Interview aus unserer Serie „Aus dem Leben“ mit Natalie aus Berlin.
Nat, eine meiner besten Freundinnen in Berlin und ich haben einiges gemeinsam: Reisen, Sport -insbesondere Zumba- und Activity lassen uns nicht zur Ruhe kommen.
Natalie, Du hast im Herbst einen Spanisch Sprachkurs in Chile gemacht und bist danach mit dem Rucksack durch Patagonien gereist. Wie bist Du ausgerechnet auf Chile gekommen?
Die Idee, wieder mal länger ins Ausland zu gehen, eine Auszeit vom Job zu nehmen und intensiv Spanisch zu lernen kam mir ungefähr ein Jahr vorher in den Sinn während einer Reise durch Andalusien. Für mich war damals schon klar, dass ich nach Lateinamerika gehen möchte. Unter Berücksichtigung der verschiedensten Faktoren wie zum Beispiel welches Land habe ich schon bereist, welches Land interessiert mich am Meisten, wie sieht die Reisezeit aus, habe ich mich mit Freunden beratschlagt. Natürlich hat auch die Sicherheitslage für mich eine große Rolle gespielt – da ich ja einen Monat allein unterwegs war. Am Ende blieb ich dann bei Chile hängen
Im Nachhinein muss ich manchmal darüber schmunzeln, da der chilenische Dialekt alles andere als leicht verständlich ist, gerade für Anfänger. Nachdem ich in Santiago gelandet war musste ich das erste Mal bei meiner Gastfamilie anrufen. Diesen Moment werde ich nie vergessen, ich habe rein gar nichts verstanden. Da half auch mein Zettel mit dem vorbereiteten spanischen Satz nichts mehr, den ich einfach nur vorlesen sollte.
Wie lange warst Du insgesamt unterwegs und wie hast Du freibekommen?
Ich war insgesamt zwei Monate unterwegs. Den ersten Monat habe ich den Spanisch Kurs gemacht und den anderen Monat bin ich gereist.Ich wusste anfangs nicht, wie ich das mit meinem damaligen Arbeitgeber vereinbaren kann, denn ich wollte ja danach wieder nach Berlin zurückkommen und dort weiterarbeiten. Irgendwann hatte ich mir dann ein Herz gefasst und meinen Chef darauf angesprochen. Er hatte mich von Anfang an dabei unterstützt und nach kurzer Zeit stand die Vereinbarung fest, ich darf 2 Wochen Bildungsurlaub in Anspruch nehmen und 6 Wochen werde ich unbezahlt freigestellt.
Letztendlich kam dann aber doch alles anders und ein paar Monate vor Abreise hat sich auch noch ein neuer Job bei einem anderen Unternehmen aufgetan. Sodass ich direkt nach Chile auch noch einen Jobwechsel in Aussicht hatte. Sehr aufregende Momente.
Bei welcher Sprachschule warst Du und wo hast Du gewohnt? Kannst Du die Sprachschule empfehlen?
Ich war bei der Ecela Schule in Vina del Mar, die ich sehr weiterempfehlen kann. Ecela hat Sprachschulen in Argentinien, Chile und Peru. Man kann die Spanisch Kurse auch auf verschiedene Länder und Städte aufteilen. Die Gruppen sind sehr klein – wir waren maximal 5 Schüler manchmal aber auch nur zu Zweit. Der Unterricht ist aufgeteilt in Grammatik und Conversation Blöcke und die Lehrer sprechen alle fließend englisch, sodass man sich auch gut verständigen kann. Wir hatten auch ein tolles Freizeitangebot, von Sandboarden, Wine Tastings, Surfen, Trekkingtouren bis hin zu einem Koch-Event war alles dabei.
Ich habe meine Sprachreise über eine chilenische Agentur gebucht – Chile Inside. Das war sozusagen ein Komplettangebot bestehend aus Sprachkurs, Unterkunft und Verpflegung. Die Abwicklung verlief super reibungslos und da es deutsche Ansprechpartner vor Ort gab war auch die Kommunikation gar kein Problem. Ich hatte mich bewusst für eine Gastfamilie entschieden – (ja auch mit Ende 20 noch) Ich wollte gezwungen sein, mich täglich mit der Familie auf Spanisch austauschen zu „müssen“ und auf diesem Weg auch mehr Einblick in die chilenische Kultur zu bekommen.
Soweit zu meinen Vorstellungen! Tatsächlich sah es aber so aus, dass das Haus der Familie eher eine Art Pension war – mit ungefähr 14 untervermieteten Zimmern und ein paar Hunden. Die Familie selbst hatte auch ein paar Zimmer im Haus belegt. Es waren auch ein paar Deutsche Sprachschüler und Studenten mit im Haus, was natürlich auch schön war um Anschluss zu finden – aber meine Spanisch Kenntnisse hat das nicht unbedingt gefördert.
Wo kann man noch nach guten Sprachschulen suchen und worauf sollte man achten?
Generell würde ich Sprachkurse direkt bei der Sprachschule selbst buchen und nicht über eine Agentur, da das in vielen Fällen auch noch teurer ist, da eine Vermittlungsgebühr anfällt. Die Schulen haben selbst auch oft die Möglichkeit Unterkünfte zu vermitteln.
Was hättest Du im Nachinein anders gemacht?
Ich hätte vielleicht versuchen sollen meine Gastfamilie zu wechseln (so schön es auch war mit den anderen Sprachschülern) um einfach mehr Sprachpraxis zu bekommen.
Und ganz klar : Viel viel länger im Land bleiben und die Sprache auch anwenden. Die 2 Monate vergingen viel zu schnell.
Eignet sich Chile gut als Land für Rucksacktouristen?
Chile ist aufjedenfall ein sehr sicheres Land und ich würde sagen auch einfach zu bereisen. Es gibt viele Busunternehmen, die wirklich sehr gut organisiert sind. Pünktlich auf die Minute wird abgefahren, das ist fast wie zuhause. Allerdings darf man die Distanzen nicht unterschätzen. 10 Stunden im Bus und auf der Karte ist man noch kein großes Stück vorangekommen. Da werden einem die über 4.000 km Länge bewusst. Wenn man nur eine gewisse Zeit in Chile bleiben kann sollte man sich aufjedenfall grob zwischen Nord und Süd entscheiden sonst verliert man zuviel Zeit oder muss viel Geld für Flüge ausgeben.
In der Küstenregion um Vina del Mar waren weniger Rucksackreisende anzutreffen. Hier gibt es eher die Einheimischen „Touristen“, die über’s Wochenende an die Küste fahren. In Patagonien trifft man auf viele Rucksackreisende aber was mich sehr überrascht hat, auch auf viele Rentnergruppen. Ja auch der typische Deutsche Wandersfreund ist in Patagonien anzutreffen.
Chile, insbesondere Patagonien ist sehr teuer. Man findet zwar auch günstige Hostels oder kann zelten aber im Verhältnis zu anderen Ländern in Lateinamerika hat man hier höhere Ausgaben. Die Preise in den Supermärkten sind auf demselben Niveau wie in Deutschland.
In Patagonien ist es kalt. Wie hast Du Deine Ausrüstung zusammengestellt und wie hast Du die ganzen Klamotten in Deinen Rucksack bekommen?
Ich habe mir extra eine komplette Trekking Ausrüstung zugelegt, deren Anschaffung auch nicht ganz billig war. Aber ich muss sagen, ich hätte auf Nichts davon verzichten wollen. Mein Rucksack hatte dann über 18kg – das sagt alles. Für unsere mehrtägige Trekking Tour im Torres del Paine Nationalpark hatte dann mein Freund noch ein Zelt, Schlafsäcke und Isomatten mitgebracht und das Kochequipment haben wir uns vor Ort ausgeliehen.
Was gibt es ausser Eis und Pinguinen im Süden von Chile? Wart ihr auch in Argentinien? Wie weit ist es noch bis zum Südpol und wie kommt man dahin?
Ja ich wollte unbedingt einen Abstecher ins Feuerland machen. Die Busfahrt dorthin ist langwierig, man sieht stundenlang nichts außer ein paar Schafherden. Dann geht es mit der Fähre über die Magellanstraße und weiter geht es mit den Schafherden. Bei der Aus- bzw. Einreise an der Grenze musste dann jeder sein Gepäck ausladen und zur Kontrolle bringen. Ein Stück vor Ushuaia wird die Landschaft dann bergig und weiß. Ushuaia – auch „World’s End“ ist sehr touristisch und gilt als teuerste Stadt Argentiniens. Die südlichste Stadt Argentiniens ist Ausgangspunkt für Antarktisexpeditionen und Zwischenhalt für Kreuzfahrtschiffe. Antarktisexpeditionen kann man vor Ort auch last minute buchen ab 3000 USD aufwärts. Im Winter ist Ushuaia auch das Skiparadies für wohlhabende Argentinier und hat ein bisschen was von einem österreichischen Bergdorf.
Wohin geht Dein nächster Backpacking Trip?
Ideen habe ich viele – ich würde gern zum Tauchen auf die Niederländischen Antillen, oder aber nach Mexico auf die Yucatan Halbinsel aber vielleicht geht’s ja doch auch nach Indien
Fazit zu Deinem Trip auf Spanisch in einem Satz?
El mundo entero en un pais!
Weitere Informationen wie man einen Bildungsurlaub für einen Sprachkurs beantragt. Könnt Ihr noch gute Sprachschulen weltweit empfehlen?
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