Wie du weißt, bin ich seit Jahren nonstop in der Welt unterwegs. Da ich von unterwegs aus arbeite, gibt es gewisse Dinge, die ein Ort haben muss, an den ich reise – wie zum Beispiel eine gute Internetverbindung.
Manche Leute, die in einem „normalen“ 9-to-5-Job sind, können sich vielleicht nicht vorstellen, dass es ein Problem sein kann, auszuwählen, wohin es als Nächstes geht. Aber die komplette Ortsunabhängigkeit und die Freiheit, überall hinzufahren, kann auch ganz schön überfordern. Wo fahre ich jetzt hin, wie lange bleibe ich da, wer ist noch dort?
Die Entscheidung für das nächste Reiseziel ist ganz schön wichtig und nimmt immer viel Headspace in Anspruch. Es soll nämlich im besten Fall nicht passieren, dass du irgendwo landest, wo es dir überhaupt nicht gefällt oder du nicht das Leben führen kannst, dass du gewohnt bist. Solche Fehlentscheidungen sind ganz schöne Dämpfer und machen unzufrieden. Denn länger irgendwo zu leben, ist eben doch etwas anderes, als temporär nur als Tourist dort zu sein.
Um das zu vermeiden, habe ich mir vier Kriterien ausgedacht. Wenn diese erfüllt sind, kann ich zu 99 Prozent sicher sein, dass der Ort, an den ich Reise, auch passt. Dann kann ich dort mein gewohntes Leben leben, arbeiten und trotzdem Neues entdecken. Also checke ich immer ab, ob ein Ort, zu dem ich hinfahre, alle von diesen vier Kriterien erfüllt – oder wenigstens drei davon. Das Beste daran: So kann ich sicher sein, dass ich mich dort auch wohlfühlen werde.
Meine 4 Kriterien für Reiseziele
1. Warmes Wetter
Kennst du die Maslowsche Bedürfnispyramide? Ganz unten, als Grundbedürfnis steht „Physiologische Bedürfnisse“. Dazu zählt zum Beispiel Wärme. Ich war immer jemand, der sehr schnell gefroren hat – und der Winter war für mich immer der Horror. Deshalb ist ein Kriterium für mich, dass es dort, wo ich hinfahre, warm ist. Für mich kann es gerne auch richtig tropisch warm sein!
Sonne brauchen wir auch, um Vitamin D zu produzieren – und das ist wichtig, damit wir gut drauf sind und uns wohlfühlen. Ohne ausreichend Vitamin D können zum Beispiel Depressionen entstehen – deshalb sagt man auch „Winterdepression“. Einfach, weil es dann so wenig Licht gibt in den Monaten.
Zu diesem Punkt zähle ich auch generell den Punkt Natur. In Großstädten fühle ich mich nicht wohl, am liebsten bin ich umgeben von Natur – idealerweise auf einer Insel. Ich habe lange genug in einer Stadt gelebt und weiß, dass es für mich nur Stress bedeutet. Die Luft ist schlechter, es herrscht ständiger Lärm – diesen Stress merkst du besonders als Unternehmer, denn da hast du ja sowieso schon eine Menge Stress. Was du dann nicht noch zusätzlich brauchst, ist Stress von außen.
Damit will ich nicht sagen, dass Stadtleben generell schlecht ist. Nur für mich persönlich brauche ich es nicht und ich bin viel inspirierter, ruhiger und fühle mich wohler, wenn ich mitten in der Natur bin. Wärme und Natur sind deshalb ein wichtiges Reiseziel-Kriterium für mich.
2. Sport
Sport ist auch ein Punkt, der mir extrem wichtig ist. Wenn ich keinen Sport treiben kann, fühle ich mich schon nach kurzer Zeit richtig träge. Also warum irgendwo hinreisen, wo ich mich deshalb schnell unwohl fühle? Richtig! Macht gar keinen Sinn.
Klar, ich kann mir immer meine Yogamatte mitnehmen oder die 7-Minute-App machen. Aber wie du vielleicht schon in anderen Artikeln mitbekommen hast: So richtig happy bin ich aktuell auf jeden Fall, wenn ich kiten kann. Deshalb suche ich mir auch Orte mit guten Kitespots aus, wie Jericoacoara in Brasilien.
Aber auch Phuket in Thailand ist toll, weil es da die „Fighting Street“ gibt, eine Sportstraße. Da gibt es zum Beispiel das „Tiger Muay Thai“, du kannst Yoga machen oder CrossFit. Ich habe dort zum ersten Mal „Aerial Yoga“ ausprobiert. Das ist Yoga, das du an Tüchern machst, die von der Decke hängen – also mit einer Menge Akrobatik dabei. Mega toll!
Aber auch wenn das Sportangebot toll ist, kann der Ort trotzdem kein gutes Reiseziel sein. Nehmen wir zum Beispiel Kapstadt. Das ist DER Kitespot schlechthin. Nur: Das Wasser ist eiskalt. Du brauchst also zum Kiten einen Wetsuit. Und ich Frostbeule habe darauf einfach wenig Lust. Außerdem ist es eine Stadt. Das gibt schon wieder einen Minuspunkt.
Ein anderer Punkt: Manchmal gibt es tolle Kite-Orte, sie sind aber zu „umständlich“. Da fällt mir direkt Tarifa ein. Dort ist es schön warm, du kannst super kiten – aber du brauchst ein Auto, um an die verschiedenen Kitestrände zu kommen. Das ist eher nicht so cool. Zu Fuß, Fahrrad, Roller – ok. Aber wenn ich extra ein Auto mieten muss, dann streiche ich den Ort eher wieder von meiner Liste. Auch hier brauchst du einen Wetsuit. In Griechenland auf Lemnos ist das schon wieder etwas anderes.
3. Ernährung
Genauso wichtig wie Wärme und Sport ist für mich gesundes Essen. Ich bin Veganer, deshalb muss auch das Angebot an veganer Nahrung unbedingt da sein. Es ist wirklich anstrengend, wenn du dich gesund ernähren möchtest – und dann es gibt überall nur frittierte Fleischspieße und sowas.
Es gibt eine App, die heißt HappyCow – damit kannst du beispielsweise checken, ob es vegane Restaurants in der Nähe gibt. Allerdings koche ich meistens eh selbst. Ein Supermarkt oder lokaler Foodmarkt reicht mir deshalb schon.
Da ich ständig an anderen Orten lebe, ist es mir außerdem extrem wichtig, dass ich eine eigene Küche habe. Habe ich das nicht, werde ich nach einiger Zeit unzufrieden. Ständiges Essen in Restaurants schadet auch ganz schön dem Geldbeutel. Eine kleine Ausnahme ist da Südostasien. Hier macht es tatsächlich oft keinen Sinn, selbst zu kochen. Esse ich außerhalb, schaue ich aber immer darauf, dass kein Glutamat (MSG) im Essen ist – oder ich frage nach.
4. Community
Und schließlich ist es mir wichtig, dass ich Leute treffen kann, die ich mag – egal, ob es Freunde sind oder Locals, die ich vom letzten Aufenthalt kenne. Ich brauche immer diesen inspirierenden Vibe einer Community. Deshalb schaue ich auch sehr oft, wo gerade wer ist, wenn ich Reiseziele auswähle. Nur weil ich Reise, bedeutet das ja nicht, dass ich isoliert lebe. Auch unterwegs kannst du immer wieder „deine Leute“ treffen. Und dabei natürlich auch neue spannende Menschen kennenlernen.
Neben der Digitale-Nomaden-Community kommt da ganz klar auch die Kitesurf-Community in Frage.
Meine Top-Reiseziele, bei denen meine Kriterien passen
Du fragst dich, welche Orte ich empfehlen kann, die auf die meisten oder alle oben genannten Kriterien passen? Dann lies weiter!
1. Berlin
In Berlin ist im Sommer warm (Kriterium 1), auch wenn es sich natürlich um eine Großstadt handelt und der Stresspegel sehr hoch ist. Dafür gibt es eine Menge Sportangebote (Kriterium 2). Vor allem seit ich den Urban Sports Club entdeckt habe, mit dem du richtig viel Sport ausprobieren kannst. Das Gute daran: Du kannst jeden Monat kündigen. Dazu kommt: Berlin ist ein richtiger Vegan-Hotspot (Kriterium 3), das Ernährungsangebot stimmt also auch! Und ganz wichtig: In Berlin gibt es eine großartige Startup- und Entrepreneur- Community (Kriterium 4). Ich habe hier viele Freunde und Bekannte, kann es also immer mal wieder eine ganze Weile in Berlin aushalten. Berlin ja – aber nicht für zu lange. In Kürze geht es für mich nochmal drei Wochen zurück nach Deutschland, aber dieses Mal werde ich hauptsächlich im Rheinland sein.
2. Ko Pha-ngan
Der absolute Vorteil von Ko Pha-ngan in Thailand ist das großartige Wetter (Kriterium 1), wenn man mal von der Regenzeit absieht. Fürs Kiten ist der Wind nicht ganz so dolle, deshalb gibt es keine volle Punktzahl bei Kriterium 2. Aber: Für Yoga ist es wunderbar. Gesund und vegan essen ist super möglich (Kriterium 3) – und die Community ist großartig (Kriterium 4). Dafür musst du ein bisschen länger dableiben, Workshop-Angebote wahrnehmen und dich ein bisschen auf die Leute einlassen. Aber dann hast du die Möglichkeit, supernette und inspirierende Leute kennenzulernen – gerade im Bereich Yoga, Spiritualität und Achtsamkeit. Ko Pha-ngan hat auch eine tolle Facebook-Community, über die du immer erfährst, was gerade so los ist.
3. Jericoacoara
Jeri ist einer meiner absoluten Lieblingsorte auf der Welt, was auch der Grund ist, warum ich mehrere Monate im Jahr hier verbringe. Das Wetter ist der Hammer, die Natur wunderschön (Kriterium 1), außerdem gehört Jeri zu den weltweit besten Kite-Spots und es gibt eine richtig tolle Zumba-Gruppe (Kriterium 2). Ich habe mir dort eine mega Community aufgebaut, kenne mittlerweile die Locals, die ganzen Kite-Lehrer und habe viele Freunde (Kriterium 4). Ich freue mich jedes Mal, wenn ich zurück nach Jeri komme. Solange du selber kochst, ist vegan Essen auch richtig einfach möglich (Kriterium 3). Es gibt viele Superfoods wie Acai, frische Mango, Süßkartoffeln, Tapioka usw. Einmal in der Woche gibt es einen Organic Market. Jeri checkt halt alle vier Punkte ab. Seit diesem Jahr hat Jeri sogar Fiber Internet – und das obwohl alle Straßen nur aus Sand bestehen. Der Ort ist einfach magisch!
Du bist neugierig? Dann schau mal in unser Follow-us-around-Video:
4. Lissabon
Die Hauptstadt von Portugal erfüllt ebenfalls viele Punkte auf meiner Checkliste. Es ist zwar auch eine Großstadt, aber viel entspannter als Berlin – und vor allem ist sie wärmer und etwas kleiner (Kriterium 1). Es gibt eine tolle Vegan-Szene (Kriterium 2) und auch Kiten ist möglich (Kriterium 3), obwohl man dafür ein wenig rausfahren muss. Auch das Wasser ist kalt (siehe Kapstadt). Neben Berlin hat Lissabon eine der größten Startup- und Entrepreneur-Szenen und deshalb eine echt tolle Community (Kriterium 4). Grund genug, immer mal wieder ein bisschen Zeit in dieser Stadt zu verbringen. Wenn dir die Stadt zu viel wird, kannst du einfach ein bisschen an Portugals wilder Westküste entlangcruisen – und statt des Kiteboards vielleicht auch mal das klassische Surfboard hervorzücken.
5. Keros
Kennst du Keros auf der griechischen Insel Lemnos? Wenn nicht, kann ich dir diesen Ort nur empfehlen. Dort gibt es Natur pur und richtig heißes Wetter (Kriterium 1). Du kannst dort großartig kiten (Kriterium 2) und die Griechen gehören neben den Brasilianern und den Thais zu den nettesten Leuten überhaupt (Kriterium 4). Einzig das mit dem veganen Essen ist ein bisschen schwierig – aber machbar. Auf Inseln ist es natürlich immer ein wenig schwierig – dazu kommt, dass Keros so klein ist, dass es nur ein paar kleine Lädchen gibt. Aber auch das dritte Kriterium kann ich abhaken, indem ich beide Augen etwas zudrücke. Ich nehme mir einfach ein paar Sachen mit (z. B. Chiasamen) und habe mittlerweile auch einen Kokosöl-Lieferanten ausgemacht, den mir eine dortige Yogalehrerin empfohlen hat. Gewusst wie!
Und du?
Hast du dir schon mal überlegt, was deine Kriterien sind, nach denen du Reiseziele auswählst? Wenn nicht: Denke einfach mal frei drauflos! Deine Punkte kannst du natürlich auch noch unterschiedlich stark priorisieren – je nachdem, was dir gerade besonders wichtig ist. Hast du deine Kriterien zusammen, fällt dir die Reiseplanung um einiges leichter – und du kannst entspannt durch die Welt ziehen, weil die Chance sehr groß ist, dass du dich dort, wo du ankommst, auch wohlfühlst.
Wenn du noch keine Ahnung hast, weil du vielleicht noch nicht viel gereist bist, dann probiere es einfach aus! Nur so lernst du deine Bedürfnisse kennen. Und wenn du an einem Ort landest, der dir gar nicht gefällt, dann weißt du es beim nächsten Mal besser!
Was brauchst du an fremden Orten unbedingt – und was geht für dich gar nicht? Ich freue mich auf deine Kommentare!
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