Huhu, Barbara hier, Felis Co-Autorin…
„Der Ticketschalter ist noch nicht geöffnet!“
Ich stehe in der schwülen Nachmittagshitze, die im Mai ganz typisch für Kambodscha ist, und warte. Im Hostel wurde mir geraten, schon vor vier Uhr da zu sein. Das stimmt wohl nicht so ganz.
Ohne uns Wartende zu beachten, sitzen die Mitarbeiter am Ticketschalter einfach da, haben nichts zu tun. Am Nachmittag bekommt man an den Kassen für Angkor nämlich bereits eine Eintrittskarte für den nächsten Tag und kann damit den Sonnenuntergang anschauen. Diesen Tipp habe ich von einer anderen Reisenden bekommen. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen!
Der Name Angkor Wat ist übrigens nur der von einem ganz bestimmten Tempel in der Anlage namens Angkor. Diese war mein absolutes Must See #1 in ganz Asien, sodass das bei meiner Weltreiseplanung ganz oben stand.
Mit einer kühlen, wenn auch völlig überteuerten Cola lässt sich das Warten besser aushalten. Die Zeit vergeht langsam, auch wenn mein Tuk Tuk- Fahrer sich nicht im geringsten daran zu stören scheint, dass wir jetzt einfach nur rumsitzen. Plötzlich kommt Bewegung in die Menschenmenge und wie von Zauberhand bilden sich vier Schlangen. Ich stelle mich an und halte 15 Minuten später mein Ticket (15 US-Dollar) in der Hand: Mit Foto drauf! Cool, oder?
Ich sitze im Tuk Tuk und genieße den Fahrtwind, während die Hitze langsam nachlässt. Der Weg zu dem Hügel, von dem aus man den Sonnenuntergang über Angkor sehen kann, ist wunderschön. Vorbei an einem See sehe ich nur grüne Bäume und erhasche dann den ersten Blick auf kleinere Tempel.
Angkor ist mit – Achtung! – über 1000 Gebäuden und 200 km² die größte Tempelanlage der Welt. Ganz schön beeindruckend! Kein Wunder also, dass man mehrere Tage für den Besuch einplanen sollte… Nicht so klein Barbara, die mal wieder meint, sie schafft das mit einem Tagesticket.
Erstmal Sonnenuntergang anschauen!
Den Menschenmassen hinterher, an einem Elefanten vorbei, mache ich mich auf den Weg nach oben. Allerdings komme ich nicht weit, weil mein Kleid dummerweise doch nicht lang genug ist. Aber kein Grund zur Panik: Direkt am Anfang vom Hügel stehen bestimmt fünf Kambodschanerinnen, die Hosen verkaufen. Wie praktisch!
Also schnell die neue Hose überziehen – sieht fabelhaft aus! – und wieder rauf auf den Hügel. Diesmal werde ich durchgelassen. Jetzt muss ich mich aber doch ein bisschen beeilen, weil nur 300 Menschen auf den Tempel gelassen werden, der der einzige Ort ist, von dem aus man den Sonnenuntergang wirklich beobachten kann.
Ich renne in die zweitlängste Schlange, die ich je gesehen habe (die längste war vor den Vatikanischen Museen). Jetzt heißt es wohl warten und hoffen. Es geht nur langsam voran, aber bis zum Sonnenuntergang ist es noch ein Stunde. Also wer weiß?
Als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben habe, geht es plötzlich vorwärts. Die Sonne war hinter einer Wolke verschwunden. Dadurch haben wohl viele auf dem Tempel gedacht, sie würden den Sonnenuntergang sowieso nicht sehen und sind gegangen. Perfektes Timing! Ich konnte einen der atemberaubendsten Sonnenuntergänge meines Lebens bestaunen. Überzeuge dich selbst, ich habe ein Video gemacht! Allerdings hatte ich leider kein Stativ…
Am nächsten Morgen heißt es: 4 Uhr aufstehen! Um 4:30 Uhr soll ich für eine Tagestour zu den wichtigsten Tempeln von Angkor abgeholt werden. Wieder warte ich. Um 5:10 Uhr ist der Minivan endlich da und es kann losgehen. Es ist schon ziemlich hell, als wir vor den Toren Angkor Wats stehen, hinter dem in wenigen Minuten die Sonne aufgehen wird. Es liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Alle sind müde, aber keiner will auch nur für eine Sekunde die Augen schließen, um den Moment nicht zu verpassen, wenn die ersten Sonnenstrahlen über dem Tempel mit den fünf Türmen, die Lotusblüten nachempfunden sind, erscheinen.
Als es dann endlich so weit ist, geht ein Raunen durch die drängelnde Menge. Es ist unbeschreiblich schön! Das Farbenspiel zwischen dem intensiven goldgelb der Sonne und dem zarten blau des Himmels und die Spiegelung von alldem im Fluss raubt mir den Atem. Das frühe Aufstehen hat sich absolut gelohnt.
Der nächste Stopp ist eines der Restaurants, wo wir ausgiebig frühstücken, während die Menschenmassen bereits zu Angkor Wat und anderen Tempeln stürmen. Jeder will als erstes dort sein, aber warum eigentlich? Wir lassen es langsam angehen und gehen eine Stunde später ganz in Ruhe über das Tempelgelände. Die Massen sind bereits weitergezogen, sodass wir diesen Teil der Anlage fast für uns allein haben.
Obwohl es erst 7 Uhr ist, spüren wir bereits die Hitze. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent ist das Wetter fast nicht zu ertragen. Aber wir sind eine lustige Truppe und unser Tourguide führt uns einfach immer weiter, ob wir wollen oder nicht.
Die alten Gebäude aus Sandstein sind ein Traum: die vielen Säulen, Reliefs und Türme. Sie alle erzählen Geschichten aus längst vergangenen Tagen der Khmer-Kultur – historische Szenen, Episoden aus dem indischen Nationalepos Ramayana und ihre Mythen.
Ich bemerke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Aber es dauert fast zwei Stunden, bis wir auf der anderen Seite der Anlage angekommen sind, wo unser Minivan auf uns wartet. Ohne Pause geht es weiter zum nächsten Tempel, ein besonderes Highlight: Es geht zu Ta Prohm, dem Tempel, der aus verschiedenen Filmen wie zum Beispiel Tomb Raider bekannt ist.
Warum diese Anlage von der Natur zerstört wird, während die anderen Tempel so gut erhalten sind? Ganz einfach: Die ersten Restauratoren haben beschlossen, einen einzigen Tempel so bestehen zu lassen, komme was wolle, und alle anderen zu restaurieren. Dadurch bahnen sich nun die starken Wurzeln und Äste ihren Weg nur durch diesen einen Tempel.
Es hat etwas höchst Spirituelles durch die Gänge dieses Tempels zu wandeln und ohne jeden Grund fängt man an, sich in einem Flüstern zu unterhalten.
Viel zu schnell sind wir auf der anderen Seite, wo wieder der Minivan wartet. Für ein paar Fotos halten wir an der Terrasse der Elefanten, einer 300 Meter langen Plattform, die unter anderem mit Elefanten als Reliefskulpturen dekoriert ist, mit fünf Treppen.
Wir waren alle schon so müde, dass wir nach wenigen Minuten wieder im Minivan saßen. Weiter ging es zum letzten Tempel: dem Bayon-Tempel, der wegen der bis zu 7 Meter hohen Gesichter in den Türmen bekannt und beliebt ist.
Aber ehrlich gesagt, war ich da einfach nur fertig! Ich habe mich in den Schatten gesetzt und 20 Minuten die Augen zu gemacht. In dem Moment wurde mir klar, warum die Tour schon um 14 Uhr vorbei war. Durch das viele Laufen innerhalb der Tempel und die hohen Temperaturen war es fast unmöglich, eine längere Tour zu machen.
Ich war auf jeden Fall mehr als froh, als ich kurz darauf in mein Bett im Hostel Cercle d’Angkor fallen konnte. Die Übernachtung war übrigens mit umgerechnet 3,50€ für das Bett im Dorm ziemlich günstig. Und da Siem Reap einen eigenen Flughafen hat, kommt man hier auch gut hin und danach wieder weg. Von und nach Bangkok und in den Norden Thailands fahren außerdem gleich mehrmals täglich Busse für nur 15 US-Dollar.
Allgemein wird hier eigentlich alles in Dollar abgerechnet. Es gibt zwar eine kambodschanische Währung, aber Dollar werden viel lieber gesehen und auch das Wechselgeld gibt es meist in der amerikanischen Währung.
Also worauf wartest du? Schau auch du dir die größte Tempelanlage der Welt an und erlebe einen krassen Tag!
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