Interview aus unserer Serie „Aus dem Leben“ mit Susanne aus Düsseldorf.
Mit meiner Freundin Susi war ich zwar nicht auf dem Jakobsweg dafür aber 3 Wochen in Vietnam. Hier haben wir unsere Liebe zum Mopedfahren entdeckt.
Susanne, wie bist Du auf die Idee gekommen den Jakobsweg zu wandern?
Ich hatte den unbedingten Drang etwas nur für mich tun zu wollen, ohne Familie, ohne Freunde. Ich wollte auf Entdeckungsreise gehen, wollte Abenteuer, etwas Außergewöhnliches tun. Ich befand mich in einer Umbruchphase und hatte das Bedürfnis, in mich hineinzuhorchen und zu verstehen, wohin ich in meinem Leben möchte. Warum also nicht auf Pilgerreise gehen? – Ich stöberte kurz darauf einen halben Samstag in einer Buhchandlung und stellte begeistert fest, dass es außer des bekannten Camino Frances, über den Hape Kerkeling geschrieben hatte, noch weitere Jakobswege in Spanien gibt. Ich entschied mich für den Camino de la Costa, den Küstenweg. Es hieß, er sei wenig frequentiert, das Klima sei milder und feuchter und zu einem großen Teil wandere man an einsamen Stränden entlang. Dieser Weg hatte es mir angetan, dennoch war ich ängstlich. Ich hatte Angst vor meiner eigenen Courage, aber in einer stillen Stunde buchte ich ohne weiter darüber nachzudenken einen Flug nach Santander und 22 Tage später einen Rückflug von Santiago de Compostela – jetzt war alles zu spät und das Abenteuer, nach dem ich mich sehnte, hatte Formen angenommen.
Wie hast Du die Reise geplant?
Ich habe mir den passenden Outdoorführer gekauft und mich ein wenig in Foren rumgetrieben, um ein paar Insidertipps zu erhalten. Im Nachhinein kann ich sagen, dass der kleine Outdoorführer völlig gereicht hat. Hier sind Tipps zu Reisegepäck, Unterkünften, Einkaufsmöglichkeiten, Pilgerpässen und Fußpflege 😉 enthalten. Das Buch hat mich 22 Tage begleitet und war mir ein treuer Führer. Das genügte mir als Planung, denn all die Erfahrungen, über die andere geschrieben hatten, wollte ich selbst völlig unvoreingenommen machen.
Hast Du einen Tipp zu Anreise, Unterkunft, Website?
Wer nicht länger als 3 Wochen Urlaub bekommt und kein geübter Wanderer ist, dem empfehle ich, nicht ab Irun zu starten (die ersten Etappen sind sehr schwierig), sondern ab Santander. Ryan Air fliegt den Ort sehr günstig an.
Ich habe auf meiner Reise lediglich in Aviles und in Santiago nicht in Pilgerherbergen übernachtet. Die Herberge in Aviles war an den Wänden sehr verschimmelt und roch entsprechend. In Santiago habe ich in einem kleinen Hostel mitten in der Innenstadt gewohnt.
Die Pilgerherbergen sind im Großen und Ganzen in Ordnung. Ich empfehle, einen Innenschlafsack mitzunehmen und ggf. auch einen Kissenbezug sowie Badeschlappen für die Duschen. Obwohl es natürlich oft an Hygiene mangelt, habe ich glückliche Erinnerungen an die Abende, die ich zusammen mit anderen in den Herbergen verbracht habe.
Gibt es auf der Welt noch mehr bekannte Jakobswege?
Das Jakobswegenetz ist in ganz Europa verzweigt. Für beinahe jeden Weg gibt es einen Outdoorführer. Informieren kann man sich hier.
Warum hast Du Dich für Spanien entschieden und wie teuer war der Trip?
Es war mir wichtig, dass ich in der Sonne bin und das Meer sehe. Klimatisch war es für mich perfekt, da die Temperaturen im September nicht über 26 Grad steigt. Allerdings muss man mit einigen Regentagen rechnen, das macht das Pilgern nicht einfacher. Die Reise war insgesamt sehr günstig. Im Durchschnitt habe ich pro Nacht in einer Pilgerherberge 5 Euro bezahlt, hinzu kommen etwa 10 – 15 Euro für Kaffee, Wasser und Lebensmittel.
Wie lang warst Du unterwegs und wie viele km bist Du gelaufen?
Ich war 22 Tage unterwegs und bin 450 km gelaufen.
War es sehr anstrengend?
Die ersten 3 Tage waren sehr anstrengend und es dauerte, bis sich mein Körper an das Gewicht des Rucksacks und die Belastung des Laufens gewöhnt hatte.
Irgendwann lief ich automatisch ohne es bewusst zu steuern, wichtig war plötzlich nur noch das Stillen der Grundbedürfnisse und ich stellte mir jeden Tag die gleichen Fragen. Wo ist der Weg, wo ist eine Bar für den ersten Kaffee am Morgen, habe ich Durst, habe ich Hunger und wieder wo ist der Weg. Ich fühlte mich ganz gegenwärtig, völlig bei mir und das wiederum war nicht anstrengend, sondern erfüllend und erholsam.
Was war Dein schönster Moment?
Ich saß gemeinsam mit ca. 10 anderen Pilgern aus Frankreich, New York, Italien und Ungarn um einen großen Holztisch im Garten einer Herberge mitten im Wald. Wir teilten unser Essen und unseren Wein miteinander, ein Franzose hatte am Wegesrand frische Pfefferminze gepflückt und kochte einen Tee für uns. Der schönste Moment für mich war zu erkennen, dass ich nichts weiter begehrte oder mir wünschte als das, was ich in diesem Augenblick hatte. Ich war angekommen, war satt, hatte einen bequemen Platz in der Abendsonne und fühlte mich angenommen.
Wieviel Gepäck hattest Du dabei?
Mein Rucksack wog 10 kg ohne Wasser. Das war eigentlich zu schwer und hatte Optimierungspotential.
Würdest Du es wieder machen?
Definitv ja!
Wohin geht Deine nächste Reise?
Auf den Jakobsweg in die Schweiz 😉 – Vom Bodensee zum Genfer See
Hier findest Du weitere Abenteuer Storys
Oder lieber den Kilimandscharo erklimmen?
Bildquellenangabe: Adolf Riess / pixelio.de
8 Kommentare