„Und melde dich mal von unterwegs!“ – tust du das?

Du brauchst einen Tapetenwechsel, suchst neue Inspirationen oder einfach mal Ruhe? Du willst den Alltag für eine Weile hinter dir lassen und neuen Menschen begegnen? Dann ist eine Reise das beste Rezept! Sobald es dann losgeht, werden dir deine Eltern ein „Schick uns regelmäßig ein Lebenszeichen!“ und deine Freunde ein „Lass mal zwischendurch von dir hören!“ mit auf den Weg geben. Freust du dich darüber oder klingt es für dich eher wie eine lästige Sache, die sich vielleicht gehört, dich aber nur nervt?

Ganz oder gar nicht oder ein bisschen …

Vor ein paar Jahren lag die Entscheidung, ob du mit den Daheimgebliebenen Kontakt halten wolltest oder nicht, noch nicht in deinen eigenen Händen. Denn ohne Smartphone und W-LAN gestalteten sich Anrufe oder eine schnelle Nachricht per E-Mail in die Heimat schwierig und waren oft auch sehr kostenintensiv. Das ist heute alles anders und deswegen liegt die Entscheidung einzig und allein bei dir: Willst du dich regelmäßig von unterwegs aus melden? Ja, nein, vielleicht?!

Passiert zwar immer seltener, aber manchmal liegt es tatsächlich nicht in deiner Hand, ob du du dich zu Hause meldest oder nicht.

• der Nichtmelder:

Die Zeit auf deiner Reise gehört ganz allein dir und sobald du in den Flieger gestiegen bist, tauchst du sozusagen unter. Ob aus Überzeugung oder einfach, weil du es vor lauter Abenteuer vergisst und es dir eben gerade nicht wichtig ist: Du liest keine Mails, ignorierst deine WhatsApp-Nachrichten und wählst dich höchstens in das W-LAN eines Hostels ein, um deinen nächsten Tag im Reiseland zu planen.

• der Ab-und-Zu-Mal-Schreiber:

Von dir hören Freunde und Familie sporadisch mal was. In unregelmäßigen Abständen postest du vielleicht ein Bild auf Facebook oder Instagram. Alle paar Tage, wenn du gerade irgendwo chillst und sowohl W-LAN als auch gerade sonst nix zu tun hast, liest du deine Nachrichten, antwortest kurz und sendest einen Gruß aus der Ferne mit den Worten „Alles prima hier, es geht mir super!“.

• die treue Seele:

Egal wo du bist, du hast einfach das Bedürfnis, dich bei deinen Lieben zu melden. Sei es nur, um ein Lebenszeichen zu schicken, aber auch, um von deinen Erlebnissen zu erzählen und um zu erfahren, was es Neues in der Heimat gibt. Manchmal reicht es dir nicht, nur mit der Außenwelt verbunden sein zu können, wenn es gerade W-LAN gibt. Deshalb holst du dir gern auch mal eine lokale SIM-Karte.

Warum ist es so schwer, sich einfach mal nicht zu melden?

Welcher der drei Typen du auf deiner Reise bist, kannst du dir aussuchen. Oft ist es aber so: Wer im real life bereits sehr kommunikativ ist und gerne netzwerkt, der wird sich tendenziell auch von unterwegs aus häufig melden, Fotos schicken und seine Freunde und Familie an dem Trip teilhaben lassen. Manchmal ist es ja auch fast einfacher, ab und zu was von sich hören zu lassen, als ganz unterzutauchen. Das Smartphone nimmst du ja trotzdem zur Hand. W-LAN kostet meistens nichts. In Europa läuft das mobile Internet sowieso ganz normal weiter. Der einzige Grund, sich nicht zu melden, wäre der: Weil du es nicht willst. Aber das sage mal deiner Familie und deinen Freunden! Ich denke schon, dass es da einige Menschen gäbe, die enttäuscht reagieren und das Warum nicht verstehen würden. Nämlich: dass du einfach mal für eine Weile aus allem raus musst und nur für dich sein willst – weil du weißt, dass es dir gut tun wird. „Ja“, wird es dann heißen, „aber so eine kleine Nachricht, das dauert zwei Sekunden und wir würden zumindest wissen, dass du am Leben bist …“. Früher hättest du es anders verpacken können: In XY gibt es kein W-LAN, Internetcafés sind sehr teuer, Verbindungen super langsam …

Früher war nicht alles besser, aber es war definitiv schwieriger, den Kontakt zu den Daheimgebliebenen zu halten.

Keine leeren Versprechungen!

Wenn du auf eine längere Reise gehst, klärst du mit einigen Menschen am besten schon im Vorfeld, ob und wie oft du gedenkst, dich zu melden. Dabei solltest du mit deinen engen Familienangehörigen und besten Freunden durchaus etwas sensibel umgehen. Sagst du deinen Eltern beispielsweise, dass du jeden Tag von dir hören lassen wirst, dann solltest du das auch tun. Sie werden sich sonst fürchterliche Sorgen machen und jeden Tag nachfragen. Davon wirst du am Ende auch genervt sein. Also versprich ihnen nur, was du auch halten kannst und willst. Und noch etwas: Wenn du einmal angefangen hast, dich zu melden, dann bleibe am besten auch dabei. Denn ganz ehrlich, was würde dir durch den Kopf gehen, wenn du die erste Woche täglich eine Nachricht von deiner Freundin oder deinem Freund bekommst und danach aus heiterem Himmel nichts mehr? Wenn du vorher weißt, dass du eine Weile in einer abgeschiedenen Gegend unterwegs sein wirst, kannst du dich ja vorher sozusagen abmelden. So nach dem Motto: „Ich werde morgen auf eine kleine Insel fahren. Macht euch keine Sorgen, wenn die nächste Woche nichts von mir kommt!“

Weitere Möglichkeiten, hin und wieder ein Lebenszeichen zu schicken

WhatsApp, Facebook, Instagram und Co liegen ja auf der Hand. Aber was gibt es denn sonst noch für Alternativen? Viele Leute, die vorhaben, lange zu reisen, machen einen Blog. Ob der nun für die gesamte Menschheit sichtbar oder nur für die engsten Freunde und Bekannte zugänglich ist, kannst du selbst entscheiden, wenn das Bloggen auch für dich eine Option ist. Ich hatte von meinen letzten Reisen immer Rundmails verschickt, also quasi einen Newsletter für Familie und Freunde – und zwar immer dann, wenn ich meinen Aufenthaltsort gewechselt hatte. Da ich beim Backpacken nie meinen Rechner mit hatte, bin ich dafür immer in ein Internet-Café gegangen. Die gibt es ja auch immer seltener und Reiseberichte auf dem Smartphone tippen, finde ich viel zu mühselig. Daher mal sehen, wie ich das auf meinen zukünftigen Trips handhaben werde. Was ich übrigens auch noch tue: Postkarten versenden! Nicht selten habe ich während einer 4-wöchigen Auszeit bis zu 50 Postkarten losgeschickt. Aber gut, da die meistens erst ankommen, wenn auch ich schon zurück bin, zählt das nicht so richtig zu Kontakt halten.

Für mich gehört Postkarten schreiben auf einer Reise einfach dazu!

Was ist nun besser, Kontakt halten oder untertauchen?

Da gibt es kein besser oder schlechter, das sollst du genau so machen, wie es sich für dich richtig anfühlt. Ich muss beispielsweise wirklich in einer Gegend ohne jeglichen Empfang landen, damit ich wirklich gar nichts mehr von mir hören lasse. Und das ist ja kaum noch irgendwo der Fall und wenn doch, nach ein paar Tagen vorbei. Ich kann es aber auch total verstehen, wenn Menschen für die Zeit ihrer Reise für sich sein wollen.

Halte Kontakt, wenn …

  • du möchtest, dass die Daheimgebliebenen beruhigt sind.
  • du bereits während der Reise von deinen Erlebnissen berichten möchtest, um nicht alles nach deiner Rückkehr erzählen zu müssen.
  • du dich allein fühlst und ab und zu einen vertrauten Menschen brauchst.
  • du wissen willst, was während deiner Abwesenheit zu Hause abgeht.
  • du die anderen neidisch machen willst. 😉

Tauche unter, wenn …

  • du deinen Alltag, zu dem ja auch Familie und Freunde gehören, wirklich mal eine Weile hinter dir lassen willst.
  • du dich ganz und gar auf deine Reise mit all ihren Abenteuern und Begegnungen einlassen willst.
  • du während deiner Reise nicht auf Einladungen, Gruppendiskussionen oder Fragen reagieren möchtest.
  • es dich unterwegs einfach nicht interessiert, was in der Heimat los ist.
  • dir das Kommunizieren via Internet sowieso nicht liegt.

Der wichtigste Grund, warum ich mich für das Kontakthalten entschieden habe, ist übrigens Punkt 2: Ich habe nach einer Reise einfach keine Lust, tausendmal dieselben Fragen zu beantworten und „erledige“ das mit der Berichterstattung einfach schon gern von unterwegs. Da es mir Spaß macht, ist es aber auch kein Zwang und nichts, was mich nervt.

Wie sieht’s bei dir aus, lässt du das Smartphone während deiner Reise einfach mal aus oder bleibst du mit der Außenwelt verbunden? Warum?

 

Ulrike hat rund 15 Jahre Reiseerfahrungen, viele schöne Erinnerungen und immer neue Ideen im Gepäck. Nachdem ihr der Jakobsweg 2016 eine neue Richtung gewiesen hat, arbeitet sie seit Anfang 2017 als freiberufliche Redakteurin – hauptsächlich von Deutschland aus, aber immer auf der Suche nach interessanten Reisezielen und neuen Herausforderungen. Mehr unter www.ulrikekraenz.de.

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