Die Mongolei ist kein Hotspot für digitales Nomadentum, doch in Ulaanbaatar gibt es zuverlässiges Internet, Cafés und Coworking-Spaces. Auf dem Land ist die Verbindung dagegen schwach oder gar nicht vorhanden. Wer unterwegs online bleiben möchte, sollte auf eSIMs wie Airalo oder Holafly setzen, die für die Mongolei regionale Pakete anbieten. Für Vielreisende bietet der Pangia Pass eine spannende Alternative, da er weltweit funktioniert – auch wenn in abgelegenen Regionen der Mongolei kein Netz verfügbar ist.
Gesundheit & Auslandskrankenversicherung
Die medizinische Versorgung in der Mongolei ist eingeschränkt. In Ulaanbaatar gibt es Krankenhäuser mit internationalem Standard, doch auf dem Land bist du weitgehend auf dich gestellt. Deshalb ist eine Auslandskrankenversicherung unverzichtbar. Für normale Reisen bietet sich die HanseMerkur an, die zuverlässigen Schutz bietet. Wer länger in der Mongolei oder weltweit unterwegs ist, sollte über eine internationale Krankenversicherung nachdenken. Anbieter wie Genki sind speziell für digitale Nomaden und Vielreisende entwickelt und bieten flexible Tarife, die auch dann greifen, wenn man ständig den Aufenthaltsort wechselt.
Nachhaltigkeit & Respekt
Die Mongolei ist empfindlich, ihre Ökosysteme sind sensibel. Wer reist, sollte bewusst handeln: Müll wieder mitnehmen, respektvoll mit Nomadenfamilien umgehen und sich an lokale Gepflogenheiten halten. Ein kleiner Tipp: Bring kleine Geschenke mit – Tee, Obst oder Süßigkeiten – sie werden in Familien, die dich in ihrer Jurte aufnehmen, sehr geschätzt.
Praktische Tipps
Das Klima ist extrem, daher unbedingt im Zwiebelprinzip packen: leichte Kleidung für den Sommer, aber auch warme Sachen für kalte Nächte. Ein eigener Schlafsack, eine Filterflasche für Wasser, eine Powerbank und eine Taschenlampe sind sehr hilfreich. Bargeld ist essenziell, da außerhalb Ulaanbaatars wenige Geldautomaten existieren. Sicherheit ist kein großes Problem, die Mongolei gilt als freundliches und sicheres Reiseland.
Fazit
Die Mongolei ist kein Reiseziel für jeden. Sie ist rau, weit und verlangt eine gewisse Abenteuerlust. Doch wer bereit ist, sich auf dieses Land einzulassen, wird mit Eindrücken belohnt, die ein Leben lang bleiben: der Ritt durch die Steppe, das Lachen von Nomadenkindern, die Stille einer Nacht in der Gobi. Es ist ein Land, das dich verändert – weil es dich zwingt, langsamer zu werden, das Wesentliche zu sehen und dich selbst in der Weite wiederzufinden.


