Mongol Rally: Tipps zur Vorbereitung

Mongol Auto Rally 

Interview aus unserer Serie „Aus dem Leben“ mit Tobi und Benny.

Als ich letzten Sommer in Ulaan Baatar in der Mongolei war habe ich sie gesehen: Die verrückten Autos der Mongolralley. Was es mit der Mongol Ralley auf sich hat erzählt uns das Team Roadrunner.

Wie seid ihr darauf gekommen bei der Mongol Ralley mitzumachen?

Tobi M.: Auf der Suche nach dem nächsten großen Abenteuer bin ich auf ein Youtube-Video eines Mongol-Rally Teams gestoßen. Ich war sofort begeistert und auch mein Mitbewohner Benny war sich sicher, dass wir unseren nächsten Trip gefunden haben.

Benny: Nach kurzer Recherche haben wir uns spontan angemeldet und damit war auch klar, dass wir die Sache durchziehen würden – nicht zuletzt auf Grund der 800 Pfund Anmeldegebühr. Nachdem wir unseren Freunden und Familien von unserem Vorhaben erzählt hatten und das ungläubige Gelächter abgeklungen war, haben wir auch unseren dritten Mitfahrer, meinen Cousin Tobi, gefunden.

Was ist die Mongol-Ralley?

Die Mongol Ralley ist eine jährlich stattfindende, wohltätige Fahrt mehrerer hundert Teams ausgehend von der englischen Hauptstadt London quer durch Europa, den vorderen Orient bis nach Ulaan Baatar in der tiefsten Mongolei. Sie ist mit 17000 km eine der größten Ralleys der Welt, unterscheidet sich aber in einigen Dingen von einer kompetitiven, traditionellen Ralley. Ist man einmal losgefahren, gibt es während der ganzen Fahrt keine Unterstützung und man ist somit auf sich allein gestellt. Auch die Wahl der Route ist jedem Team selbst überlassen.

Gibt es bestimmte Voraussetzungen für die Teilnahme?

Sicher gehört einen ordentliche Portion Abenteuerlust zu den Grundvoraussetzungen. Da es weder Streckenvorgaben noch Unterstützung unterwegs gibt, ist man völlig auf sich alleine gestellt. Dies erfordert Offenheit und Kontaktfreudigkeit gegenüber anderen Kulturen, da man des öfteren auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen ist. Ein guter Orientierungssinn ist auch nich verkehrt, da es zum guten Ton gehört auf Navigationsgeräte zu verzichten.

Zu den persönlichen Voraussetzungen gibt es Anforderungen der Veranstalter, die vor allem das zu verwendende Gefährt betreffen. So durfte unsere Auto maximal 10 Jahre alt sein und nicht mehr als 1,2 Liter Hubraum haben. Um die Kosten gering zu halten fällt die Wahl bei den meisten Teams auf einen untermotoriesierten Kleinwagen, der bereits im Stadtverkehr ein mulmiges Gefühl bereitet und an ein zügiges Vorankommen auf Landstraßen gar nicht zu denken ist. Auch unser Auto schien zunächst zu dieser Kategorie zu gehören und selbst der Autohändler hat uns von dem Vorhaben eine längere Reise damit zu unternehmen ab. Unser Daihatsu Cuore (für die Unwissenden – ein Corsa ist eine Edel-Limousine dagegen) stelle sich allerdings als treuer Weggefährte, der uns schnell ans Herz wuchs, heraus.

Außerdem muss jedes Team im Rahmen der Ralley mindestens 1000₤ (ca. 1150€) an Spendengeldern sammeln. Wir haben uns als Team entschieden mit diesem Geld die Christina Noble Child Foundation und SOS Kinderdörfer zu unterstützen. Beide Organisationen kümmern sich um Kinder in Not. Angekommen in der Mongolei, wurde sämtliches auf der Strecke benötigte Equipment und auch das verwendete Fahrzeug (seufz!) an eine gemeinnützige Institution übergeben. Insgesamt konnten wir, auch durch eine von uns veranstaltete Spendenparty, fast 1700€ an Spenden sammeln.

Wo und wie meldet man sich an?

Die Anmeldung zur Ralley beginnt immer im Herbst des Vorjahres. Man sollte sich nur nicht zu viel Zeit lassen, da die Plätze begrenzt sind. Auf der Homepage des Veranstalters Adventourists ist man für eine Gebühr von ca. 800 Pfund Sterling mit von der Partie.

Wo startet und endet die Ralley?

Wie bereits angesprochen beginnt die Reise in England und endet in Ulaan Baatar, der Hauptstadt der Mongolei. Nach 3 Tagen findet in der Tschechischen Republik ein letztes GetTogether statt, bevor sich alle Teams auf ihren eigenen Weg begeben. Wir haben uns dafür entschieden der südlichen Route zu folgen. Die Reise führte uns quer durch Europa bis in die Türkei. Hier ließen wir uns einen Abstecher an die Mittelmeerküste bei Antalya nicht nehmen um uns dann auf den Weg in den Iran zu machen. Über die Hauptstadt Teheran führte uns unsere Route dann Richtung Norden durch Turkmenistan, Uzbekistan und Kazachstan, um von dort mit einem Abstecher nach Russland in die Mongolei einzureisen.

Wo habt ihr übernachtet?

Wir haben während der Ralley die meiste Zeit in einem Zelt neben unserem Auto übernachtet. Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz hat uns unser Weg der öfteren an entlegen Flüsse, Felder und Seitenstraßen geführt. Nur dreimal haben wir die Zuflucht eines Hotels gesucht. Eine Dusche war dann natürlich willkommen und nötig. Die weitere Körperpflege beschränkte sich auf Seen entlang der Strecke. Des Öfteren wurden wir auch von Einheimischen eingeladen die Nacht bei ihnen auf dem Grundstück oder sogar in der eigenen Bar zu verbringen. Einmal wurde uns sogar ein Bett unter freiem Himmel neben das Auto gestellt.

Wieviel Gepäck hattet ihr dabei?

Das Gepäck hat sich aufgrund unseres sehr kleinen Autos auf ein Minimum beschränkt. Neben Schlafsäcken, Zelt und Kleidung hatten wir nur Ersatzteile und Werzeug für unseren Kleinen dabei. UND ein Golfset, für die gediegene Runde Cross Golf in der Wüste Gobi.

Was war die größte Herausforderung?

Entgegen unserer Erwartung stellte die Vorbereitung unserer Reise eine größere Herausforderung dar als die Reise selbst. Zu einem großen Teil ist es sicher unserem treuen Freund Cuore zu verdanken. Von Autoproblemen, die viele Teams zur Aufgabe zwungen, wurden wir fast komplett verschont. Bis auf 3 Platte Reifen, einem Sprung in der Windschutzscheibe und einem Losen Dachträger gab es keine Probleme.

Würdet ihr nochmal mitmachen?

Sofort!

Was war der beste Moment auf Eurem Trip?

Viele Momente sind uns besonders im Gedächtnis geblieben. Nur einen zu nennen wird den außergewöhnlichen Erlebnissen, die uns entlang unserer Strecke widerfahren sind nicht gerecht. Ein besonderer Moment war sicher, als wir am Straßenrand im Iran kampierten und uns eine zwielichtige Gestalt mit einer Laterne aus der ferne beobachtete. Als diese auch noch näher kam und versuchte uns schreiend auf iranisch etwas zu erklären, bekamen wir es schon etwas mit der Angst zu tun. Der Herr stellte sich dann allerdings als gar nicht zwielichtiger Bauer heraus, dem das angrenzende Feld gehörte. Er lud uns ein doch bei ihm vor der Hütte zu übernachten. Daraus wurde ein herrlicher Abend mit frischen Früchten von den umliegenden Bäumen und laut-malerischer, gestikulierender Unterhaltung mit unserem Gastgeber. Insgesamt ist die Gastfreundschaft der Iraner kaum zu übertreffen. Die wurde uns auch schon an der Grenze klar, als wir 4 Uhr morgens Einreisen wollten und erst mal zu einem freien Essen eingeladen wurden, während unser Papierkram erledigt wurde.

Erwähnt werden sollte unser besonderes Verhandelsgeschick mit der korrupten Polizei auf unserer Route durch Turkmenisten, Uzbekisten und Kazachstan. Des Öfteren wurden wir wegen dubiosen Gründen angehalten. Daraufhin forderten die dortigen Beamten von uns utopische Beträge von bis zu 200 Dollar. Mithilfe von cleverem Dummstellen konnten wir die Polizei überzeugen lediglich eine Strafe von 10 Dollar zu bezahlen und unsere Reise fortzusetzen. Auch an der Grenze war unser Verhandlungsgeschick gefragt. Ein Grenzbeamte wollte unseren Werkzeugkasten als Tribut für den Grenzübertritt, dieser lies sich aber dann doch auf ein super Deal mit 2 warmen Coladosen ein.

Auch in der Mongolei stießen uns kuriose Sachen zu. Bereits am Grenzübergang von Russland in die Mongolei wurden wir aufgrund von Bürokratie, die man sonst nur aus dem heimatlichen Deutschland gewohnt ist, aufgehalten. Nach 30 Stunden an der Grenze und einer Übernachtung auf blankem Beton bei Minusgraden wurde uns gottseidank doch noch die Einfahrt gewährt. Aufgrund von mitgebrachten Essiggurken und Wodka aus Russland, sowie den anderen wartenden Teams wurde es dennoch eine gesellige feuchtfröhliche Wartezeit. Da wir das am längsten wartenden Team des Vortages waren wurden wir mit tosendem Beifall verabschiedet.

In der Mongolei ging der richtige Fahrspaß los. Die Straßen dort sind etwas ganz besonderes, denn es gibt keine. Ausgefahrene Sandpisten, kilometerweite Steppen und Hüfttiefe Flüsse gehörten zur Tagesordnung. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von weniger als 30 km/h konnte es als herausragende Leistung angesehen werden 250 km an einem Tag zurückzulegen. Einmal freuten wir uns da wir eine Brücke aus der Ferne erkennen konnten. Diese stellte sich jedoch als großes Hindernis heraus. Für die Überquerung der Brücke brauchten wir aufgrund von morschem Holz und großen Löchern, die wir mit großen Steinen flickten, fast eine Stunde.

Auch nette Bekanntschaften machten wir, als wir eines morgens von Männern eine nahegelegenen Siedlung aus dem Schlaf gerissen wurden. Einer der Männer stellte sich uns als der Doctor vor und erklärte uns wortreich in einer uns unbekannten Sprache, dass zu einem gesunden Start in den Tag eine gemeinsame Runde Wodka von Nöten wäre. Nach einer so langen und anstengenden Reise lag uns natürlich unsere Gesundheit am Herzen und so ließen wir uns zu einer morgendlichen Runde Wodka hinreißen. Nachdem wir die gesamte Aufmerksamkeit der Siedlung auf uns gezogen hatten, verabschiedeten wir uns und zogen leichten Mutes weiter.

Gibt es irgendeinen Insider Tipp den ihr zukünftigen Teilnehmern ratet?

Am besten nicht zu viele Vorbereitungen treffen und sich sorglos aber auch naiv in das Abenteuer zu stürzen.

Was wird Euer nächstes Abenteuer?

Das Abenteuerfieber hat uns auf jeden Fall gepackt und Pauschalreisen kommen für uns nicht mehr in Frage. Zwei Ideen haben es uns besonders angetan. Zum einen würden wir gerne die Panaamericana durch Südamerika befahren, zum anderen von Europa aus die afrikanische Westküste bereisen. Eines steht auf jeden Fall fest, wir möchten diese Reisen wieder mit einem eigenen Auto unternehmen, da man so viele Freiheiten genießt und einen tieferen Einblick in die Kultur und Eigenheiten des Landes erhält.

Steht unser nächstes Reiseziel fest, findet ihr Infos dazu auf unserer Homepage Team Roadrunner. Dort findet ihr auch noch viele weiter Bilder, Stories und Informationen zu unserem Mongolei-Trip.

Dich interessiert die Mongolei? Hier gibt es auch noch weitere Informationen zum Thema Reiten in der Mongolei.

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