Die Rückkehr nach der Reise: Warum sie oft härter ist als der Abschied

„Ich komme am Flughafen an und denke: FUCK. Bin ich hier gelandet?“ – Diese Reaktion nach einer langen Reise ist kein Einzelfall. Nach Monaten der Freiheit, des Abenteuers und des Kontrollverlusts fühlt sich das Zurückkommen oft surreal und fremd an.

Ich habe das selbst mehrfach erlebt – nach meiner ersten Weltreise ebenso wie nach späteren kürzeren Trips. Heute bin ich besser vorbereitet. Aber das Gefühl bleibt: Die Rückkehr ist ein zweiter Aufbruch – nur in eine andere Richtung.

Drei Rückkehr-Szenarien, drei Herausforderungen

Nicht jede Rückkehr ist gleich. Je nachdem, wie du gereist bist, fühlst du dich anders. Hier sind drei typische Szenarien – vielleicht erkennst du dich wieder:

1. Rückkehr nach Weltreise (6–12 Monate oder länger)

  • Gefühl der Entfremdung vom alten Umfeld
  • Du hast dich verändert – das Zuhause nicht
  • Schwieriger Wiedereinstieg in Job oder Studium

2. Rückkehr nach Sabbatical / Work & Travel

  • Unklarheit: Was jetzt? Neue Karriere? Gleicher Job?
  • Oft unterschätzt: Die emotionale Leere nach dem Abenteuer

3. Rückkehr als digitaler Nomade

  • Du bist es gewohnt, flexibel zu leben – der feste Wohnsitz wirkt plötzlich eng
  • Netzwerke und Routinen fehlen wieder

Meine letzte Rückkehr: Honduras → Berlin

Vor einer Woche bin ich aus Honduras zurückgekommen – mit einem Zwischenstopp in Mexiko, gelandet in Frankfurt. Keine Zeit zum Durchatmen: Direkt zur ITB Travel Trade Show.

Das Gute: Ich hatte Struktur. Ein Co-Working-Space wartete auf mich. Freunde auch. Das Wetter spielte mit – Frühling in Berlin.

Die Herausforderung: Wohnung. Unsere alte war untervermietet, Airbnb zu teuer. Aber ich bin flexibel geworden – habe kurzfristig ein Untermietzimmer in Kreuzberg gefunden. Einfach. Reicht erstmal.

Der Kontrast war brutal: Gestern noch Meeresrauschen auf Utila, heute Großstadtlärm an der Warschauer Straße.

Was dir hilft, gut zurückzukommen

1. Plane deine Rückkehr aktiv – nicht nur die Reise

  • Organisiere rechtzeitig Unterkunft, Übergangslösungen und Lagerplätze
  • Informiere dein Umfeld, was du brauchst und wie es dir geht

2. Sprich mit Menschen, die es kennen

  • Der Freundeskreis versteht dich vielleicht nicht sofort – Such dir Austausch in Rückkehrer- oder Reisegruppen

3. Finde Routinen – aber zwing dich nicht

  • Ein Co-Working-Space, Sport, ein Wochenplan: kann dir Halt geben
  • Aber: Lass auch Raum für Orientierungslosigkeit. Sie gehört dazu.

4. Hol deine Erfahrungen in den Alltag

  • Was hat dir unterwegs gutgetan? Yoga, Tagebuch, Offline-Zeiten? Integriere sie zuhause.
  • Dein Reise-Ich darf weiterleben – auch im Alltag.

5. Achte auf deine Psyche

  • Viele erleben einen „Reisekater“: Müdigkeit, Sinnlosigkeitsgefühle, Fernweh
  • Tipp: Sprich drüber, schreib auf, reflektiere – oder plane bewusst den nächsten Schritt (nicht zwangsläufig die nächste Reise)

Was nach der Rückkehr noch schwerfällt – aber niemand sagt

  • Alte Gespräche langweilen dich. Smalltalk, Jammern über Büro – du hast anderes erlebt. Das kann dich isolieren.
  • Du fühlst dich zwischen den Welten. Die neue Wohnung fühlt sich fremd an, die alte Welt passt nicht mehr ganz.
  • Du willst wieder los – aber es geht nicht. Verpflichtungen, Geld, Alltag. Frust kommt auf.

All das ist normal. Es ist keine Schwäche. Nur ein Zeichen, dass du gewachsen bist.

Fazit: Rückkehr ist kein Rückschritt – sondern ein Prozess

Der Moment der Rückkehr fühlt sich manchmal an wie ein Sturz aus der Freiheit. Aber eigentlich ist es ein Übergang.

Wenn du ihn annimmst – mit seinen Emotionen, Kontrasten und Unsicherheiten – kann er dich stärker machen als jeder Reisemoment.

Und vielleicht ist es gar kein Zurückkommen. Sondern ein neues Weitergehen. Nur diesmal mit mehr Tiefe.

Wie ist es bei dir? Planst du gerade deine Rückkehr – oder warst du schon da? Teile deine Gedanken in den Kommentaren.