Wer auswandert oder als digitaler Nomade unterwegs ist, kommt früher oder später an den Punkt: Wo zahle ich eigentlich Steuern – und wie viel?
Neben klassischen Wohnsitzmodellen gab es in vielen Ländern den Non-Dom-Status (Non-Domiciled Resident). Dieses Modell erlaubte es, zwar steuerlich als ansässig zu gelten, aber Auslandseinkünfte ganz oder teilweise von der Steuer zu befreien. Für Expats, Unternehmer und Vermögende war das über Jahrzehnte ein attraktives Instrument – und in einigen Ländern ist es das noch immer.
In diesem Artikel erklären wir, wie Non-Dom funktioniert, wo es abgeschafft wurde, welche Alternativen bestehen – und welche Länder 2025 attraktive Non-Dom- oder Non-Dom-ähnliche Modelle bieten.
Was bedeutet Non-Dom?
- Definition: Non-Domiciled Resident = jemand, der in einem Land lebt, dort steuerlich ansässig wird, aber nicht „domiciled“ ist, also nicht seinen Lebensmittelpunkt oder seine „dauerhafte Heimat“ dort hat.
- Prinzip: Besteuert werden oft nur lokale Einkünfte. Auslandseinkünfte sind entweder steuerfrei oder werden nur dann besteuert, wenn sie ins Land überwiesen werden (sog. Remittance-Basis).
- Zielgruppe: Expats mit internationalen Einkünften, digitale Nomaden, Unternehmer mit Firmenstrukturen im Ausland, vermögende Privatpersonen.
Vorteile & Fallstricke
Vorteile
- Keine oder stark reduzierte Steuer auf Dividenden, Zinsen, Kapitalgewinne.
- Schutz internationaler Investments vor Doppelbesteuerung.
- Planungssicherheit durch feste Regime (z. B. Flat Tax in Italien oder Griechenland).
Fallstricke
- Mindestaufenthaltspflichten oder hohe Eintrittsschwellen.
- Gefahr der Doppelbesteuerung bei falscher Gestaltung.
- Politische Risiken: viele Länder verschärfen oder beenden ihre Non-Dom-Regeln (UK, Portugal).
Länderübersicht: Non-Dom und Alternativen
🇬🇧 Vereinigtes Königreich (UK)
- Status: Das klassische Non-Dom-Regime wurde zum 6. April 2025 abgeschafft.
- Früher: Remittance-Basis – Auslandseinkünfte nur bei Überweisung steuerpflichtig.
- Neu: Ab 2025 gilt eine residence-basierte Besteuerung weltweiter Einkünfte.
- Übergangsregelungen: Für bisherige Non-Doms gibt es temporäre Erleichterungen (z. B. TRF – erleichterte Überführung alter Auslandseinkünfte, Rebasingschutz).
- Neuzuzügler: Ein neues 4-Jahres-Regime (Foreign Income & Gains Relief) erlaubt es, Auslandseinkünfte für bis zu vier Jahre steuerfrei zu halten – auch wenn sie ins UK überwiesen werden. Voraussetzung: mindestens zehn Jahre vor Zuzug nicht in UK ansässig.
- Besonderheiten: Auch Erbschaftsteuer (IHT) wird künftig auf Basis von Residence statt Domicile geregelt.
🇮🇪 Irland
- Status: Klassisches Non-Dom-System.
- Auslandseinkünfte: Nur besteuert, wenn ins Land transferiert.
- Dauer: Unbegrenzt.
- Besonderheiten: Beliebt bei Expats aus UK & USA.
🇨🇾 Zypern
- Status: Non-Dom, stark expatfreundlich.
- Auslandseinkünfte: 17 Jahre steuerfrei auf Dividenden, Zinsen, Kapitalgewinne.
- Besonderheiten: Auch attraktive Firmenbesteuerung (12,5 % Körperschaftsteuer).
🇲🇹 Malta
- Status: Non-Dom mit Remittance-Basis.
- Auslandseinkünfte: Nur besteuert, wenn überwiesen.
- Besonderheiten: Kombination aus niedrigen Firmensteuern und Non-Dom-Regelung.
🇮🇹 Italien
- Status: Pauschalsteuer-Regime.
- Auslandseinkünfte: 100.000 € Flat Tax pro Jahr (unabhängig von Höhe).
- Dauer: 15 Jahre.
- Besonderheiten: Beliebt bei vermögenden Auswanderern.
🇬🇷 Griechenland
- Status: Pauschalsteuer-Regime.
- Auslandseinkünfte: 100.000 €/Jahr Flat Tax.
- Dauer: 15 Jahre.
- Besonderheiten: Ebenfalls stark HNWI-orientiert.
🇵🇹 Portugal
- Status: Non-Habitual Resident (NHR).
- Auslandseinkünfte: Teilweise steuerfrei, teilweise mit Sonderregeln.
- Dauer: 10 Jahre.
- Besonderheiten: Programm läuft 2025 praktisch aus, durch neue Modelle ersetzt.
🇪🇸 Spanien
- Status: „Beckham Law“ für ausländische Arbeitnehmer.
- Auslandseinkünfte: Flat Tax-Regelung auf Arbeitseinkommen.
- Dauer: 6 Jahre.
- Besonderheiten: Nur für Angestellte, nicht für Selbständige.
🇦🇩 Andorra
- Status: Keine echte Non-Dom-Regelung, aber extrem niedrige Einkommensteuer.
- Auslandseinkünfte: Bis 10 % steuerpflichtig, mit Freibeträgen.
- Mindestaufenthalt: 183 Tage (aktiv) oder 90 Tage (passive Residence).
- Besonderheiten: Passive Residence ab 600.000 € Investment, 0 % auf lokale Dividenden.
🇬🇪 Georgien
- Status: De-facto Non-Dom-ähnlich.
- Auslandseinkünfte: Steuerfrei, solange nicht aus georgischer Quelle.
- Optionen: Individual Entrepreneur (1 % auf Umsatz bis 500k GEL), International Company (5 % CIT, 5 % PIT).
- Mindestaufenthalt: 183 Tage oder HNWI-Residency ohne Aufenthalt.
- Besonderheiten: Dienstleistungen vor Ort gelten als georgische Einkünfte.
🇦🇪 VAE (Dubai, Abu Dhabi)
- Status: Kein Non-Dom, sondern generell steuerfrei.
- Auslandseinkünfte: 0 %.
- Mindestaufenthalt: ca. 90 Tage (Residency-Visa).
- Besonderheiten: Faktisch Steuerparadies für Expats.
🇸🇬 Singapur
- Status: Territorialbesteuerung.
- Auslandseinkünfte: Steuerfrei, wenn nicht ins Land überwiesen.
- Besonderheiten: Einer der wichtigsten Finanzhubs Asiens.
🇭🇰 Hongkong
- Status: Territorialbesteuerung.
- Auslandseinkünfte: Steuerfrei, wenn im Ausland erzielt.
- Besonderheiten: Sehr liberales System, attraktiv für Unternehmer.
🇲🇾 Malaysia (Labuan)
- Status: Sondersteuerregime.
- Auslandseinkünfte: Stark begünstigt, je nach Struktur.
- Besonderheiten: Häufig für Holding-Strukturen genutzt.
🌎 Panama
- Status: Territorialbesteuerung.
- Auslandseinkünfte: Steuerfrei.
- Besonderheiten: Beliebt für Residency-Programme.
🌎 Costa Rica
- Status: Territorialbesteuerung.
- Auslandseinkünfte: Steuerfrei.
- Besonderheiten: Vor allem beliebt bei Pensionären.
🌎 Uruguay
- Status: Non-Dom-ähnlich für Zuzügler.
- Auslandseinkünfte: Anfänglich steuerfrei, später optionale Pauschalsteuer.
- Besonderheiten: Flexibles Modell für Auswanderer.
🌴 Karibik (Cayman, Bahamas, Bermuda, St. Kitts)
- Status: Steuerfreie Jurisdiktionen.
- Auslandseinkünfte: Komplett steuerfrei.
- Besonderheiten: Oft Citizenship by Investment erforderlich.
Weiterlesen: Die besten steuerfreien Länder
Fazit
Der Non-Dom-Status ist ein mächtiges Werkzeug für Expats, die ihre Steuerlast optimieren wollen. Während einige Länder wie UK ihre Non-Dom-Regelungen inzwischen beendet haben, bleiben viele Alternativen in Europa, Asien und Offshore-Gebieten bestehen.
Von klassischen Modellen wie in Irland oder Malta, über Pauschalsteuern in Italien oder Griechenland, bis hin zu de-facto steuerfreien Jurisdiktionen wie den VAE, Georgien oder Andorra: Die Möglichkeiten sind vielfältig.
Doch Vorsicht: Quellenbestimmung, Mindestaufenthalt und Doppelbesteuerungsabkommen können Stolperfallen sein. Jede Situation ist individuell – eine professionelle Beratung ist Pflicht.
Für Expats und digitale Nomaden gilt: Mit dem richtigen Setup kann ein Non-Dom- oder territoriales Regime nicht nur viel Geld sparen, sondern auch langfristig den perfekten Steuerwohnsitz sichern.
